James Potter und das Erbe Gryffindors

♡ 6. Der veränderte James

James hob den Zauberstab und richtete ihn auf das vor ihm liegende Streichholz. Während er sich konzentrierte, beschloss er, direkt aufs Ganze zu gehen und tatsächlich: Das Streichholz erwachte zum Leben.
„Tanz", sagte James laut und grinste, denn das Streichholz eine flotte Polka auf das Parkett beziehungsweise den Tisch legte. Die meisten anderen Schüler hatten es noch nicht einmal richtig geschafft, den Zauberspruch aufzusagen. Professor McGonagall starrte James an und Lily hatte die Augen weit aufgerissen.
„Mr. Potter, wundervoll! Auf Anhieb und das auch noch ungesagt. Für diese glänzende Leistung nehmen Sie bitte zehn Punkte für Gryffindor." Die Professorin schien fast zu lächeln. „Und für die Anderen: Bitte starten Sie ihre Versuche." Auch Lily schaffte es auf Anhieb, allerdings hatte sie es mit einem gesagten Zauber versucht. Für den ungesagten Zauber benötige sie ein paar Anläufe. Im Rest der Doppelstunde schafften es dann auch die meisten anderen Schüler. Nur wenige bekamen als Hausaufgabe, diesen Zauber übers Wochenende vollständig zu beherrschen. Anschließend machten sie sich fast geschlossen auf den Weg zu Kräuterkunde in den Gewächshäusern auf den Ländereien von Hogwarts. Es zählte nicht gerade zu James' und Sirius' Lieblingsfächern, aber leider war es unbedingt notwendig, ein 'Erwartungen übertroffen' in Kräuterkunde zu haben, um sich als Auror bewerben zu können. Ein Wunsch, den sie beide hegten.

Professor Sprout, eine kleine, rundliche Frau, begrüßte sie schon fröhlich und erklärte Ihnen die Lernziele für den UTZ-Kurs.
„Wir werden uns dieses Jahr mit fleischfressenden Bäumen und den magischen Wasserpflanzen des Mittelmeers beschäftigen. Für letzteres habe ich von Professor Dumbledore die Erlaubnis bekommen, das Gewächshaus Zwei zusammen mit Professor McGonagall in ein kleines, aber realistisches Mittelmeer-Paradies zu verwandeln, damit wir die Pflanzen unter realistischen Bedingungen ernten, züchten und verarbeiten können. Also folgen Sie mir bitte."
Erstaunlicherweise war diese Doppelstunde wohl eine der interessantesten an die James sich erinnern konnte. Vielleicht hätte er früher auch einfach öfter zuhören sollen. Sirius versuchte hin und wieder ihn abzulenken, aber James ließ sich nicht darauf ein. Er merkte auch nicht, dass Lily ihm immer wieder verwunderte Blicke zuwarf.

Nach Kräuterkunde hatten sie Mittagspause und die Rumtreiber machten sich auf den Weg in die Große Halle, wo sie dann endlich auch auf Peter trafen, der mutterseelenallein am Gryffindortisch saß. Neben ihnen ließen sich nun Frank Longbottom und seine Freundin Alice Fenwick nieder. Während dem gesamten Mittagessen sprachen sie über Verwandlung, alle zeigten Bewunderung für James' Geschick mit dem Piertotum Locomotor, was ihm sehr unangenehm war. Schließlich war es Zeit für die Rumtreiber zu Pflege Magischer Geschöpfe aufzubrechen. Peter kam allerdings, wie Alice und Frank, die dieses Fach nicht belegt hatten, nicht mit. Sie hatten allerdings nicht gemerkt, dass ihnen Lily hinaus auf die Ländereien folgte. Professor Kesselbrand erwartete sie bereits und freute sich sehr über den großen UTZ-Kurs, bestehend aus vier Gryffindors, einigen Hufflepuffs und zwei Ravenclaws. James war sich nicht sicher, ob Professor Kesselbrand das mit der Größe des Kurses ernst meinte, allerdings war dieses Fach für kaum einen Beruf ein Pflichtfach, somit besuchten wohl nicht viele Schüler diesen Kurs. Das erste Tier im neuen Schuljahr war der Feuersalamander und die Stunde verging wie im Flug, und schon war Wochenende. Als er Lily weggehen sah, widerstand James der heftigen Versuchung, sie nach einem Date fürs Wochenende zu fragen.

„Sehr gut James", lobte ihn Remus „mach dich etwas rar bei ihr! Der erste Teil unseres Plans scheint schon zu funktionieren." James sah ihn verständnislos an. Remus lachte.
„Du bekommst auch gar nichts mit. Lily hat dich den halben Tag beobachtet. Sie war sehr beeindruckt von dir heute."
James erzählte ihm, dass Lily ihn während er Verwandlungsstunde überrascht angestarrt hatte.
.„Ja, das passt. Sie wird verwirrt sein, weil du dich so anders benimmst." Gemeinsam gingen sie zum Schloss zurück, Remus verabschiedete sich in Richtung Muggelkunde und James und Sirius gingen in den Gryffindorturm, um das frisch angebrochene Wochenende zu genießen.
James wollte auch noch den Aushang für das Auswahltraining für die neue Quidditchmannschaft fertig machen. Aus dem alten Team waren nur noch Morgan und er als Jäger, Sirius und Frank als Treiber und eine sehr talentierte Sechstklässlerin namens Meaghan McCormack als Hüterin übrig. Ihm fehlten nun also ein Jäger und vor allem ein Sucher. Er hoffte inständig, dass bei den unteren Klassen vielleicht ein Ausnahmetalent dabei war, das er als Sucher besetzen konnte. Ansonsten müsste er selbst auf die Position zurückkehren, die er bereits in seinem zweiten Schuljahr gespielt hatte, bevor man entdeckt hatte, dass er als Jäger noch viel besser geeignet war. Allerdings war er mittlerweile eigentlich viel zu groß, um als Sucher zu spielen. 'Nun ja, kommt Zeit, kommt Rat', dachte er sich.

James lief, kaum im Turm angekommen, dann auch direkt in den Schlafsaal, um den Aushang fertig zu machen und war gerade mal zehn Minuten später fertig mit dem Schreiben. Er betrat den Gemeinschaftsraum, um den Aushang aufzuhängen. Sirius hatte es sich derweil auf einem der Sofas vor dem Kamin, dem Lieblingsplatz der Rumtreiber, bequem gemacht. James hob den Zauberstab und mit einer kurzen Bewegung hing der Aushang schon am schwarzen Brett. Er fläzte sich zu Sirius auf einen der Sessel.
„Deine ungesagten Zauber werden auch immer besser, Krone."
James grinste. „An so kleinen Objekten lässt es sich gut üben. Ich hab das Auswahltraining auf morgen in einer Woche gelegt. Muss jetzt nur noch den bisherigen Teammitgliedern Bescheid sagen, damit sie dann auch da sind."
„Also ich bin da. Hast du Lust eine Runde Zauberschach zu spielen?"

Wenig später betrat Lily den Gemeinschaftsraum. Sie sah Sirius und James am Kamin sitzen. Vollkommen vertieft spielten die beiden Zauberschach und schienen nicht einmal bemerkt zu haben, dass sie den Raum betreten hatte. Sie ließ sich mit ihren Büchern an einem der Arbeitstische im Gemeinschaftsraum nieder und fing an, in ihrem Verteidigung-gegen-die-dunklen-Künste-Buch zu lesen. Zwar hatte sie schon in den Ferien angefangen die Bücher durchzuarbeiten, aber da in diesem Jahr nun die UTZ-Prüfungen anstanden, wollte sie sich besonders anstrengen. Zumal Verteidigung gegen die dunklen Künste nicht gerade ihr bestes Fach war.

James hatte sehr wohl bemerkt, dass Lily den Raum betreten hatte und nun entspannt arbeitete, aber er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Schließlich wollte er sie nicht mehr nerven. Auf das Spiel konnte er sich allerdings überhaupt nicht mehr konzentrieren und kurze Zeit später hatte Sirius ihn geschlagen. Dann hörte er Lily leise fluchen. Sie schien sich über irgendwas zu ärgern, las aber hochkonzentriert in ihrem Buch. Er stand auf und sah ihr über die Schulter.
„Verteidigung gegen die dunklen Künste. Kann ich dir irgendwie helfen?"

Lily schreckte hoch. Sie hatte nicht bemerkt, dass Potter hinter sie getreten war.

„Ist das wieder einer deiner Scherze, Potter? Schleich dich nicht so an!" Ihr Tonfall klang gereizt.
„Lily, du hast geflucht, das war nicht wirklich zu überhören. Ich wollte dir einfach nur helfen."
Seine Stimme klang vollkommen freundlich und ernsthaft. Lily sah ihn überrascht an. Was war nur mit Potter los? Sie konnte wirklich Hilfe in diesem Fach brauchen und er war nun mal der Beste der Schule. Sollte sie es riskieren? In diesen dunklen Zeiten war es besser, die Zauber perfekt zu beherrschen, also sprang sie über ihren Schatten.
„Ja, du kannst mir tatsächlich helfen. Verteidigung gegen die dunklen Künste ist nicht gerade mein bestes Fach. Vielleicht kannst du bei Gelegenheit etwas mit mir üben?"
James starrte Lily entgeistert an. Das hatte Lily gerade nicht wirklich gefragt, oder? Lily schien seinen Gesichtsausdruck falsch gedeutet zu haben.
„Wenn du nicht willst, ist das auch ok."
James schüttelte schnell den Kopf.

„Natürlich helfe ich dir gerne, Lily. Ich war gerade nur vollkommen überrascht."
Er lächelte Lily freundlich an.

„Wenn du magst, können wir gleich anfangen. Wir könnten uns den Schulsprecherraum anschauen und danach etwas üben? Was meinst du?"
Lily nickte nur. Was war nur mit James Potter los? Und warum schlug ihr Herz bei seinem Grinsen Purzelbäume?