♡181. Alternative

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James wandte sich nur kurz an Remus, um ihn ebenfalls zu begrüßen, dann sah er seine Frau strafend an.
„Du wusstest es?"
„Natürlich", entgegnete Lily vollkommen ungerührt. „Schon seit Anfang an. Sage ist meine beste Freundin Was glaubst du?"
„Und du sagst kein Sterbenswort?" James zog die Augenbrauen fragend nach oben.
„Ich habe es ihr versprochen, also nein."
„Frauen." Er schüttelte den Kopf und tauschte einen verschwörerischen Blick mit Remus.
„Wann ist es denn soweit?"
„Im Juli", antworte Jonathan und es dauerte nur Sekundenbruchteile, bis James begriff.
„Unsere Kinder werden in Hogwarts in einem Jahrgang sein", stellte er fest.
„Mach den Mund wieder zu, Tatze. Das sieht albern aus", sagte Remus knochentrocken, aber Lily konnte die Wehmut in seinem Blick ernennen. Das alles musste nicht einfach für ihn sein. Zu sehen, wie seine Freunde Karriere machten, heirateten, Familien gründeten... Sie nahm sich fest vor, die Augen nach einer geeigneten Frau für Remus offen zu halten.
„Mädchen oder Junge?", kam es von der Tür, in der nun auch Alice und Frank standen.
„Beides", antworte Sage. „Wir bekommen Zwillinge."

Nach Sages Ankündigung dauert es eine Weile, bis sich alle so weit beruhigt hatten, dass sie am großen Esstisch der Blacks Platz nehmen konnten. Lily schnappte sich einen Platz direkt neben Remus. Sie wollte an diesem Abend unbedingt mit ihm sprechen.
Sirius verteilte Unmengen an Butterbier, Elfenwein und selbstgekochtem Stew an seine Gäste und nahm dann selbst am Kopfende Platz.
Obwohl sie in ähnlicher Zusammensetzung Weihnachten und Silvester gefeiert hatten, war es doch heute anders. Fröhlich, laut und entspannt. Für einen Moment fühlte sich Lily an jenen Spätsommertag in Hogsmeade erinnert, bevor sie mit James zusammengekommen war, dann wandte sie sich an Remus.
„Wir haben uns lange nicht gesehen", sagte sie ohne einen Hauch von Vorwurf in ihrer Stimme.
Remus nickte leicht. „Ja, es tut mir leid."
„Es gibt nichts, was dir leid tun muss, Remus", schüttelte Lily den Kopf. „Es ist wegen James' Angebot, oder? Deswegen kommst du nicht mehr so oft."
Als er schluckte, wusste sie, dass sie ins Schwarze getroffen hatte, trotzdem antwortete er nicht.
„Ich rede mit ihm."
„Nein", sagte Remus schnell und sehr bestimmt. „Ich weiß, dass er es nur gut meint, aber ich kann nicht im Ministerium arbeiten, Lily." Er machte eine kurze Pause und Lily wartete darauf, dass er weitersprach. „Viele Menschen wissen mittlerweile, was ich bin." Er presste die Zähne zusammen und schluckte dann abermals. „Und auch wenn sich durch die neuen Gesetze langsam aber sicher einiges ändert, bin ich ein Außenseiter. Was glaubst du, wie man über James oder Primus spricht, wenn ich im Ministerium arbeite?"
So traurig es auch war, Lily konnte Remus' Bedenken verstehen.
„Du weißt, dass ihnen das egal ist?"
Remus nickte.
„Natürlich ist es ihnen egal, sie haben noch nie etwas auf die Meinung anderer gegeben. Aber was kann ich noch für eine Meinung von mir haben, wenn ich zulasse, dass der Ruf der Menschen in den Schmutz gezogen wird, die bereits so viel für mich getan haben?"
Lily sah Remus in die brauen, sanften Augen, die gleichzeitig so viel Schmerz und doch so viel Entschlossenheit ausstrahlten.
„Irgendwann, Remus Lupin, wirst du lernen, dass nur dumme Menschen dich über deine Krankheit definieren, bis dahin kann ich nur hoffen, dass du mir nicht gleich genauso aus dem Weg gehst, wie du es bereits bei James machst." Sie musterte ihn einen Moment schweigend. „Du weißt, dass Dumbledore und McGonagall immer noch Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichten?"
Remus nickte stumm.
„Nun, McGonagall hat Albus ein Ultimatum gestellt. Er soll endlich einen neuen Lehrer für diese Stelle finden."
„Lily, nein", unterbrach Remus sie barscher, als Lily es von ihm gewohnt war.
„Vielleicht lässt du mich erst einmal ausreden?", sagte sie mit einem Funkeln in ihren grünen Augen.
„Albus hat ihr gesagt, dass er einen Wunschkandidaten hat, dieser aber sicherlich ablehnen würde, wenn er ihn darauf anspricht. Also hat er mich gebeten."
„Ich kann nicht...", sagte Remus und klang dabei fast hilflos.
„Doch, du kannst und du wirst. Hogwarts braucht dich, Remus. Alle Schulbeiräte haben dem bereits zugestimmt, obwohl sie von deiner Krankheit wissen."
„Lily..."
„Ich bin nicht James, Remus, ich lasse ein 'Nein' nicht gelten. Und Albus tut dies auf keinen Fall aus Mitleid. Er hat niemals einen Lehrer nur aus Mitleid eingestellt, sondern immer nur im Interesse der Schule gehandelt."
„Das weiß ich, aber..."
Lily ließ ihn nicht zu Wort kommen.
„Du willst mir doch nicht weismachen, dass du mit deinem jetzigen Job glücklich bist, oder?"
Ihr Ton war unerbittlich und Remus zuckte zusammen.
„Nein, bin ich nicht."
„Dann nimm an, Remus. Tu endlich das, was deiner würdig ist. Nutze dein Talent. Unterrichte, trage dazu bei, dass die Vorurteile ein Ende haben. Jeder von uns muss über seinen eigenen Schatten springen, damit unsere Welt nie mehr so wird, wie sie war. Du kannst das genauso wie ich als ich Severus verziehen habe." Sie sah ihm einen Moment fest in die Augen. „Du bist der Beste für den Job und du weißt es auch."
Remus nickte kaum merklich. „Wann?"
Ein zufriedenes Lächeln schlich sich auf Lilys Gesichtszüge.
„So schnell, wie du dich vorbereiten kannst."
„Gib mir etwas Zeit, das zu verdauen, Lily, bevor du Dumbledore informierst", bat er.
Lilys glockenhelles Lachen tönte durch den Raum.
„Oh, nicht ich werde die Nachricht überbringen, Remus, du wirst ihm selbst eine Eule schicken. Am besten heute noch oder gleich morgen."
„Wenn du irgendwann nicht mehr als Professorin arbeiten willst, solltest du mit James reden, vielleicht brauchen sie noch jemanden, der sich neue Foltermethoden ausdenkt", scherzte Remus halbherzig, wobei ein dünnes Lächeln auf seinen Lippen erschien. „Du hast immer an mich geglaubt, immer nur das Gute in mir gesehen. Danke, Lily, dafür und für alles andere. James kann sich wirklich glücklich schätzen, eine so außergewöhnliche Frau an seiner Seite zu haben." Kurz flackerte der Schmerz in seinem Gesicht auf, war aber ebenso schnell verschwunden, wie er erschienen war.
„Du bist mein Freund, Remus, und einer der besten Menschen, die ich kenne. Irgendwann wird auch die richtige Frau für dich kommen, das verspreche ich dir."
Erneut lächelte Remus sie schwach an, gab aber dieses Mal keine Antwort, sondern wandte sich Alice zu, die auf der anderen Seite neben ihm saß.
Lily verstand den Wink nur allzu gut, war aber überhaupt nicht sauer deswegen. Sie lehnte sich entspannt auf ihrem Stuhl zurück und beobachtete einen Moment Dorcas und Sirius, die sich immer wieder verliebte Blicke zuwarfen. James griff unter dem Tisch nach ihrer Hand.
„Gut gemacht", flüsterte er und schenkte ihr ein umwerfendes Grinsen.
„Du hast ihn ja auch lange genug weichgeklopft", antworte Lily ebenso leise.

James wackelte kurz mit den Augenbrauen und Lily wandte sich nun Dorcas zu.
„Wie groß ist die Anspannung mittlerweile?"
„Ich glaube, Sirius ist aufgeregter als ich und er würde mich am Liebsten bis zur Geburt zu Hause einsperren."
Lily warf ihrem Mann einen vielsagenden Seitenblick zu.
„Das kenne ich, hat sich aber glücklicherweise mit der zweiten Schwangerschaft geändert."
„Ich will hoffen, dass es früher aufhört, denn sonst wird unser Sohn leider ohne Vater aufwachsen müssen, weil ich ihn um die Ecke gebracht habe", stöhnte Dorcas gespielt.
„Du schaffst es bald kaum vom Stuhl hoch, wie willst du mich da umbringen?", grinste Sirius und erntete dafür einen Klaps auf den Oberarm.
„Vergiss nicht, dass ich ebenfalls im Besitz eines Zauberstabs bin...."
„Uhu." Sirius zog eine Grimasse und verdrehte dann die Augen. „Meine schwangere Frau macht mir fast Angst."
James lachte und auch Lily konnte sich kaum ein Grinsen verkneifen.
„Ich kann es immer noch nicht so recht fassen, dass unsere Kinder ebenfalls zusammen in Hogwarts sein werden."
„Nur gut, dass Dorcas Sirius' fehlendes Talent ausgleicht, sonst würde ihrem Sohn vielleicht ein Dasein als Squib drohen", feixte James.
„Heyyyyy....", beschwerte sich Sirius allerdings eulenwendend. „Aber ich gebe dir Recht, Lily, es ist unglaublich. Und sie werden eine viel entspanntere Zukunft haben als wir selbst."

James Potter und das Erbe GryffindorsWhere stories live. Discover now