♡108. Jagd auf den Verräter

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Albus Dumbledore traf nur wenig später ein.
„Ich bin so schnell gekommen, wie es eben ging. Der Patronus musste einen Moment mit dem Überbringen der Nachricht warten, bis ich alleine war. Ich war mitten im Unterricht", waren seine ersten Worte, während er die Küche betrat. Sein Blick glitt über die bleichen Gesichter. „Was ist passiert? Und warum seid ihr nicht zu Hause, James?" Lily berichtete in Kurzform von Peters Verrat.
„Peter? Ich hätte niemals angenommen, dass Peter der Verräter ist. Ich war mir seit Monaten sicher, dass euch jemand bespitzelt. Und das nicht nur aufgrund von Voldemorts Worten. Zu viele wichtige Missionen und Informationen des Ordens sind in die Hände der Gegenseite gefallen. Aber Peter? Er ist wahrlich niemand, dem man dies zutraut, aber genau aus diesem Grund eine vortreffliche Wahl unseres Gegners. Ich kann dir nicht sagen, wie froh ich bin, dass deine Erinnerung zurückkehrt ist, Lily, und ihr somit das Schlimmste verhindern konntet. Natürlich bedeutet dies, dass hiermit der gesamte Lauf der Geschichte geändert wird. Und das ist auch gut so. Ihr seid erst einmal in Sicherheit, aber wir müssen einiges dafür tun, damit es auch so bleibt." Albus' Blick schweifte einen Moment durch den Raum, so als müsse er nachdenken. „Unser Hauptquartier ist leider nicht mehr sicher und wir wissen auch nicht, ob wir nicht vielleicht abgehört werden oder ähnliches, daher würde ich vorschlagen, wir führen unsere Unterhaltung an einem anderen Ort fort. Bitte lasst uns einen Kreis bilden, ich werde apparieren und euch alle mitnehmen." Ohne auch nur das geringste Geräusch verschwand die Gruppe aus dem Hauptquartier und tauchte wenig später im Garten des Fuchsbaus wieder auf.
„Bevor wir hineingehen, ein paar Worte von mir", während Dumbledore sprach, sahen alle den weißhaarigen Zauberer ernst an, „keines der Häuser des Ordens ist derzeit vollkommen sicher. Peter hat überall Zugang. Daher sollten wir zwei Maßnahmen ergreifen. Einige sollten sich auf die Suche nach Peter machen und ihn am besten finden, bevor bekannt wird, dass sein Verrat aufgeflogen ist und er zu Voldemort fliehen kann. So sehr ich solche Methoden verabscheue, aber wir sollten ihn irgendwo festhalten, wo er keinen Schaden mehr anrichten kann, zumindest bis zu dem Tag, da das Ministerium wieder in unserer Hand ist und wir ihn nach Askaban überstellen können. Die volle Verantwortung für diese Gefangennahme werde ich alleine tragen, habt ihr mich verstanden?" Er warf Sirius einen strengen Blick zu. „Und du, Mr. Black, wirst ihm kein Haar krümmen, außer die, die nötig sind, um ihn festzuhalten, in Ordnung?" Sirius grummelte lautstark, nickte dann aber. „Gut, dann sind wir uns ja einig. Remus, Sirius, Dorcas. Ich werde euch Kingsley und Moody zur Unterstützung an die Seite stellen. Findet den Verräter und informiert mich, sobald ihr ihn habt. Ich werde mir derweil überlegen, was wir mit ihm machen. Vorher aber müssen wir zumindest dem Fuchsbau mit einem erneuerten Fidelius und einem anderen Geheimniswahrer neuen Schutz geben. Dann kann sich der Orden nach den erledigten Aufgaben hier wieder treffen. Während ihr Peter sucht, müssen wir bei allen Ordenshäusern den Fidelius erneuern."

Die Tür des Fuchsbaus wurde aufgerissen und Molly und Arthur kamen herausgestürmt.
„Was ist passiert?", rief Molly, die Bestürzung war ihr schon von weitem anzusehen. Doch Albus hob sofort begütigend die Hände.
„Niemand ist verletzt, Molly", sagte er. „Aber es gab einen Verräter innerhalb unserer Reihen und ich muss Euch um zwei Dinge bitten. Zum einen brauchen Lily, James und Harry für die nächste Zeit einen Unterschlupf." Molly warf besorgte Blicke auf die kleine Familie, die ihr gegenüberstand. Lily wirkte, als würde sie eine riesige Last mit sich herumtragen, während James aussah, als würde er gleich zusammenbrechen. Nur der kleine Harry quiekte vergnügt auf dem Arm seines Vaters und streckte die kleinen Ärmchen nach Molly aus. „Ich hatte gehofft, ihr würdet ihnen diesen gewähren", fuhr Dumbledore fort und Molly nickte sofort. „Gut, sehr gut. Zum anderen müssen wir sofort den Fidelius auf eurem Haus erneuern und zwar mit einem anderen Geheimniswahrer. Die Häuser sind aufgrund des Verräters nicht mehr sicher, da er jederzeit Zutritt hätte."
„Wer ist es?", fragte Arthur Weasley.
„Peter Pettigrew." Diese Antwort von Lily beantwortete Molly alle Fragen.
„Arthur, ich weiß, dass du eure Familie gerne selbst schützen möchtest, aber es ist zu gefährlich, wenn du weiterhin der Geheimniswahrer bist. Euer Einverständnis vorausgesetzt, würde ich gerne euer Geheimnis wahren."Albus sah die beiden Weasleys an. Sie waren blass, aber gefasst. Arthur nickte leicht und Dumbledore begann sofort damit, den Fidelius zu erneuern. Wenig später stand der Fuchsbau erneut unter Schutz und die erste Truppe brach auf, um Peter zu suchen, während Molly den Rest in die Küche beförderte.
Albus lehnte es ab, mit hineinzukommen. Er wollte sofort damit beginnen, die Schutzzauber in allen Häusern zu erneuern. James wollte ihn begleiten, doch Albus wollte das nicht zulassen.
„Es ist zu gefährlich, James. Er kann bereits auf der Jagd nach euch sein."
„Albus, meine Eltern. Sie sind schutzlos. Du bist ihr Geheimniswahrer. Du kannst den Schutzzauber nicht alleine erneuern." Der Professor nickte langsam.
„Du hast Recht. In Ordnung, wir erneuern als erstes den Fidelius im Haus deiner Eltern. Danach bringe ich dich sofort wieder her. Ich werde Professor McGonagall bitten, mir bei den restlichen Häusern zu helfen."
Während Albus und James sich auf den Weg nach Godric's Hollow machten, wurde Lily in der Küche des Fuchsbaus mit einem weiteren Tee versorgt. Die heimelige Atmosphäre und die lärmenden Kinder in der Küche gaben ihr den Trost, den sie jetzt brauchte. Weder Molly noch Arthur zwangen sie dazu, ein Wort zu sagen. Und so saß Lily schweigend am Tisch, bis James schließlich wieder auftauchte.
„Mit meinen Eltern ist alles in Ordnung", waren seinen ersten Worte und eine Welle der Erleichterung durchfuhr Lily. „Die Hauselfen waren allerdings außer sich vor Sorge, weil heute Morgen plötzlich ein Zaubertrank im Büro meiner Mutter aufgetaucht ist. Du warst so geistesgegenwärtig, den Trank zu schützen?"

Gegen Mittag schaffte Molly es, Lily und James zu überreden, eine Kleinigkeit zu essen. Harry spielte derweil zusammen mit Ron und den anderen Weasley-Jungs. In einer Wiege neben dem Esstisch lag die kleine, gerade einmal zweieinhalb Monate alte, Tochter von Molly und Arthur, mit dem klangvollen Namen Ginevra Molly Weasley. Lily konnte kaum den Blick von den dunkelroten Haaren der Kleinen losreißen, doch sie hatte noch wichtige Dinge mit James unter vier Augen zu besprechen und so bat sie ihn, ihr in das Zimmer zu folgen, welches Molly für sie vorbereitet hatte.

James ließ sich auf das schmale provisorische Bett fallen. Ginny, wie der jüngste Zuwachs der Familie genannt wurde, würde die nächsten Tage bei ihren Eltern schlafen, bis klar war, wohin James und Lily sich zurückziehen konnten. Lily betrachtete das blasse Gesicht ihres Mannes. Der Schmerz über den Verrat war ihm immer noch deutlich anzusehen. Und was sie ihm zu sagen hatte, würde es nicht einfacher machen. Sie schloss einen Moment die Augen und ließ noch einmal die Bilder auf sich wirken, die heute morgen plötzlich wieder in ihr Gedächtnis getreten waren. Harrys immer neue Begegnungen mit Voldemort. Der verhängnisvolle Abend im Ministerium. Die Begegnung auf dem Astronomieturm. Harrys Jagd auf Voldemort und die Schlacht in Hogwarts. Lily hatte nicht die geringste Ahnung, wie sie James beibringen sollte, dass in Harrys Zukunft, die nun hoffentlich nicht mehr so eintreten sollte, niemand von den ihnen am Nächsten stehenden Personen mehr da sein würde. Sie waren alle vor Lilys Augen gestorben. Sirius, Albus, Remus. Wie sollte sie James erklären, dass eigentlich keiner der Rumtreiber Voldemorts Treiben überlebt hatte? Sie seufzte schwer und setzte sich dann neben ihren Mann auf das Bett. Nichts war in diesem Moment von dem überheblichen Jungen übrig, der geglaubt hatte, ihm liege die Welt zu Füßen. Zuviel Last hatten sie alle tragen müssen auf ihren jungen Schultern. Und Lily wusste, egal was geschehen würde, sie würden nie mehr dieselben sein wie vor Voldemorts Aufstieg. Der Krieg forderte zu viel von den Kriegern. Einen Moment bahnte sich die Erinnerung an fröhliche Zeiten ihren Weg in Lilys Gedächtnis. Jubelnde Gryffindors, als ein strahlender James den Pokal entgegen nahm, James' Heiratsantrag, die rauschenden Partys in Hogwarts. Es schien, als würden diese unbeschwerten Zeiten Jahrzehnte hinter ihnen liegen.
„James, ich habe mehr gesehen als Peters Verrat", sagte sie leise. „Ich habe gesehen, wie wir diesen Krieg beenden können."
Mit diesen Worten erreichte sie James' volle Aufmerksamkeit.

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Frohe Weihnachten!

Es werden weiterhin mehrere Kapitel am Tag kommen. (:

Lot's of love, Lisa xx

James Potter und das Erbe GryffindorsWhere stories live. Discover now