♡ 16. Erkentnisse

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"Potter, du Arschloch" James zuckte zusammen. Alice warf ihm fragende Blicke zu. Er zuckte mit den Schultern, er hatte keine Ahnung, was er nun wieder angestellt hatte. Er hörte die Schritte von Lily näher kommen und bedeutete Alice ohne ihn in den Gemeinschaftsraum vorzugehen.
"Lily, was kann ich für dich tun?" Er hatte sich zu der Angesprochenen umgedreht und lächelte sie an. Verdammt, sie sah so süß aus, wenn sie sauer war. Ihre grünen Augen funkelten angriffslustig und auf ihrer Stirn hatten sich kleine Wutfalten gebildet.
"Ist dir eigentlich nichts heilig, Potter?" blaffte sie ihn an.
"Lily, ich weiß leider überhaupt nicht wovon Du sprichst." er zuckte nochmals ratlos mit den Schultern.
"Dir liegen doch alle Mädchen zu Füssen. Kannst du da nicht wenigstens die Freundinnen anderer in Ruhe lassen?" zischte sie wütend. James sah sie verständnislos an, das machte Lily nur noch wütender. Sie holte aus und wollte ihm ins Gesicht schlagen. Doch James war schneller. Er fing ihre Hand ab und hielt sie fest.
"Oh, nein, das wirst du nicht tun. Erst will ich wissen, was ich überhaupt gemacht habe." Lily war rot im Gesicht vor Zorn.
"Das weißt du ganz genau. Wie kannst du es wagen mit Alice zu flirten? Der arme Frank, ich dachte er wäre dein Freund! Wie kann man nur so herzlos sein!" Sie wollte sich losreißen, doch James hielt sie fest und drückte sie gegen die nächste Wand. Er stütze sich jeweils mit einer Hand rechts und links von ihr ab, so dass sie nicht entkommen konnte. Lily schluckte, so nah war sie ihm noch nie gewesen. Sie konnte sein After-Shave riechen und seine Wärme spüren. Zwischen ihren beiden Körpern war kaum noch Luft, aber er berührte sie nicht. Sie fragte sich, wie er sich wohl anfühlen würde ihm noch näher zu sein als beim Tanzen. Waren seine Bauchmuskeln so hart, wie sie es bei dem ganzen Quidditch-Training erwarten würde? Bei dem Gedanken zuckte sie innerlich zusammen. Sie musste aufhören so zu denken, schließlich hatte sie ihn gerade dabei erwischt, wie er die Freundin eines sehr guten Freundes anbaggerte. Sie versuchte sich wieder auf den Grund für ihre Wut zu konzentrieren, ansehen konnte sie Potter nicht.

"Sieh mich an, Lily. Du kannst mir nicht solche Vorwürfe an den Kopf werfen und erwarten, dass ich das einfach so hinnehme." Langsam hob Lily den Blick, sie fürchtete sich davor was sie in den braunen Augen ihres Gegenübers lesen würde. Als sich ihre Blicke trafen stockte Lily der Atem. In seinen Augen konnte sie Wut lesen, aber das war es nicht alleine. Zärtlichkeit schien in seinem Blick zu liegen und noch etwas anderes, das aussah wie Angst. Angst? Zärtlichkeit? Sie schien langsam verrückt zu werden. Der selbstverliebte Potter hatte doch keine Angst. Und er wusste wahrscheinlich nicht mal wie man Zärtlichkeit schrieb. Schnell senkte sie den Blick. Doch dies war wohl ein Fehler gewesen. Bei James nahm die Wut überhand

"Verdammt, Lily, ich sag es nochmal: sieh mich an", knurrte er. "Ich weiß nicht was der Unsinn mit Alice soll. Sie und Frank sind meine Freunde. Ganz abgesehen davon, dass ich nie aber auch nie einem Freund die Freundin ausspannen würde. Aber woher solltest du das wissen? Du kennst mich ja kaum, hast dir nie die Mühe gemacht mich richtig kennenzulernen. Seit Jahren bettle ich praktisch um ein Date mit dir, aber du ziehst es lieber vor nur das zu sehen was du willst und denkst immer das Schlechteste von mir. Wochenlang habe ich nun versucht, das zu sein, was du dir scheinbar oberflächlich wünschst. Ich war nett zu allen, habe meine Aufgaben mehr als gewissenhaft erledigt, habe allen geholfen, habe dich nicht mehr genervt und weder Streiche gespielt noch Snape geärgert. Ich habe dich nicht einmal nach einem Date gefragt um unsere gerade beginnende Freundschaft nicht zu gefährden. Und was ist dein Dank dafür? Bei der nächsten Gelegenheit kreidest du mir etwas an, dass nicht mal ansatzweise stimmt, anstatt mich einfach danach zu fragen: Mir reicht es, Lily."

Sie starrte James entsetzt an. Er schien wirklich verletzt.
„Ich habe es satt mich immer wieder von dir anbrüllen zu lassen, weil du Angst vor dir selbst und deinen Gefühlen hast. Werde endlich erwachsen!"
Seine Augen wurden Nuancen dunkler.
„Aber jetzt werde ich dir endlich einen richtigen Grund geben, mich zu hassen."
Er sah ihr tief in die Augen. Lily konnte nicht mehr atmen. Dann senkte James seine Lippen sanft auf ihre und Lilys Knie knickten ein. Sie hatte immer befürchtet, dass sie ihm bei einem Kuss verfallen könnte, aber mit diesem Feuerwerk hatte sie nicht gerechnet. Sie musste sich an James festhalten um nicht zu stürzen. James ging es ähnlich, denken konnte er schon lange nicht mehr. Da sie sich nicht wehrte, vertiefte er den Kuss. Lily erwiderte ihn sofort und krallte ihre Hände in seine Haare. Er wusste nicht, wie lange sie sich so küssten, aber es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Schließlich ließ er Lily abrupt los und ging davon. Diese brauchte einen Moment um zu verstehen was passiert war und starrte ihm fassungslos nach.

Lily hatte keine Ahnung wie lange sie dort so gestanden hatte. James Worte hatten sie hart getroffen. Sie hatte immer gedacht, ein Mensch zu sein, der nicht Vorurteilen erlag sondern unter die Oberfläche sah. Sie hatte schon lange Gefühle für James Potter, hatte sich dies aber nicht wirklich eingestehen aus Angst verletzt zu werden, da sie immer gedacht hatte, er wäre nicht wirklich an ihr interessiert sondern sah sie nur als Herausforderung. Wie konnte sie sich nur so getäuscht haben? Und nun schien alles verloren? Wie oft hatte sie James schon verletzt? Tränen traten ihr in die Augen während sie weiter auf die Tür starrte durch die James verschwunden war. So fand Sage sie schließlich.

"Lily, da bist du ja. Ich habe dich schon überall gesucht." ihre Stimme klang fröhlich bis sie merkte, dass Lily weinte.
"Süße, was ist passiert? Ist es noch wegen heute Morgen?" Sie zog Lily in ihre Arme.
"James..." mehr konnte Lily nicht sagen bevor sie hemmungslos zu schluchzen begann. Sage zog sie auf einen Stuhl und ließ Lily erst einmal ganz in Ruhe weinen. Irgendwann spürte Sage, dass sie ruhiger wurde.
"So und nun sagst du mir was James gemacht hat."
"Er hat gesagt ich sei hätte mir nie die Mühe gemacht ihn kennenzulernen", Lily schniefte immer noch etwas "und ich würde nur das Schlechteste von ihm denken. Dann meinte, er würde mir jetzt einen Grund geben ihn zu hassen und hat mich geküsst."
Sage sah ihre Freundin erstaunt an. James hatte Lily geküsst? Doch sie sagte lieber nichts.
„Und weißt du, was das schlimmste ist? Er hat Recht. Ich habe immer die Augen vor der Wahrheit verschlossen, weil ich Angst hatte." Sage strich ihrer Freundin beruhigend über den Rücken.
„Was meinst du? Welche Wahrheit?"
„Die Wahrheit ist, dass James Potter ein absolut zuverlässiger Mensch ist, der für seine Freunde alles tun würde. Er liebt seine Familie und ist für andere da. Also kein bisschen egoistisch. Er ist nett, freundlich zu allen, also auch nicht arrogant. Oberflächlich und dumm ist er auch nicht, denn er ist einer der besten Schüler unseres Jahrgangs. Sein Haare wuscheln hat auch nichts mit Eitelkeit zu tun, sondern ist, wie ich in letzter Zeit festgestellt habe, wohl eher ein Zeichen von Nervosität. Das macht er nämlich auch, wenn er mit einem Lehrer spricht und nicht genau weiß, was er sagen soll." Lily atmete tief ein.
„Nun ja. Und das mit dem Weiberhelden habe ich mir wohl auch selbst eingeredet, denn wenn ich ehrlich bin, habe ich ihn zwar mit Mädchen flirten sehen, aber zu einem Date lädt er auch nicht viele ein. Und eigentlich hat er dieses Jahr noch nicht mal geflirtet. Ich bin so ein Idiot. Und jetzt habe ich alles verdorben. Er hasst mich." Ihr Schluchzen wurde wieder heftiger.
„Und dabei hat sich alles verändert. Das was ich empfinde kann selbst ich nicht mehr länger verleugnen, es konnte ja auch jeder an meinem Patronus sehen. Ich habe mich in James Potter verliebt." Sage lächelte.
„Es wurde auch Zeit, dass du das endlich selbst merkst." Lily zog fragend die Augenbrauen hoch.
„Lily, Morgan und ich sind uns schon seit Jahren sicher, dass du in James verliebt bist und hatten immer gehofft, dass du es irgendwann einsiehst. Du hast ihn nie gehasst." Über Lilys Gesicht huschte ein Lächeln
„Anscheinend kennt ihr mich besser wie ich selbst. Aber ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll. Er war so wütend auf mich, sah so verletzt aus. Wie soll ich das jemals gut machen? Wenn er vielleicht gar nichts mehr mit mir zu tun haben will?" Sage stand auf und zog Lily mit sich nach oben.
„Er hat dich seit dem vierten Schuljahr gefühlt jeden Tag nach einem Date gefragt. Und obwohl du ihn meistens nicht sehr nett abgewiesen hast, hat er nicht aufgegeben. Glaubst du, da lässt er sich von einem Streit beeindrucken? Als ich dich suchte hab ich gesehen, wie er runter zum See ist. Vielleicht ist er da noch. Geh zu ihm, rede mit ihm. Er wird es verstehen." Lily nickte und lief davon. An der Tür warf sie einen Blick zurück auf Sage.
„Danke!"
Und schon war sie verschwunden.

James Potter und das Erbe GryffindorsDonde viven las historias. Descúbrelo ahora