♡123. Auf Lily und James Potter

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Doch irgendwann war auch der letzte Verwundete versorgt. Albus hatte eine Reihe von Feldbetten herbeigezaubert, in denen die Verletzten nun lagen. Alle lebenden Todesser waren in die Zellen im zehnten Stock neben dem Gerichtssaal des Zaubergamots verbracht worden. Hier würden sie verbleiben, bis Askaban wieder unter Kontrolle war. Die Leichen der Todesser hatten sie ebenfalls nach unten gebracht, möglichst weit weg von den toten Ordensmitgliedern.
Gemeinsam halfen Lily und James Albus bei der Errichtung weiterer Schutzzauber. Es musste sichergestellt werden, dass in der nächsten Zeit nur Ordensmitglieder ins Ministerium gelangen konnten, waren doch ein paar Todesser entkommen. Vollkommen erschöpft kehrten sie schließlich in die Eingangshalle des Ministeriums zurück. Lauter Jubel und begeistertes Klatschen empfing sie. Es war, als sei der Orden aus der Erstarrung erwacht und hätte endlich realisiert, was geschehen war. Sie wurden umarmt, beglückwünscht und bejubelt. Jeder wollte mit ihnen sprechen, nur ihre Freunde und Familie hielten sich zurück. Sie wussten, sie würden später Zeit dafür haben. Primus sah sich das Treiben eine Weile an, bis ihn die unendliche Müdigkeit in Lilys Gesicht dazu brachte, dem Ganzen ein Ende zu bereiten.
„Freunde", ließ er seine tiefe Stimme durch die Halle klingen, „ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir alle ein wenig Ruhe finden. Ich würde vorschlagen, diejenigen, auf die zu Hause Kinder warten, sollten schnellstmöglich zu ihnen zurückkehren. Ich hoffe darauf, dass sich mir und Willow einige Freiwillige anschließen, um den Rest der Nacht für die Verletzten da zu sein und das Ministerium zu bewachen." Allgemeines Nicken und zustimmendes Gemurmel folgte seinen Worten. Primus warf einen Blick auf seine Uhr. „ Keiner weiß, was heute Nacht geschehen ist. In gerade einmal fünf Stunden werden hier die ersten Angestellten eintreffen, daher würde ich vorschlagen, wir sehen uns hier in vier Stunden alle wieder."
Kaum jemand verabschiedete sich. Einige legten sich auf die übriggebliebenen Feldbetten. Nur die Lehrer kehrten nach Hogwarts zurück und die wenigen Elternpaare zu ihren Kindern, so wie Lily und James zusammen mit Arthur, Alice und Frank in den Fuchsbau. Sie waren noch nicht richtig appariert, als die Tür aufflog und Molly herausgerannt kam. Schluchzend warf sie sich Arthur in die Arme.
„Du lebst", flüsterte sie unter Tränen, „du lebst." Arthur strich ihr sanft über den Rücken, bis Molly sich wieder ein wenig beruhigt hat. „Was ist passiert?", fragte sie schließlich.
Arthur folgte mit seinem Blick den jungen Potters, die sich an ihnen vorbei ins Haus geschlichen hatten.
„Lily und James haben Voldemort besiegt." Dieser Satz sollte in den kommenden Wochen in der Zaubererwelt noch oft gesagt werden, doch davon ahnten die beiden in diesem Moment nichts. Potentia lag mit Harry im Arm auf der Couch im Wohnzimmer. Harry schlief friedlich, aber James' Tante sah sie mit fragendem Blick an.
„Es ist vorbei", beantworte James ihre unausgesprochene Frage, „er ist tot." Lily nahm Potentia derweil ihren schlafenden Sohn ab und drückte Harry fest an sich. Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf. So klar und wundervoll, dass es Lily Tränen in die Augen trieb.
„Er wird nicht gegen ihn kämpfen müssen. Wir werden nicht sterben, sondern für Harry da sein." James zog seine Familie in seine Arme und atmete erleichtert aus. Potentia lächelte und sah den dreien hinterher, als sie das Wohnzimmer verließen.

Die Nacht war viel zu kurz und auch wenn Lily vollkommen traumlos geschlafen hatte, war sie erschöpft. Und doch schlug sie die Augen mit einer inneren Zufriedenheit auf, die sie seit Jahren nicht mehr gespürt hatte. Vorsichtig tastete sie mit der Hand nach James und Harry. Beide schliefen friedlich und ein Blick auf James verriet ihr, dass er tatsächlich den Zauberstab weggelegt hatte, bevor er eingeschlafen war. Wie gerne hätte sie hier gelegen und den beiden noch Stunden beim Schlafen zugesehen, aber am heutigen Tag, Tag eins nach Voldemorts Fall, war dafür keine Zeit. Trotz ihrer Müdigkeit hob sie die Beine schwungvoll aus dem Bett. James schlug fast sofort die Augen auf und Lily entdeckte erfreut, dass die erdrückende Besorgnis, die monatelang in James' Augen gelegen hatte, fast vollständig verschwunden war. Gerade einmal dreißig Minuten später machten sie sich auf den Weg ins Zaubereiministerium, bepackt mit Bergen von Essen, welches die Hauselfen der Potters in der Nacht zubereitet haben mussten.

Erneut brach frenetischer Jubel aus, als sie ins Ministerium kamen, so laut und euphorisch, dass es ihnen unglaublich peinlich war. Irgendjemand musste Kaffee besorgt haben und wie auf ein Kommando hoben alle Anwesenden ihre Kaffeetassen und verkündeten einstimmig:
„Auf Lily und James Potter, die Bezwinger von Voldemort", schallte es durch die Halle. Doch keiner der Beiden fand den Trubel um ihre Personen wirklich angebracht. Sie hatten getan, was jeder an ihrer Stelle gemacht hätte: Ihre Familie und Freunde geschützt. Doch scheinbar schienen das alle anders zu sehen.

Im Laufe des Morgens überschlugen sich die Ereignisse. Primus wurde, bis zur Wahl eines Zaubereiministers durch den Zaubergamot, provisorisch vom Orden für dieses Amt eingesetzt. Man ging allerdings davon aus, dass Potentia wieder zur Verfügung stehen würde. Sozusagen als erste Amtshandlung hatte Primus Eulen nach Askaban gesendet, um alle unberechtigt Inhaftierten zu entlassen. Mehrere Suchtrupps wurden gebildet, die Jagd auf die entflohenen Todesser machen sollten. In der Zwischenzeit waren auch die ersten Angestellten des Ministeriums eingetroffen und wunderten sich darüber, warum sie das Ministerium plötzlich nicht mehr betreten konnten. Doch Primus hatte angeordnet, dass niemand eingelassen und nicht offiziell verkündet werden durfte, dass Voldemort gefallen war. Er wollte die Gesinnung der einzelnen Mitarbeiter herausfinden. Es war ein hehres Ziel, doch das Ministerium sollte nicht noch einmal so schnell infiltriert werden können. Und so ließ er Severus Snape, den bekannten Todesser und einen der engsten 'Vertrauten' von Voldemort, die leitenden Mitarbeiter nach und nach zu sich bringen. Die normalen Angestellten bekamen vorerst nur begrenzte Zugangsrechte und wurden nicht informiert, dass Millicent Bagnold noch in der Nacht von Mitgliedern des Ordens von ihrem Haus abgeholt worden war. Primus hatte lange mit ihr gesprochen. Wie vermutet, hatte Millicent wohl unter dem Imperiusfluch gestanden. Sie konnte sich zwar an alles erinnern und bedauerte es zutiefst. Und selbstverständlich würde sie das Amt nicht weiter ausüben wollen. Primus bot Millicent eine lebenslange Rente an, allerdings ohne die Möglichkeit, in den Dienst des Ministeriums zurückzukehren.

Primus sprach gemeinsam mit Potentia nach und nach mit jedem einzelnen leitenden Mitarbeiter, einige davon suspendierte er, andere wurden mit starken Einschränkungen zurück an ihre Arbeitsplätze geschickt. Nur wenige Abteilungsleiter, insbesondere jene, die während des Krieges den Orden mit Informationen versorgt oder auf dessen Seite gekämpft hatten, behielten alle Privilegien und Berechtigungen. Gleichzeitig setzte Primus alte Mitarbeiter wieder ein, die unter Voldemort dem Ministerium den Rücken gekehrt hatten. Es waren keine leichten Entscheidungen, die Primus zu treffen hatte, aber sie waren notwendig, um die Magische Gemeinschaft zu stärken. Nach dem letzten Gespräch ließ er sich erschöpft in den Sessel zurücksinken. Gerade hatte James das Büro betreten. Einen Moment musterte Primus seinen Sohn einfach nur. In den letzten Monaten war James ernst geworden, vielleicht sogar etwas zu ernst. Aber auf den Schultern von James und seiner Frau hatte eine viel zu große Last gelegen. Primus wusste zu gut, dass die Beiden nun eigentlich eine Auszeit benötigten würden, aber so sehr er es bedauerte, er würde sie hier brauchen. Ein Lächeln trat in sein Gesicht, während er zu seinem Sohn sprach.
„James, wärst du so nett und würdest den Chefredakteur des Tagespropheten sowie seine liebreizende Reporterin Rita Kimmkorn zu mir bringen?" James nickte und verschwand.

James Potter und das Erbe GryffindorsWhere stories live. Discover now