♡168. Wahlergebnisse und Neuigkeiten

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Primus beeindruckte und überraschte alle, als er keine halbe Stunde später mit seiner Familie im Ministerium eintraf, vielleicht aber ganz besonders seinen Sohn. In einem schlichten dunkelgrauen Umhang betrat er mit erhobenem Haupt die Eingangshalle, an seiner Brust blitzen seine Orden, die er wie der Rest der Familie am heutigen Tag – einem offiziellen Anlass, wie es sich gehörte – trug. Der einzige Farbtupfer in seiner Kleidung war eine Krawatte in den Gryffindor-Farben. Er hatte Willow, die eng an seiner Seite ging, vertrauensvoll eine Hand auf den Rücken gelegt und keiner der beiden ließ sich von den aufblitzenden Lichtern der Fotografen in der Eingangshalle stören. Sie lächelten freundlich in die Kameras, setzten aber unbeirrt ihren Weg fort ohne für ein Interview stehen zu bleiben. Schweigend fuhren sie mit dem Aufzug nach oben, wo es Sirius war, der die Tür zum Konferenzraum öffnete und den Raum als Erster betrat, um sicher zu stellen, dass alles in Ordnung war. Erst danach war es an Primus und Willow, gefolgt von James, Lily mit Harry auf dem Arm und Dorcas einzutreten. Primus' Blick schweifte kurz durch den Raum, bevor er mit festen Schritten auf Alfred Barnebee und dessen Frau zuging, um diese zu begrüßen. James war sich nicht sicher, ob er seinen Vater jemals zuvor mehr respektiert hatte als in diesem Moment. Barnebee hatte Primus und seine Familie brüskiert und aufs Schlimmste verunglimpft und trotzdem stellte er sich nun vor ihn und reichte ihm die Hand, erwies ihm Respekt. Das ehemalige Gamotsmitglied starrte Primus allerdings an, als sei er ein ekliges Insekt, bevor er sich schließlich umwandte und die dargebotene Hand damit ausschlug. Ohne sich auch nur etwas anmerken zu lassen, bewegte sich Primus nun auf die andere Seite des Raums.

„Clifford", sagte er mit einem merkwürdigen Unterton in der Stimme und reichte seinem früheren Freund die Hand, der sie ohne zu zögern ergriff.
„Primus, es ist so viele Jahre her."
James' Vater nickte langsam.
„Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit", antworte er ohne Bitterkeit. „Danke, dass du bei Moodys Beerdigung warst."
Verwundert horchte James auf. Clifford Greengras bei der Beerdigung der Opfer des Krieges?
„Er war mein Freund, Primus, genauso wie du."
Eine Weile ließ Primus seinen Blick einfach nur auf seinem ehemaligen Freund ruhen.
„Warum bist du hier, Clifford?", fragte er schließlich.
„Um mich endlich meiner Verantwortung zu stellen", kam die prompte Antwort, die Primus tatsächlich zufrieden zu stellen schien.
„Besser spät als nie." Überraschenderweise begann Primus zu grinsen und begrüßte dann Cliffords Familie.

„Was bitte war das denn?", fragte Sirius neben James leise, doch der zuckte nur mit den Schultern.
„Ich habe nicht die geringste Ahnung. Dad hat kein Wort gesagt. Ich weiß nur, dass die beiden früher befreundet waren und es nicht mehr sind."
Sie kamen nicht dazu, sich weiter über das wunderliche Verhalten von Primus Gedanken zu machen, weil es in diesem Moment an der Tür klopfte. Einer der anwesenden Auroren eilte zur Tür und die Erste Untersekretärin streckte ihren Kopf in den Raum.
„Die Ergebnisse liegen vor, Herr Minister", teilte sie mit.
„Kommen Sie herein, Agatha, kommen Sie herein", forderte Primus die Frau auf.
Alle Augen lagen auf ihr, während sie zum Tisch ging und einen Stapel Pergamente ablegte. Dann begann sie, langatmig noch einmal das Wahlprozedere zu erklären, das eigentlich allen bereits bekannt war. Sie sprach von einer Wahlbeteiligung in den verschiedenen Wahllokalen und dass alles vollkommen sicher und ohne Probleme abgelaufen sei.
„Kommen wir zum Ergebnis. Das Beste vorab. Wir haben ein sehr eindeutiges Wahlergebnis. Eine Stichwahl ist also nicht nötig. Demnach fallen vier Prozent aller abgegeben Stimmen auf Mr. Barnebee. Fünfundzwanzig Prozent der Stimmen auf Mr. Greengrass und einundsiebzig Prozent auf Mr. Potter."
Sie rollte ihr Pergament ein und reichte Primus, der vollkommen verdattert dreinblickte, die Hand.
„Meinen Glückwunsch, Mr. Potter", sagte sie lächelnd.
„Betrug!", schrie Barnebee plötzlich. „Wahlbetrug! Nie und nimmer können diese Zahlen stimmen. Das ist gefälscht. " Seine Stimme überschlug sich fast vor Wut. „Er..."
„Jetzt reicht es", unterbrach Primus ihn mit strenger, aber ruhiger Stimme. „Sie kannten das gesamte Prozedere vorher, Alfred. Sowohl Sie als auch Clifford haben es unterschrieben. Sie konnten Wünsche und Änderungen einbringen und haben es nicht getan. Die Vereinigung Internationaler Zauberer hat das Konzept durchgängig gelobt, denn ich habe es ihnen vorgelegt, obwohl ich dazu nicht verpflichtet war. Ich habe die Nase gestrichen voll von ihren Stänkereien. Meine Familie hat ihr Leben mehr als einmal riskiert, um dieses Land von den Todessern zu befreien, während Sie Lügen über uns verbreiten. Sollten Sie es noch einmal wagen, solche Anschuldigen zu erheben, werden Sie sich vor dem Gamot wiederfinden und zwar wegen Rufmord und Verschwörung gegen das Ministerium." Niemand im Raum zweifelte daran, dass Primus es ernst meinte, scheinbar auch nicht Alfred Barnebee, denn er schwieg plötzlich.
„Jonathan, Frank, wären Sie vielleicht so nett, Mr. und Mrs. Barnebee nach draußen zu begleiten? Teilen Sie doch bitte auch gleich dem Besucherdienst mit, dass die beiden zukünftig eine schriftliche Genehmigung des Ministers oder seines Stellvertreters benötigen, wenn Sie das Ministeriumsgebäude betreten möchten, ja? Vielen Dank."
Die beiden nickten und verschwanden mit dem verblüfften Ehepaar Barnebee aus dem Konferenzraum. Primus atmete tief durch und ließ sich dann auf einen der Stühle fallen. Willow war sofort an seiner Seite, sank auf die Knie und lehnte ihre Stirn an seine.
„Bei Merlin", flüstere er und ergriff die Hand seiner Frau. „Damit habe ich nicht gerechnet, Willow."
Sie lachte kurz auf. „Ich weiß", bestätigte Willow, erhob sich und reichte ihrem Mann die Hand, um ihm aufzuhelfen. Erst als er stand, hauchte sie ihm einen Kuss auf den Mund.
„Herr Minister", sagte sie und senkte gespielt respektvoll den Kopf. Primus grinste und schüttele den Kopf.
Es war eine rührende Szene, die sich vor den Augen der Anwesenden abspielte und erst nachdem James seinem Vater gratuliert hatte, wagten es auch die anderen.

"Der heutige Tag ist ein bedeutender. Für jeden Einzelnen von Ihnen, für unsere Gemeinschaft und natürlich auch für meine Familie und mich." Kameras blitzten auf und Federn kratzten über Pergament, während Primus diese Worte sprach, die sogar live im Magischen Rundfunk übertragen wurden. „Wir alle –mich selbst eingeschlossen- haben heute zum ersten Mal in der Geschichte gemeinsam frei und demokratisch zu entschieden, wer die Geschicke unserer Gemeinschaft in den nächsten fünf Jahren lenken soll. Es war kein leichter Weg bis zu diesem Tag, das muss ich niemanden von Ihnen erzählen. Sie alle in diesem Land haben in den letzten Jahren mitgelitten. Aber am Ende dieses Weges steht das größte Gut, das man als Mensch hat: Freiheit. Mit schier überwältigender Mehrheit haben Sie alle mich heute in einem Amt bestätigt, welches ich vor dem Krieg niemals angestrebt habe und ohne diesen wohl auch nie angenommen hätte. Als man in jener Nacht auf mich zukam und mich darum bat, die Führung des Ministeriums provisorisch zu übernehmen, habe ich dem zugestimmt, weil es getan werden musste und ich wusste, dass es nur für eine begrenzte Zeit war. Ich war niemals ein Mann, der nach Macht gestrebt hat und ich werde es auch niemals sein, allerdings habe ich nach kurzer Zeit festgestellt, dass das Amt als Zaubereiminister für mich etwas mit sich brachte, mit dem ich niemals gerechnet hatte: tiefe Befriedigung. Ich wollte schon immer die Welt verbessern, aus diesem Grund bin ich Auror geworden. Aber erst als Minister konnte ich es wirklich. Einzig darum bin ich selbst wieder zur Wahl angetreten: Weil ich mit meinen Vorstellungen zur Verbesserung unserer aller Leben noch nicht am Ende bin. Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden und Gleichheit, das ist es, woran wir während meiner Amtszeit im Wesentlichen weiter arbeiten werden, und ich kann Ihnen allen versichern, dass ich mich mit ganzen Herzen darauf freue, diese Aufgabe anzunehmen, und zwar als Ihr erster gewählter Minister für Zauberei. Ich verspreche allen, die mir Ihr Vertrauen geschenkt haben: Ich werde Sie nicht enttäuschen!" Primus machte eine kurze Pause und lächelte in die Kameras. Er wusste, dass er die Wahlergebnisse nicht zu verkünden brauchte. Eine Hexe von den Magischen Nachrichten hatte das bereits im Radio getan und die anwesende Presse hatte sie ebenfalls schon erhalten. „Viele von Ihnen werden wissen, dass ich bisher keinen Stellvertreter benannt hatte. Eine Tatsache, die ich heute ändern möchte. Sie alle kennen ihn, auch wenn sie Ernennung vielleicht eine Überraschung ist. Mein Stellvertreter ist Clifford Greengrass."

James Potter und das Erbe GryffindorsDove le storie prendono vita. Scoprilo ora