♡84. Weihnachtsgeschenk

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Am liebsten hätten sie Lilys Schwangerschaft laut herausgeschrien und sich sofort in die Vorbereitung für das Baby gestürzt, doch sie wollten noch ein wenig warten. Zumindest noch bis Mitte Januar, wenn das Risiko einer Fehlgeburt drastisch gesunken sein würde. Doch sie hatten die Rechnung ohne Willow gemacht, die von einem auf den anderen Tag plötzlich ihre Lethargie abgeschüttelt zu haben schien und Lily nach allen Regeln der Kunst verhätschelte. Und das entging auch irgendwann den anderen Bewohnern des Hauses nicht mehr.
„Sag mal, was ist hier eigentlich los?" fragte Sirius am Weihnachtsmorgen. Lily hatte Willow beim Frühstück helfen wollen, doch sie hatte nur lächelnd abgelehnt und stattdessen James dazu verdonnert, den Tisch zu decken.
„Nichts mein Schatz, was soll denn los sein?" Willow versuchte, einen möglichst unschuldigen Gesichtsausdruck aufzusetzen, doch Sirius lebte schon zu lange in diesem Haus, um sie nicht zu durchschauen.
„Ja, natürlich. Und ich heiße nicht Sirius Black, sondern bin der Weihnachtsmann." Dorcas kicherte über Sirius' Scherz. Und Remus und Sage warfen sich leicht verwunderte Blicke zu. Sages Eltern sagten gar nichts.
„Es ist alles in bester Ordnung, Weihnachtsmann", gab Willow zurück. Primus betrat gemeinsam mit Potentia die Küche und nahm am Esstisch Platz.
„Weihnachtsmann? Gibt es schon Geschenke?" fragte er nichtsahnend. Mit Willows seit Wochen anhaltender guter Laune und der schon fast ausgelassen guten Stimmung von James und Lily waren auch die anderen Bewohner des Hauses mittlerweile wieder zu Scherzen aufgelegt.
„Sirius meinte nur, dass wenn hier alles normal wäre, er der Weihnachtsmann sei." Primus zog eine Augenbraue nach oben.
„Ich muss Sirius allerdings zustimmen, meine Liebe. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht. Du verhältst dich äußerst seltsam."
Lily warf James einen fragenden Blick zu und er verstand sofort. Langsam nickte er.
Sie zog sich einen Stuhl herbei und nahm Platz. Gerade wollte sie beginnen, als es an der Haustür klopfte.
Willow verließ die Küche und kam wenig später mit Albus zurück. Natürlich, durchfuhr es Lily, die Tradition des Weihnachtstages im Hause der Potters. Die ganze Familie versammelte sich. Sie lächelte in sich hinein. Eigentlich hatten sie dieses Jahr beschlossen, auf Geschenke zu verzichten, da keiner das Risiko eingehen wollte, wegen Weihnachtsgeschenken in der Winkelgasse von Todessern überfallen zu werden. Niemand würde mit dem Geschenk rechnen, das sie und James ihnen eröffnen würden.
„Frohe Weihnachten", sagte Albus Dumbledore, als er die Küche betrat. Seine Stimme klang fröhlich, aber er wirkte erschöpft. Die andauernden Monate des Kampfes hatten ihre Spuren hinterlassen, bei jedem von ihnen. Doch mit dem Kind wuchs in Lily auch wieder die Zuversicht.
Albus nahm neben ihr Platz und Willow reichte ihm einen Kaffee. Dankbar lächelte er sie an, dann fiel sein Blick auf Lily.
„Du siehst aus, als hätte ich dich bei etwas unterbrochen, Lily." Ihr Name holte sie in die Realität zurück. Sie schenkte dem Professor ein freundliches Zwinkern.
„Allerdings, Albus." Sie warf einen Blick auf James, der sofort hinter sie trat und ihre die Hände auf die Schulter legte. Dieser Moment der Vertrautheit gab Lily noch mehr Sicherheit. Sie würden es schaffen, diese Welt für ihr Kind zu verändern.
„Sirius und Primus haben Recht." Alle Augen waren auf sie gerichtet und sie grinste. „James und ich haben euch etwas zu verkünden. Ich bin schwanger. Wir werden tatsächlich Eltern." Willow und Sage stießen fast gleichzeitig ein leises Quieken aus. Kurz darauf fiel Willow Lily und James um den Hals.
„Ich wusste es" lachte sie. „Oh, ich freue mich so. Ihr werdet tolle Eltern."
In Sirius' Augen glänzten Tränen, als er James und dann Lily umarmte. Verstohlen warf er einen Blick auf Lilys flachen Bauch.
„Es ist schwer zu glauben, dass dieser Chaot dort in wenigen Monaten Vater sein soll und ich Patenonkel. Du meine Güte. Sirius Black als Patenonkel. Ihr müsst verrückt sein."
Remus' blauen Augen beobachteten seine Freunde einen Moment glücklich. Er gönnte Lily und James dies von Herzen, auch wenn ein kleiner Stich in seinem Herzen ihn daran erinnerte, dass es ihm nie vergönnt sein würde. Er erhob sich gemeinsam mit Sage und drückte Lily fest an seine Brust.
„Ich freue mich so für euch", flüsterte er Lily ins Ohr.

Nach und nach gratulierten alle, nur Primus saß wie festgewachsen auf seinem Stuhl. Er rührte sich nicht, bis Willow ihn schließlich leicht mit dem Ellenbogen anstieß. Mit großen Schritten ging er auf seinen Sohn zu und umarmte ihn fest.
„Du machst mich so stolz, mein Sohn. Zu hören, dass ich Großvater werde, ist fast genauso schön wie der Tag, als Willow mir verkündet hat, dass sie mit dir schwanger ist."
Dann wandte er sich an Lily und sie fand sich ebenfalls in einer Art Klammergriff wieder.
„Lily, ich weiß gar nicht, was ich dir sagen soll. Du bist die Tochter, die wir uns immer noch gewünscht hatten. Du machst unseren Sohn so glücklich und nun auch noch ein Enkel."
Es dauerte lange, bis sie zum Frühstück und einem normalen Weihnachtsfest übergehen konnten.
Norman und Jade, Sages' Eltern, die nichts von Lilys Visionen wussten, fragten die beiden, ob sie denn lieber einen Jungen oder ein Mädchen wollten und ob sie sich schon Gedanken über Namen gemacht hatten. Lily lächelte nur und schüttelte dann leicht den Kopf.
„Egal ob Junge oder Mädchen. Hauptsache gesund. Aber wollen wir hoffen, dass es den Charakter von der Mutter bekommt, sonst wird Albus uns viele Eulen schicken, sobald er oder sie in Hogwarts ist."

Am späten Nachmittag, vor dem Abendessen, zog Willow ihren Sohn und seine Frau in ihr Büro.
Die Hauselfen kümmerten sich um das Essen und sie hatte einen ruhigen Moment.
„Ich weiß, es ist ein wenig komisch, weil ich doch deine Schwiegermutter bin", wandte sie sich an Lily. Sie hatten alle zusammen an ihrem Schreibtisch Platz genommen. „Aber da es derzeit eher schwierig für dich ist, einfach so in St-Mungo hereinzuspazieren, wollte ich dir anbieten, dich zu untersuchen. Ich bin zwar nicht auf Schwangerschaften spezialisiert, aber zumindest ausgebildete Heilerin. Wenn du nicht möchtest, ist das natürlich vollkommen in Ordnung. Dann werde ich einen entsprechenden Heiler bitten, sich Zeit für dich im Krankenhaus zu nehmen."
„Es wäre wundervoll, wenn du mich untersuchen könntest, Willow." Lily sah James an. „Ich würde zu gerne wissen, wann Harry auf die Welt kommt."
Willow lächelte und trat an Lily heran. Sie fühlte Lilys Puls und hob dann ihren Zauberstab. Lily zuckte ob es komischen Gefühls, das sie überkam. Sie würde sich nie daran gewöhnen, dass Zauberer keine komplizierten Gerätschaften brauchten, um Krankheiten zu diagnostizieren. Doch der Diagnosezauber, der dafür benötigt wurde, löste ein komisches Gefühl aus. Beschreiben hätte sie es nicht gekonnt. Willow senkte den Zauberstab und das Gefühl verschwand sofort. Dann nahm sie wieder Platz.
„Harry hat sich ein sehr interessantes Datum ausgesucht, um das Licht der Welt zu erblicken. Den 31. Juli. Und er ist kerngesund, ebenso wie du."
James schenkte seiner Frau ein belustigtes Grinsen.
„Das ist aber ein wundervolles Geschenk zum zweiten Hochzeitstag."

James Potter und das Erbe GryffindorsWhere stories live. Discover now