♡185. Gefährliches Geheimnis

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Willow atmete tief durch, bevor sie fortfuhr: „Ihr solltet wissen, dass Potentia während ihrer Schulzeit einen Freund hatte, eigentlich sogar mehr. Die beiden wollten heiraten. Auch wenn die Verlobung nie offiziell war, so hatten sie einander versprochen, im Sommer nach dem Abschluss zu heiraten. Damals war es allerdings unter vielen reinblütigen Familien üblich, für ihre Kinder, und besonders ihre Erstgeborenen, bereits in deren frühsten Kindheitstagen den passenden Ehepartner zu suchen. Und so war auch Andrew, Potentias Freund und reinblütiger Slytherin, bereits verlobt, als er sich in Potentia verliebt hat."
„Ein Slytherin? Das hätten deine Eltern niemals akzeptiert."
„Auch wenn sie mir später ebenfalls mit der Verlobung mit einem Slytherin gedroht haben, gebe ich dir Recht, James. Sie hätten Andrew niemals akzeptiert. Meine angedrohte Verlobung war nur eine Finte, damit ich in die Verlobung mit Primus einwillige. Potentia wusste, das unsere Eltern niemals einen Slytherin in der Familie akzeptieren würden, doch ihre Liebe zu Andrew war stärker.
Seine bestehende Verlobung wurde gelöst und seine Eltern gaben den Segen zu einer Hochzeit mit Potentia."
„Aber...", fiel James seiner Mutter ins Wort, wurde aber direkt wieder unterbrochen.
„Aber sie hat niemals geheiratet, das ist richtig. Andrew wurde einen Tag bevor er bei unseren Eltern um Potentias Hand bitten konnte, angegriffen und schwer verletzt. Von einem Werwolf. Es war seine Mutter, die Potentia einen Brief schrieb, um ihr mitzuteilen, dass Andrew sein Versprechen nicht einhalten würde und sie nicht nach ihm suchen soll."
In Willows Augen glitzerten Tränen, während sie die letzten Worte sprach.
„Potentias ehemaliger Verlobter ist ein Werwolf?" , hakte James nach und seine Mutter nickte langsam. Lily runzelte die Stirn.
„Sie wäre niemals Ministerin geworden, wenn sie mit ihm zusammengeblieben wäre."
Abermals nickte Willow.
„Und Andrew wusste, dass sie sich für ihn entschieden hätte, also hat er ihr keine Wahl gelassen. Er war ebenso ein glühender Verfechter der Rechte von Magischen Wesen wie Potentia selbst."
„Wie furchtbar." Lilys Stimme klang traurig, voller Mitleid für die junge Frau, die ihre Liebe auf solch drastische Weise verloren hatte.
„Sie hat niemals aufgehört ihn zu lieben und um das Ende dieser Liebe zu rechtfertigen, hat sie mit solchem Nachdruck die Reformen angestrebt. Würde heute allerdings bekannt werden, dass ihre Beziehung endete, weil Andrew von einem Werwolf gebissen worden ist, würde das unsere Gesellschaft um Jahre zurückwerfen."
„Niemand würde mehr glauben, dass Potentia wirklich so tolerant ist, wie sie immer vorgibt", bestätigte James.
Willow nickte.
„Das ist der Grund, warum Potentia diese Informationen für sich behalten hat und auch dafür, dass sie nach dem Krieg nicht wieder in ihr Amt zurückkehren wollte."
„Das also meinten sie damit, dass sie ihr Geheimnis offenbaren werden, sollten wir uns nicht an die Vorgaben halten." James presste den Kiefer zusammen. „Es würde nicht nur Potentias Ruf zerstören, sondern unseren gleich mit. Der Orden des Phönix, unsere Arbeit während des Krieges und danach, all das wäre umsonst gewesen, weil niemand dem mehr Glauben schenken würde."
„Das können wir nicht zulassen. Irgendeine Lösung muss es geben", sagte Lily vehement.
„Meine Leute suchen nach weiter nach den Entführten. Mehr können wir derzeit nicht machen. Nicht, bevor ich nicht neue Anweisungen erhalte." James' Blick glitt über die blasse Gestalt seines Vaters. „Insofern sein Zustand sich nicht bis morgen verbessert hat, muss ich den ersten Untersekretär informieren, damit er die Amtsgeschäfte vorübergehend an die verbliebenen Großmeister des Gamots übergeben kann."
Weder Willow noch Lily widersprachen James.
„Du solltest mit Harry und Morgan nach Hogwarts gehen, so lange die Situation nicht unter Kontrolle ist. Dort bist du sicherer als irgendwo sonst." James sah seiner Frau fest in die Augen und Lily wusste, dass er nicht mit sich sprechen lassen würde, außerdem stand die Sicherheit ihrer Kinder an erster Stelle, also nickte sie, wenn auch zögerlich.
„Sage wird ebenfalls zu dir stoßen, das habe ich bereits mit Jonathan besprochen." Er sah zu seiner Mutter. „Du bist hier sicher, falls du im Hospital bleiben willst, die Anzahl der Auroren wird nicht verringert."
„Ich bleibe bei Primus", sagte Willow und James nickte bestätigend.
„Das habe ich bereits vermutet." Tiefe Sorgenfalten zogen sich durch sein Gesicht. „In vier Tagen ist Vollmond", sagte er dann plötzlich. „Ich muss mit Remus sprechen, also begleite ich euch nach Hogwarts."
Er umarmte seine Mutter, dann legte er für einige Sekunden seine Hand auf die seines Vaters.
„Solltest du mich brauchen, schick mir einen Patronus. Ich komme so schnell wie ich kann", sagte er dann an Willow gewandt. „Ich wünschte, ich könnte bei euch bleiben."
„James, das weiß ich und dein Vater hat dich nicht ohne Grund für diese Aufgabe berufen. Bring Sirius seine Familie zurück."
Er nickte entschlossen, dann hob er seinen schlafenden Sohn auf die Arme. Einige Sekunden musterte er das friedliche Gesicht von Harry schweigend.
„Lass uns gehen", meinte er dann zu Lily. Sie verabschiedete sich von ihrer Schwiegermutter und folgte James dann mit Morgan auf dem Arm.

„Jedes Mal, wenn wir herkommen, habe ich das Gefühl unsere Schulzeit liegt Ewigkeiten zurück", sagte James nachdenklich als sie den Kamin in Lilys Büro verließen, dann richtete er den Zauberstab auf den Kamin. „Es ist zu unsicher, den Zugang über das Flohnetzwerk offen zu lassen – auch nicht nach Lions High oder zu uns."
„Ich möchte helfen, James."
„Nein", entfuhr es ihm unwillkürlich, so fest und vehement, dass Lily zusammenzuckte. Er legte Harry auf dem Bett in Lilys kleinem Büroschlafzimmer ab, nahm ihr Morgan ab und bettete sie neben ihren Bruder. Dann legte er die Hände auf Lilys Schultern und sah ihr in die Augen. „Es ist zu gefährlich, Lily. Nicht, weil du dem nicht gewachsen bist, ich wüßte niemanden, den ich lieber an meiner Seite hätte, aber dieses Mal ist es wichtiger, dass unsere Kinder sicher sind." Er schluckte. „Ich will nicht, dass sie ohne Eltern aufwachsen, nachdem wir es im Krieg gerade so verhindern konnten."
„James....", begann Lily, doch er unterbrach sie fast rüde.
„Versprich mir, dass du hier bleibst, Lily, egal was geschieht, zumindest solange Hogwarts sicher ist. Harry und Morgan brauchen dich."
„Das kann ich nicht, James." In ihren Augen glänzten Tränen. „Sie sind hier sicher, aber du bist es nicht."
James seufzte.
„Du musst. Die beiden sind wichtiger als ich."
Lily wusste, dass er Recht hatte, dennoch wäre sie am liebsten mit James gegangen aus Angst, dass ihm etwas zustoßen könnte.
„Versprich mir, dass du nach Hause kommst", forderte sie stattdessen.
James legte ihr eine Hand auf die Wange und zog sie an sich.
„Ich werde nach Hause kommen, Rotschopf." Der sanfte Kuss, den er ihr eigentlich geben wollte, wandelte sich schnell zu einem leidenschaftlichen, fast verzweifelten, dann strich er ihr abermals über die Wange, bevor er ihr Büro verließ.
Lily ließ sich erschöpft auf einen der Sessel fallen und fragte sich, wie ein so schöner Morgen in solch einem Desaster hatte enden können. Ihre Gedanken wanderten zu Sirius, der sicherlich Todesängste durchstand. Irgendwann, nachdem sie lange gedankenverloren in das flackernde Feuer ihres Kamins gestarrt hatte, raffte sie sich auf und kuschelte sich zu ihren Kindern ins Bett. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es bis zum Frühstück gerade noch drei Stunden waren.

James Potter und das Erbe GryffindorsWhere stories live. Discover now