♡80. Ein Abschied für immer

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Sofort hob er den Zauberstab und richtete sich auf. Er mochte seinen Augen nicht trauen. Lily duellierte sich mit Voldemort. Scheinbar hatte sie ihn angegriffen und so gezwungen,den Fluch von James zu nehmen. Sofort sprang er seiner Frau zur Seite und schoss Schockflüche auf den dunklen Zauberer ab. Lily hat es ihm gleich, doch Voldemort wehrte einen Fluch nach dem anderen ab. Er kam zwar selbst nicht zum Angriff, aber nicht ein einziger Fluch traf ihn. Sie mussten ihre Kräfte wieder bündeln, aber dafür brauchten sie zumindest einige Sekunden Zeit. Wie lange sie so gegen ihn kämpften, vermochte James nicht zu sagen. Er konnte Lily neben sich schwer atmen hören und spürte, wie seine eigene Konzentration nach ließ. Es kostete viel Kraft, Voldemort in Schach zu halten und sie wurden müde. Hinter ihnen erklang plötzlich Siegesgeheul und einen schrecklichen Moment glaubte James, dass die Todesser gewonnen hatten. Doch dann sah er, wie sich das schlangenartige Gesicht von Voldemort zu einer Grimasse verzog und er disapparierte.
James wandte sich um, voller Angst vor dem Anblick, der ihn erwarten würde. Wen würde es erwischt haben? Er sah seine Mutter hektisch hin und her rennen und atmete erleichtert aus, als er sah, dass sowohl Remus, Sirius, Peter als auch sein Vater aufrecht standen. Auch Albus war wohl auf, aber das war zu erwarten gewesen. Er konnte sich keinen Zauberer vorstellen, der Albus etwas zu Leide tun konnte. Erst nach und nach drang die volle Bedeutung von Voldemorts Worten zu ihm durch. Doch genau in dem Moment, als Lily ins Haus der Morgans laufen wollte, griff er nach ihrem Handgelenk, um sie zurückzuhalten. Lily starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an und versuchte, sich loszureißen. Doch James verstärkte seinen Griff und rief dann nach seinem Vater. Sollten die Jones' wirklich alle tot sein, wäre es besser, wenn Lily sie auf keinen Fall so sah. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Remus Sage ebenfalls festhielt. Wie Lily wollte sie ins Haus – nachsehen, was mit ihrer Freundin geschehen war.
Primus holte einige Auroren zusammen und mit erhobenen Zauberstäben betraten sie geschlossen das Haus. Lily versuchte sich immer noch von James loszumachen. Sie wollte zu Morgan. Sie musste einfach sehen, dass es ihrer Freundin gut ging. Doch tief in ihrem Inneren war ihr in diesem Moment schon bewusst, dass sie Morgan nie wiedersehen würde. James zog sie fester in seine Arme und einen Augenblick gab sie sich einfach seiner Wärme hin. Remus kam mit Sage zu ihnen herüber und es gab ihr etwas Trost, dass zumindest ihnen nichts passiert war. Auch Sirius und Dorcas standen kurz darauf neben ihnen. Lily sah erneut zum Haus. Irgendjemand musste das Dunkle Mal mit einem Zauber aufgehoben haben, denn es war nicht mehr zu sehen. Ein Blick auf die anderen Ordensmitglieder verriet ihr, dass zumindest von ihnen niemand ernsthaft verletzt zu sein schien. Drei Todesser saßen bewegungsunfähig vor dem Gartenzaun, bewacht von Alice, Frank und den Prewett-Zwillingen. Leise Plopps verkündeten das Eintreffen mehrerer Zauberer. An ihren Umhängen konnte Lily erkennen, dass es Ministeriumszauberer waren.
„Vergissmichs", flüsterte James.

Die Auroren kamen aus dem Haus und ihre Gesichter verrieten Lily alles was sie wissen musste. Stumme Tränen rannen ihr über die Wangen, während Primus auf sie zukam. Einer der Vergissmichs sprach ihn an, doch Primus verwies ihn an Kingsley.
„Lily, Sage, es tut mir so leid", sagte Primus, kaum, dass er bei ihnen angekommen war.
„Nein, nein. Sag mir bitte, dass das nicht wahr ist, Primus." Lily wollte es nicht glauben. Ihre Stimme überschlug sich fast vor Verzweiflung. Sie spürte kaum, dass sich James' Arme fester um sie legten. „Nicht Morgan!" Doch Primus Gesichtsausdruck blieb traurig und Lily wurde bewusst, dass auch er soeben gute Freunde verloren hatte. Willow eilte auf sie zu.
„Primus, was ist mit den Jones?" Ihr Mann schüttelte leicht den Kopf und in Willows Augen glitzerten die Tränen.
„Wir müssen ihn aufhalten", brachte sie hervor. „Dieser Krieg fordert zu viele Opfer."
Alle nickten, doch in ihren Blicken lag neben Trauer etwas anderes – Hoffnungslosigkeit. In diesem traurigsten Moment des Ordens hatte niemand die Hoffnung, dass dieser Krieg ohne viele weitere Opfer beendet werden konnte. Keine von ihnen beachtete die Vergmissmichs, die damit begannen, die Gedächtnisse der Muggelnachbarn zu verändern.

Lily konnte sich später nicht mehr an die auf den Mord an den Jones folgenden Tage erinnern. Wie in Trance erledigte sie gemeinsam mit Sage, den Potters und einigen Verwandten die Vorbereitungen für die Beerdigung der Familie. Doch das ganze wurde noch dadurch erschwert, dass keine Details zu der Beerdigung nach außen dringen durften. Zu groß war die Gefahr, dass Voldemort dieses traurige Ereignis für einen weiteren Angriff nutzen würde. Und so wurden nicht einmal alle Ordensmitglieder zur Beerdigung eingeladen. Die Worte von Voldemort spukten unaufhörlich in Lilys Kopf. 'Ihr habt einen Spion in euren Reihen, jemand dem ihr vertraut.' Und obwohl sie immer stolz darauf gewesen war, Menschen zu vertrauen und das Beste in ihnen zu sehen, begann sie zu zweifeln. Wer würde so weit gehen, sie zu verraten? Es musste jemand sein, der ihnen nahe stand und zumindest über ihre genauen Missionsaufträge und –zeiten unterrichtet war. Jeden Abend sprachen sie in großer Runde darüber, aber es wollte niemanden in den Kopf, wer dieser Spion sein könnte. Mittlerweile waren auch Sage und ihre Eltern bei den Potters untergekommen, denn sie standen Lily und James zu nahe, um nicht als nächstes Ziel zu gelten. Und mit jedem Tag fiel es Lily schwerer, sich keine Vorwürfe, ob der Situation zu machen. Morgan und ihre Eltern waren tot, wegen ihr und James. Sage und ihre Familie, Remus, Dorcas, Sirius – keiner von ihnen konnte ein freies Leben führen, alles nur, weil sie ihnen nahestanden.

Die Beerdigung selbst fand gerade einmal eine Woche nach dem Tod der Familie auf dem Friedhof in deren Heimatort statt. Es war eine ruhige, einfache Zeremonie, die Lily Kraft gab, weiterzumachen. Sie war sich sicher, dass Morgan gewollt hatte, dass der Orden nicht aufgab. Während des gesamten Rituals kämpfte Lily mit den Tränen und verlor schließlich die Beherrschung, als Dumbledore, der die Zeremonie leitete, den Grabstein setzte. Sie hatte gemeinsam mit Morgans Tante die Inschrift für den Stein gewählt.

Oliver, Sarah und Morgan Jones
Gestorben im Mai 1979 für den Glauben an eine bessere Welt.
Wir werden Euch niemals vergessen.

Es bleibt die Liebe – die den Tod nicht kennt

Kaum stand der Grabstein, wurden die Beerdigungsteilnehmer aufgefordert, etwas Erde auf das offene Grab zu werfen. Die Verwandten machten den Anfang, gefolgt von Brandon, Sage und Lily. Es hatte etwas Endgültiges als die Erde auf die drei Särge hinabrieselte. James legte Lily eine Hand auf die Schulter und ließ mithilfe seines Zauberstabs Erde hinabschweben. Lily sah auf, direkt in die Augen ihres Mannes. In ihnen stand die gleiche Angst und Trauer, die sie fühlte. Oliver, Sophie und Morgan waren gestorben in dem Glauben, dass Lily und James leben mussten. Doch wenn sie es nicht schafften, Voldemort zu besiegen, würden sie ihnen in gerade einmal etwas mehr als zwei Jahren folgen. Und ihren Sohn alleine in einer Welt zurücklassen, in der ein Kind gezwungen war, zu kämpfen.

James Potter und das Erbe GryffindorsWhere stories live. Discover now