♡ 31. Der Tagesprophet

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Am nächsten Morgen wachten sie eng aneinander gekuschelt auf. Das Erlebnis der Nacht hatte sie beide tief beeindruckt und ihnen war klar, dass es sie verändert hatte. Es war als wären sie endlich eins. Nur mühsam kamen sie an diesem Morgen aus dem Bett. Lily holte sich mittels Zauber einige Kleider aus ihrem Zimmer, wollte sie doch nicht im Cocktailkleid über den Flur laufen. Gemeinsam duschten sie und nutzen die letzten Minuten zu zweit bevor sie schließlich zum Frühstück nach unten gingen.

Sirius war noch nicht wieder da und so saßen Willow und Primus alleine am Tisch in der Küche.
„Hattet ihr einen schönen Abend?" fragte Willow, nachdem sie den beiden Kaffee herbeigezaubert hatte. Lily konnte es nicht verhindern und lief rot an. James kam ihr sofort zur Hilfe.
„Ja, es war wirklich sehr schön im Ritz. Das Essen war wie immer vorzüglich." Bevor irgendjemand etwas sagen konnte, flog eine Liefereule des Tagespropheten durch das offene Küchenfenster.
Primus steckte ihr einige Knuts in den Lederbeutel und schlug die Zeitung auf. Er las die Schlagzeile und runzelte die Stirn.
„Diese Kimmkorn, dass sie in Zeiten wie diesen nichts Besseres zu schreiben haben. Scheinbar haben sogar die Todesser Weihnachten gefeiert, wenn der Tagesprophet so etwas auf der Titelseite bringt. Ich fürchte, das wird euch nicht gefallen."

Er reichte die Zeitung an Lily und James weiter. Auf der Titelseite prangte ein Bild der Beiden bei ihrem Besuch in der Winkelgasse. Hand in Hand liefen sie durch die Gasse. Darunter fand sich ein Bild vom gestrigen Abend, als sie gerade das Hotel betraten.
'James Potter vergeben? Wann läuten die Hochzeitsglocken?' lautet die Schlagzeile.

'James Potter, Sohn von Primus Potter, Leiter der Aurorenabteilung, und Willow Potter, geb. Silverstein, Schwester der Zaubereiministerin, und einziger Spross einer der ältesten Reinblutfamilie wurde kurz vor Weihnachten verliebt turtelnd mit einer unbekannten schönen Rothaarigen in der Winkelgasse gesichtet. Nachdem sie scheinbar die letzten Weihnachtseinkäufe getätigt hatten, trafen sie dort auch auf Potentia Silverstein selbst.
Gestern Abend konnte man das verliebte Paar sehen, als sie im edlen Hotel The Ritz in London speisten. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass Mr. Potter seiner Angebeteten einen Heiratsantrag gemacht hat. Aus informierten Kreisen haben wir erfahren, dass es sich bei der rothaarigen Schönheit um Lily Evans handelt, eine Klassenkameradin von James Potter in Hogwarts, wo er sich gerade auf seinen Schulabschluss im Sommer vorbereitet. Miss Evans stammt aus einer Muggelfamilie, ist Schulsprecherin und gilt neben James als Jahrgangsbeste in Hogwarts. Sie ist, wie Mr. Potter Mitglied des Haus Gryffindor und bei Lehrern wie Schülern sehr beliebt. Derzeit verbringt das verliebte Paar die Weihnachtsfeiertage im Anwesen der Potters in Godric's Hollow, ein weiterer Hinweis darauf, dass Mr. Potter wohl bald sein Junggesellendasein aufgeben wird. Ob Miss Evans allerdings dem Druck dieser sehr mächtigen und reichen Zaubererfamilie gewachsen ist, wollen wir dahingestellt lassen. Wir freuen uns jedenfalls auf eine Hochzeit im Sommer und wünschen dem Paar schon jetzt alles Gute.'

Willow grinste ihren Sohn an. Sie hatte über die Schultern der beiden mitgelesen.
„Willst du uns irgendetwas sagen?" Sie warf einen Blick auf Lilys Hand. „Zumindest sehe ich keinen Verlobungsring." James schüttelte den Kopf.
„Dad hat Recht. Es scheint derzeit sehr ruhig zu sein, wenn diese Frau nichts anderes zu schreiben hat. Sehr verwunderlich, dass sie ausgerechnet über mich schreibt, dass hat sie doch noch nie gemacht." Lily sagte nichts, sie starrte die Zeitung an. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit in der Zeitung aufzutauchen. Die Art wie über sie geschrieben wurde, schockierte sie doch etwas.
„Passiert Euch das öfter?"
„Nein, eigentlich nicht. Potentia natürlich schon, aber als Zaubereiministerin steht sie auch im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Primus kommt beruflich oft nicht um Interviews und Berichte herum. Privat lassen sie uns aber meist in Ruhe. Ab und an gibt es mal ein paar Berichte über Wohltätigkeitsveranstaltungen und dergleichen, aber meistens nichts Tragisches, im Gegenteil, denn diese Berichte helfen uns mehr Spenden zu sammeln. Wahrscheinlich wollten sie einfach mal über etwas anderes schreiben. Du solltest dir darüber nicht den Kopf zerbrechen." Willow lächelte immer noch. „Oder ihnen ist gerade bewusst geworden, dass James noch nie in den Klatschspalten aufgetaucht ist. Wir geben ihnen auch wenig Anlass dazu. Sie trauen sich vielleicht nicht mehr über die Blacks, Malfoys und die anderen zu schreiben. Und im Grunde steht dort ja nichts Schlimmes. Versprecht mir nur bitte, dass wir es vor der Presse erfahren, solltet ihr euch verloben." Willow wandte sich zum Küchentresen um mit dem Zauberstab der Kaffeemaschine einen Stups zu geben. Nachdem Kaffeepulver, Wasser und Filter ihren Weg selbstständig gefunden hatten, fing die Maschine an frischen Kaffee zu brühen.

„Was meinst du damit, dass sie sich nicht trauen, über die Blacks und Malfoys zu schreiben?" Lily sah Willow nachdenklich an, doch es war Primus, der schließlich antwortete.
„Nun ja, auch der Tagesprophet hat wie viele Andere Angst." Lily verstand immer noch nicht.
„Angst wovor?" Primus zögerte einen Moment.
„Die rassistischen und schwarzmagischen Ansichten vieler alter Zaubererfamilien sind dir als Muggelgeborene glücklicherweise größtenteils unbekannt, außer wenn du sie am eigenen Leib zu spüren bekommst. Viele der alten Familien heiraten seit Jahrhunderten untereinander, aber nicht aus Liebe sondern aus dem vollkommen absurden Grund ihr Blut rein halten zu wollen. Wir Potters haben zwar auch einen durchweg reinblütigen Stammbaum, allerdings ist das nie mit Absicht geschehen, zumindest nicht in Willows Familie. Ich selbst stamme nun mal mütterlicherseits von den Blacks ab, was der Hauptgrund für meinen reinblütigen Stammbaum sein dürfte. Meine Eltern allerdings haben aus Liebe geheiratet. Weil sie die Ansichten der Blacks nicht teilten haben sie sich von der Familie distanziert." Primus machte eine kurze Pause bevor er weitersprach. „Seit Jahrhunderten gibt es zwei Seiten bei den Zauberern. Die ersten die damit angefangen haben, waren wohl die Schulgründer von Hogwarts, zumindest soweit uns bekannt ist. Slytherin wollte keine Muggelgeborenen an der Schule akzeptieren, geschweige denn ausbilden. Die anderen drei Schulgründer waren der gegenteiligen Meinung und so verließ Slytherin die Schule.
Wir Potters gelten heute neben Familien wie den Weasleys, Dumbledores, Longbottoms und vielen weiteren als Blutsverräter, weil wir die Rechte von Muggelgeborenen schützen und erweitern.
Auf der anderen Seite stehen Familien wie die Malfoys, die Rosiers, die Blacks, die Lestranges und die Carrows um nur einige zu nennen. Wie Slytherin hassen sie Muggelgeborene und waren wohl nicht ohne Grund in seinem Haus. Was aber nun nicht heißen soll, dass alle Slytherins so sind. Einige Sprösslinge dieser Familie gingen gemeinsam mit Voldemort zur Schule und gehörten zu seinen ersten Anhängern, den Vorläufern der Todesser. Heute sind sie oftmals Oberhäupter ihrer Familien und unterstützen Voldemort sowohl finanziell als auch indem sie ihre Familienmitglieder in seinem Sinne erziehen. Natürlich ist es sehr schwer es ihnen nachzuweisen, sonst würden sie schon alle in Askaban sitzen. Der Tagesprophet wird sich nicht mehr trauen über sie zu berichten, denn keiner weiß, was dann mit den entsprechenden Reportern und dem Chefredakteur passiert." 

Lily sagte einen Moment nichts und nickte dann.
„Kann man denn gar nichts gegen sie machen?"
„Doch, natürlich. Die Auroren tun ihr Bestes um möglichst viele Todesser zu erwischen und nach Askaban zu schaffen. Aber bis heute gibt es immer nur kleine Angriffe für die man schwer jemanden Verantwortlichen findet. Voldemort tritt nicht offen auf, auch wenn wir befürchten, dass er nur im Geheimen seine Gefolgsleute um sich scharrt um irgendwann die Macht zu übernehmen. Um dies zu verhindern hat Albus den Orden des Phönix gegründet. Wir müssen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern, dass Voldemort das Ministerium infiltriert. Denn dann hat er die Kontrolle über die Zaubererwelt."
„Albus hat mit uns darüber gesprochen, Dad. Schon vor einiger Zeit." Nun war es James, der etwas sagte. Als Sohn eines Auroren kannte er diese Befürchtungen schon seit Langem. Hatte mitbekommen, wie Voldemort immer stärker wurde. Lily hing indes ihren Gedanken nach. Sie hatte die Situation wohl wie viele unterschätzt. Willow nahm wieder am Tisch Platz.
„Lily, du brauchst dir keine Gedanken darüber machen, dass du das alles nicht ernst genug genommen hast. Das tun die meisten nicht. Aber nicht weil sie die Augen verschließen, sondern weil das meiste davon einfach nicht bekannt ist. Bisher agiert Voldemort meistens im Geheimen." Sie seufzte kurz. „Was den Orden des Phönix betrifft. Es ist meine absolute Horrorvorstellung, dass mein eigener Sohn und seine Freunde vielleicht kämpfen müssen." Man konnte die Sorge auf Willows Gesicht mehr als deutlich sehen. „Aber ich bin nicht naiv genug zu glauben, dass wir euch vor all dem schützen und fernhalten könnten. Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, wird es die Welt wie wir sie kennen so nicht mehr geben. Als Albus das erste Mal zu mir gekommen ist, habe ich vehement abgelehnt, dass er euch in den Orden aufnehmen will. Mittlerweile weiß ich allerdings, dass er Recht hat. Um zu gewinnen brauchen wir jeden, den wir bekommen können. Auch wenn das heißt, dass wir Opfer bringen müssen." Ihre Stimme brach und sie brauchte einen Augenblick bevor sie weitersprechen konnte. „Aber, und das ist äußerst wichtig. Niemand von euch wird auch nur einen einzigen Einsatz für den Orden machen, bevor ihr die Schule nicht beendet habt und im Orden vernünftig ausgebildet wurdet. Das war meine Bedingung an Albus und er sieht das genauso. Für euch beide heißt das, ihr solltet, wenn ihr euch entschließt dem Orden beizutreten, die Privatstunden bei Albus nehmen. Das könnte euch im entscheidenden Moment das Leben retten."

James Potter und das Erbe GryffindorsWhere stories live. Discover now