♡ 55. Madam Malkins

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Der weißhaarige Zauberer traf nur wenige Minuten später im Haus der Potters ein. Er wirkte besorgt, als er sich an den Küchentisch setzte. Seine blauen Augen starrten James unverwandt an.
„James, sag mir, was passiert ist." Er versuchte, seine Stimme beruhigend klingen zu lassen, aber ihm war durchaus bewusst, dass etwas sehr ungewöhnliches geschehen sein musste, damit Willow ihn so dringend bat, zu ihnen zu kommen. Sie hatte nur gesagt, dass es um Lily und James ging.
James erwiderte den Blick seines Patenonkels und reichte ihm die Pergamente. Dumbledore las sie schweigend. Nachdem er geendet hatte, fixierten seine blauen Augen James erneut.
„Sosehr es mich fasziniert, dass die Legende um den Erben Gryffindors tatsächlich wahr ist, sosehr beunruhigt mich die Prophezeiung." Sein Blick wanderte kurz zu Lily und sie fühlte sich alleine durch die Gegenwart dieses mächtigen Zauberers beruhigt. „Allerdings möchte ich Euch sagen, dass eine Prophezeiung nie wahr werden muss. Es ist Euer Vorteil, dass Ihr sie nun kennt, denn so könnt Ihr die Zukunft noch ändern." James hatte seinem Patenonkel schweigend zugehört.
„Du hast Recht, Albus. Wir können dies noch ändern. Und es gibt einen relativ klaren Weg. Wir müssen Voldemort besiegen, damit unser Sohn dies nicht tun muss." James' Kampfgeist war erwacht und mit ihm auch der seiner Familie. Sie wirkten entschlossen und der Gryffindormut kam bei allen zum Vorschein. Was auch bei sechs Gryffindors in einem Raum kein Wunder war.

Sie sprachen noch Stunden über die Prophezeiung und entsprechende Maßnahmen. Lily wollte mit ihrer Schwester sprechen und versuchen, eine Versöhnung herbeizuführen, damit, wenn alle Pläne fehlschlugen, Petunia ihren Sohn mit Liebe aufziehen konnte. James gab Albus das Schwert mit, als dieser sich gegen Abend verabschiedete, um nach Hogwarts zurückzukehren. Sollte ihnen wirklich etwas zustoßen, musste ihr Sohn eine Möglichkeit haben, an das Schwert heranzukommen. Wo würde dies besser möglich sein, als in Hogwarts. Es war schwer vorstellbar, dass keiner der Menschen, die sie liebten, in der Lage sein würde, ihren Sohn aufzuziehen.

Die Stimmung beim Abendessen blieb gedrückt, doch irgendwann wurde es James zu viel.
„Wir sollten das Thema nun vorerst abschließen. Unser Einfluss auf die Zukunft ist im Moment eher begrenzt. Lasst uns bitte, egal was diese Prophezeiung sagt, leben." Lily konnte ihm nur zustimmen. Trübsal blasen half ihnen nicht. Sie mussten nach vorne sehen und sich möglichst gut auf das vorbereiten, was auf sie zukommen würde. Auch wenn ihr die Vorstellung, dass ihr Sohn vielleicht ohne Eltern aufwachsen musste, schier das Herz brach. Sie schluckte alle schlechten Gedanken herunter und machte den Versuch eines Lächelns.

„Dann lasst uns doch nun endlich Pläne für die Hochzeit machen." Kurz darauf war die Stimmung im Hause Potter um einiges besser. Die Prophezeiung war nicht vergessen, rückte aber in die Hintergrund. Lily und James berichteten den anderen von ihren Plänen und diesmal waren die Tränen, die in Willows Augen glitzerten, vor Rührung und nicht vor Angst.
„Krone, ich kann es wirklich nicht glauben, dass du heiratest. Als erster unseres Jahrgangs." Sirius' Stimme klang euphorisch und das, obwohl er immer derjenige gewesen war, der sich so gegen eine feste Beziehung gewehrt hatte. Dorcas schien einen sehr positiven Einfluss auf ihn zu haben.
„Was wolltest du uns eigentlich vorhin sagen?" James sah seinen besten Freund neugierig an. Über seinen eigenen Problemen hatte er vollkommen vergessen, dass sein bester Freund die beiden Tage nach dem Abschluss bei seinem Onkel in London verbracht hatte.
„Ich habe eine Wohnung gefunden." Sirius grinste. Willow erstarrte einen kurzen Moment, bevor sie in ein fröhliches Lachen ausbrach.
„Oh, Sirius, das ist wundervoll. Auch wenn wir dich vermissen werden, ist es schön, dass du endlich auf eigenen Beinen stehen kannst." Sirius' Onkel Alphard hatte ihm vor einigen Wochen einen Brief geschrieben, dass er Sirius gerne im Kampf gegen den dunklen Lord unterstützen wolle und ihm Gold aus seinem eigenen Vermögen zur Verfügung stellen würde. Nun konnte Sirius sich wie Lily und James ausschließlich dem Widerstand widmen und war nicht vom Geld der Potters abhängig, was ihm immer sehr schwer gefallen war.

In den nächsten Tagen begannen die drei Absolventen, sich außerhalb der Schule einzuleben und die Prophezeiung rückte tatsächlich vollkommen in den Hintergrund. Sirius unterschrieb den Mietvertrag für eine kleine Wohnung in London in der Nähe der Winkelgasse. Lily und James begleiteten ihn nach London zur Vertragsunterschrift und suchten in der Zeit Pergament und Tinte für Ihre Hochzeitseinladungen aus. Sie hatten sich für Rot und Gold entschieden, die Farben von Gryffindor. Schließlich schien ihr Leben untrennbar mit Gryffindor verbunden. Außerdem sprachen sie mit Eeylops Eulenkaufhaus, um sich dort Eulen für den Versand der vielen Hochzeitseinladungen zu leihen. Albus und die beiden anderen Eulen der Potters würden sonst Wochen brauchen, um die vielen Einladungen zu überbringen. Sie suchten Blumen und einen Teppich aus und bestellten ein Zelt. Kaum hatten sie alles geklärt, da klimperte Sirius mit den Schlüsseln vor ihren Nasen. Gemeinsam sahen sie sich seine neue Wohnung an, bevor sie zurück nach Hause apparierten.

Beim Abendessen machte Willow schließlich den Vorschlag, dass Lily doch am nächsten Tag mit ihren Freundinnen nach einem Brautkleid schauen konnte.
„Gerne, aber nur wenn du uns begleitest." Lily lächelte Willow an und als diese nickte, verschwand sie schnell zum Kamin um mit Sage und Morgan zu sprechen. Beide stimmten jubelnd ein und so trafen sie sich am nächsten Morgen zum Frühstück im Tropfenden Kessel. Obwohl Lily sehr aufgeregt war, schafften sie es dennoch, ausgiebig zu frühstücken. Tom, der Wirt, servierte den Frauen alles, was das Herz begehrte.
„Müssen wir eigentlich nach Muggellondon? Ich habe in der Winkelgasse noch nie so etwas wie einen Brautladen gesehen." Sie sah ihre reinblütigen Begleiterinnen an und hoffte, dass eine von ihnen eine Idee hatte. Willow lächelte wie immer und Lily wunderte sich wie so oft über ihre Gelassenheit.
„Du wirst dich wundern, was es in der Winkelgasse alles gibt. Lass dich überraschen."
Kurz darauf standen sie vor Madam Malkins. Lily sah Willow verwirrt an. Hier gab es doch nur Umhänge.
„Willow, ich wollte allerdings ein richtiges Brautkleid."
„Ich weiß. Kommt." Sie zog Lily in den Laden und Sage und Morgan folgten ihnen. Madam Malkin selbst begrüßte sie freudig.
„Willow, wie schön dich zu sehen." Ihr Blick fiel auf Lily. „Oh, ich nehme also an, die Gerüchte stimmen." Die Stimme der freundlichen älteren Hexe klang aufgeregt.
„Kendera, ich freue mich auch, dich zu sehen. Und ich möchte Dir Lily Evans vorstellen, meine zukünftige Schwiegertochter." Madam Malkin reichte Lily freudig die Hand.
„Wie wundervoll, Sie kennenzulernen, Miss Evans. Der Prophet hat ja bereits einiges über sie berichtet. Ich vermutete, nur die Hälfte davon stimmt." Die stämmige Hexe wurde Lily von Sekunde zu Sekunde sympathischer. „Ich gehe also richtig in der Annahme, dass Sie auf der Suche nach einem Brautkleid sind." Lily erwiderte die Begrüßung freundlich und bestätigte die Vermutung. Daraufhin führte Kendera Malkin sie in einen separaten gemütlichen Raum mit einigen bequemen Sesseln und brachte ihnen Kataloge.
„Meine Liebe, suchen Sie sich in aller Ruhe ein paar Kleider aus, die Ihnen gefallen würden. Ich hole Ihnen etwas zu trinken und bin bald wieder für sie da." Jede der Frauen nahm sich einen Katalog und blätterte begeistert darin. Eins der Kleider war schöner als das andere. Als Madam Malkin schließlich zurückkehrte, hatte Lily einen eindeutigen Favoriten. Es waren mehrere Kleider, die ihr gefallen hatten, aber bei diesem war es Liebe auf den ersten Blick. Madam Malkin musterte das Kleid, kurz bevor sie nickte.
„Sehr schöne Wahl, Miss Evans. Ich bin mir sicher, es wird an Ihnen ganz wundervoll aussehen. Bei der Familie, in die sie einheiraten, werden sie sicherlich eine ganz außergewöhnliche Hochzeit haben und dazu gehört auch ein aufsehenerregendes Kleid. Bitte stellen Sie sich doch dort vor den Spiegel." Lily tat wie ihr geheißen und Madam Malkin hob den Zauberstab. Nur Sekunden später hatte Lily nicht mehr ihren Umhang an sondern einen Traum aus cremefarbener Spitze und Seide.
Ihr eigener Anblick im Spiegel rührte sie fast zu Tränen und ein Blick auf Willow verriet ihr, das diese, ebenso wie Sage und Morgan, die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte.
„Wie..?" Lily wollte fragen wie Madam Malkin das gemacht hatte, doch diese ließ sie gar nicht zu Ende sprechen.
„Illusionszauber. Ich kann jedes Kleid aus diesen Katalogen so beschwören, dass es aussieht, als würden sie es tragen. Wollen Sie sich ein weiteres Modell ansehen?"
Lily sah ihrer zukünftigen Schwiegermutter in die Augen und dann ihren besten Freundinnen. Alle nickten.
„Nein, ich glaube, das hier ist es." Lily strahlte, als Madam Malkin ihr erklärte, dass sie nächste Woche zur ersten Anprobe kommen könne. Und eine Woche später wäre es dann sogar schon fertig.

James Potter und das Erbe GryffindorsDove le storie prendono vita. Scoprilo ora