♡141. Todesserin oder nicht?

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„Narzissa Malfoy ist also bereit, gegen ihren Mann auszusagen. Bist du sicher, dass sie vertrauenswürdig ist und sie nicht versucht, ihre eigene Haut zu retten?" Primus hatte das soeben Geschehene sofort in den Hintergrund gerückt. Er würde nicht zeigen, wie sehr es ihn belastete.
„Selbstverständlich habe ich nicht nur mit ihr gesprochen, sondern auch mit anderen Todessern, insbesondere mit jenen, die seit Längerem in unsere Reihen zurückgekehrt waren und auch mit Todessern, die der Familie Malfoy nicht sonderlich wohlgesonnen waren. Mir wurde durchweg bestätigt, dass Narzissa Malfoy niemals eine Todesserin war, sondern einzig ihr Mann ein Anhänger von Voldemort ist. Inwiefern Mrs Malfoy die Ansichten von Voldemort geteilt hat oder noch teilt, ist nicht so einfach zu beantworten. Laut ihrer Schwester Andromeda Tonks und ihrem Cousin Sirius Black ist Narzissa Malfoy allerdings keine Muggelhasserin. Obwohl Mrs. Tonks von ihrer Familie verstoßen wurde, nachdem sie einen Muggelstämmigen geheiratet hat, hielt Narzissa heimlich Kontakt mit ihrer Schwester. Mrs Tonks hat zudem ausgesagt, dass ihre Schwester Lucius Malfoy nur aufgrund des Drucks durch ihre Familie geheiratet hat und die Ehe nicht glücklich ist. Einer der Gründe dafür sei, dass Narzissa die Ansichten ihres Mannes nicht teilt, aber aus Angst vor ihm und ihrer Familie, insbesondere ihrer Schwester Bellatrix, geschwiegen hat. Lucius soll wohl damit gedroht haben, ihr den Sohn wegzunehmen, sollte sie sich auch nur einmal gegen ihn stellen."

Alle Gamotsmitglieder hatten James aufmerksam gelauscht und nun schienen sie über seine Worte nachzudenken.
„Gut, wir können die Aussage von Mrs Malfoy nur auf eine Art nachprüfen. Wäre sie damit einverstanden?" fragte Willow schließlich.
„Ja, sie ist bereit, ihre Aussage auch nach der Einnahme von Veritaserum zu machen", bestätigte James, der sofort wusste, worauf seine Mutter hinauswollte. Auch wenn der Einsatz von Veritaserum zu Befragungszwecken nach Zaubereigesetzen erlaubt war, hatte man beschlossen, es nur einzusetzen, wenn die Befragten dem zustimmten, zum Beispiel, wenn sie ihre Unschuld beteuerten. Man erhoffte sich davon neues Vertrauen in das Ministerium, wenn man bewies, dass man auch alten Methoden abgeschworen hatte. Zudem wurde bei einigen Beschuldigten Okklumentik eingesetzt.
„Das spricht dafür, dass sie die Wahrheit sagt. Welchen Eindruck hattest du von ihr bei deinen Verhören?" Willow blickte ihren Sohn an.
„Sie hat Angst, große Angst, aber nicht um ihr eigenes Wohlergehen. Sie macht sich Sorgen um ihren Sohn und besonderes darum, wie sich eine Erziehung durch Walburga Black auf ihren Sohn auswirkt.
Wie bereits erwähnt, wäre sie bereit, zukünftig auf einen Zauberstab zu verzichten und alle weiteren Einschränkungen durch das Gamot zu akzeptieren. Sollte das Gamot einer Freilassung nicht zustimmen, bittet sie darum, das Sorgerecht für ihren Sohn Draco an Sirius Black und Dorcas Meadows oder an ihre Schwester Andromeda zu übertragen." James trug die Worte so sachlich vor, wie es ihm möglich war. Allerdings würde er den Anblick von Narzissa Malfoy in ihrer Zelle in Askaban niemals vergessen. Im Gegensatz zu vielen ihren Mitinsassen hatte sie sich nicht an die Hoffnung geklammert, der dunkle Lord möge eines Tages zurückkehren und auch dem Irrsinn war sie nicht nahe. Die einst so stolze und immer gepflegte Black-Tochter war eine gebrochene Frau mit einem Blick voller Traurigkeit und Sorge. Niemals hatte sie um ihr eigenes Leben gefleht, sondern immer nur um die Zukunft ihres Sohnes.
„Was würde sie aussagen?", fragte Griselda Marchbanks.
„Sie wird bestätigen, dass Tom Riddle, alias Voldemort, zwei Männern aus seinen Reihen Anfang Mai 1979 den Befehl erteilt hat Sophie, Morgan und Oliver Jones in deren eigenem Haus zu überfallen und zu töten. Dabei galt der Hauptaugenmerk dem Mord an Morgan Jones. Einen Grund dafür hat Voldemort nicht genannt. Die beiden Männer, die zum inneren Zirkel um Voldemort gehörten, haben daraufhin eine Art Einheit zusammengestellt und sind zum Haus der Jones aufgebrochen, wo sie später gemeinsam mit Voldemort auf das Eintreffen des Ordens gewartet haben. Bei den beiden Männern handelte es sich um Lucius Malfoy und Rabastan Lestrange. Laut Aussage von Narzissa Malfoy hat sich Rabastan später vor seiner Frau damit gebrüstet, dass er Oliver Jones getötet hat und Lucius Sophie, während sie auf das Eintreffen von deren Tochter Morgan gewartet haben. Der Todesfluch, der Morgan Jones traf, ging von Lucius Malfoy aus. Die Bestätigung, dass sie dies aussagen wird, habe ich heute morgen erhalten." James verstummte. Der Gedanke an Morgans sinnlosen Tod tat ihm weh. Sie war eine Freundin gewesen, nicht nur für Lily, auch für ihn. Und er vermisste sie noch heute. Lily allerdings setzte es noch mehr zu.

„Danke, James", sagte seine Mutter und wandte sich an das Gamot.
„Nun, ich bin ehrlicherweise geneigt, Narzissa Malfoy Glauben zu schenken und würde Lucius Malfoy gerne des Doppelmordes anklagen. Zumal er all die Jahre sehr geschickt vorgegangen ist und wir wenig Möglichkeiten haben, ihm etwas vorzuwerfen oder gar nachzuweisen, außer das Mitwirken beim Kampf hier im Ministerium, schließlich wurde er hier festgenommen. Allerdings hat er niemanden ernsthaft verletzt, er würde also mit einer kurzen Haftstrafe davonkommen.
Anders sieht es bei seiner Frau aus. Sie war nicht beim Kampf im Ministerium anwesend, sondern wurde später in ihrem Haus verhaftet. Es liegen keinerlei Beweise vor, dass sie tatsächlich eine Straftat begangen hat. Trotzdem würde ich sie nicht einfach aus der Haft entlassen, sondern ihren Zauberstab tatsächlich ebenfalls für ein Jahr einziehen. Das Vermögen der Malfoys wird durch das Ministerium eingefroren und Mrs Malfoy bekommt vorerst nur beschränkten Zugriff darauf. Zudem verpflichten wir sie zu gemeinnützigem Dienst im Hospital. Narzissa Malfoy bekommt ein halbes Jahr Zeit, sich in die Gesellschaft einzugliedern. Während dieser Zeit überträgt das Gericht die Vormundschaft für Draco Malfoy gemeinsam an Sirius Black, Andromeda Tonks und Dorcas Meadows. Die Aufenthaltsbestimmung für Draco erfolgt gemeinsam durch diese Personen und Narzissa darf ihren Sohn nur unter Aufsicht sehen. In einem halben Jahr entscheiden wir erneut über diese Sache." Sie blickte jedes Gamotsmitglied einzeln an. „Ich bitte um Handzeichen von jedem, der mit diesem Vorgehen einverstanden ist."
Geschlossen gingen die Hände nach oben.
„Sehr gut, vielen Dank", sagte sie und wandte sich dann erneut an James. „James, bitte schick ein Team nach Askaban, um Narzissa Malfoy aus der Haft hierher zu bringen. Ich wäre dankbar, wenn du das Team begleiten könntest. Ich möchte sie so schnell wie möglich hier sehen. Solange sollen deine Leute Lucius Malfoy hier in der Arrestzelle einsperren und bewachen. Wenn irgend möglich, würde ich ihn heute noch gerne verurteilen. Bis alles weitere geklärt ist, berufe ich eine Pause ein."
Und schon eilte Willow zurück in den Gerichtsaal. James folgte ihr, um seinen Leuten die entsprechenden Anordnungen zu geben, bevor er sich im Eilschritt auf den Weg in sein Büro machte.

Jonathan, Sirius und Drocas hatten sich auf sein Geheiß im Ministerium aufgehalten, denn James hatte, bevor er in die Gerichtssäle geeilt war, bereits geahnt, dass sie heute noch eine Gefangene aus Askaban würden holen müssen. Sie saßen an ihren Schreibtischen und wirkten ziemlich gelangweilt. Jonathan, tüchtig und gewissenhaft wie immer, schrieb an einem Bericht. Eine Aufgabe, die er hasste, das wusste James, aber auch das gehörte zu seiner neuen Aufgabe als leitender Auror. Aber Berichte schreiben war auch keine neue Aufgabe in der Aurorenzentrale, schon immer hatte man Einsätze protokollieren müssen, damit sie später vor dem Gamot als Beweismittel dienen konnten.
„Auf geht's!", verkündte James, als er an den Schreibtischen angekommen war. Sofort erhoben sich die drei Auroren und folgten ihm, auch wenn sie keine Ahnung hatten, um was es ging.
James erläuterte ihnen den bevorstehenden Einsatz auf dem Weg in die Eingangshalle des Ministeriums.

James Potter und das Erbe GryffindorsWhere stories live. Discover now