♡130. Severus Anhörung

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Lily dachte einen Moment über Albus' Worte nach, während ihr Blick über den Gefangenen glitt, der soeben in den Raum gebracht wurde. Severus! Ihre grünen Augen richteten sich wieder auf Albus.
„Das ist ein sehr guter Ratschlag, Albus. Ich werde ihn beherzigen, vielen Dank", sagte sie, kurz bevor Primus mit einem lauten Klopfen den Saal um Ruhe bat und die Verhandlung eröffnete.
Er sah Severus direkt an.
„Severus Snape, geboren am neunten Januar 1960 in Spinners End, Sohn von Eileen und Tobias Snape, ist das korrekt?" Severus nickte langsam und Lily konnte selbst von der Seite aus seine Angst erkennen.
„Sie sind angeklagt, ein Todesser gewesen zu sein und Voldemort im innersten Kreis gedient zu haben", fuhr Primus mit ruhiger Stimme fort. „Allerdings haben Sie bereits nach wenigen Monaten Ihren Fehler eingesehen und von diesem Zeitpunkt an haben Sie als Spion für den Orden des Phönix gearbeitet und entscheidend zum Fall von Voldemort beigetragen. Dies wurde dem Gamot zugetragen und es sind auch Zeugen anwesend, die dies bestätigen können. Was können Sie uns dazu sagen, Mr. Snape?"
„Ich muss dem, was das Gamot sagt, leider zustimmen. Ich war ein Todesser von Weihnachten 1977 bis November 1978, danach habe ich Professor Albus Dumbledore, dem Gründer des Orden des Phönix, angeboten, als Spion zu fungieren. Zu diesem Zeitpunkt war ich nur noch aus einem Grund Todesser: Um den Tod einer Person zu verhindern, die mir sehr viel bedeutet. Professor Dumbledore hat mein Angebot angenommen und ich habe, bis zum Fall von Voldemort vor wenigen Tagen, für den Orden gearbeitet. Er hat von mir Informationen über geplante Überfälle und Angriffe erhalten, insofern ich im Voraus davon wusste. Zudem habe ich einem bestimmten Mitglied des Ordens im November diesen Jahres Informationen und Gegenstände zugespielt, die zusammen mit dem Aufheben der Schutzzauber rund um das Ministerium den entscheidenden Kampf gegen Voldemort ermöglicht haben. Ich möchte daher das Gamot um Gnade bitten. Ich weiß, dass ich meinen Fehler kaum wieder gutmachen kann, aber ich habe zumindest niemals einen Menschen getötet und alles getan, was in meiner Macht stand, um eine Vernichtung des Dunklen Lords herbeizuführen."
Während Severus' kleiner Rede war es totenstill im Gerichtssaal geworden. Ein Todesser, der seine Fehler offen zugab, war noch keinem untergekommen. Primus nickte.
„Das Gamot wird Ihre Reue berücksichtigen und nun die Zeugen hören. Als ersten Zeugen bitten wir Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore zu uns." Albus stand auf und setze sich im Inneren des Saals auf einen Stuhl, der soeben erschienen war.
„Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore, geboren am 14. August 1881 in Mould-on-the-Wold, Sohn von Kendra und Percival Dumbledore, ist das korrekt?", fragte Primus seinen alten Freund.
„Das ist korrekt, Herr Minister", bestätigte Albus und Unbeteiligte hätten wohl annehmen können, dass sich hier zwei vollkommen Fremde trafen.
„Und Sie möchten hier heute als Zeuge für Mr. Snape aussagen und Punkte zu seiner Verteidigung hervorbringen?"
„Ja, so ist es", bestätigte Dumbledore. „Severus Snape mag eine kurze Zeit ein Todesser gewesen sein, allerdings ist dies niemals aus den Gründen geschehen, wie dies bei anderen Todessern war. Mr. Snape hat sich blenden lassen, seinen Fehler aber sehr schnell eingesehen. Im November 1978 ist er zu mir gekommen. Er wusste, dass es kein Entkommen aus dem Kreis der Todesser gab, denn dies hätte seinen sicheren Tod bedeutet. Doch auch diesen fürchtete er nicht. Er ist aus einem einzigen Grund bei den Todessern geblieben, anstatt den Tod zu wählen: weil er eine Person schützen wollte, die er über alles geliebt hat, denn Voldemort und seine Anhänger machten Jagd auf diese Person und ihre Familie. Severus war vollkommen bewusst, dass er nur als Todesser im innersten Kreis zum Schutz dieser Person beitragen konnte und indem er Informationen an den Orden des Phönix weitergab. Eben dies hat er all die Jahre getan. Ich kann mit fester Überzeugung sagen, dass Severus Snape in den letzten vier Jahren definitiv auf unserer Seite stand. Alles was er tat, tat er auf meine Anweisung hin. Zudem wäre der Krieg ohne ihn wohl noch lange nicht beendet, denn Severus hat entscheidende Hinweise und Gegenstände geliefert, die für die Entscheidung des Krieges notwendig waren. Zudem hat er erst ermöglicht, dass wir ins Ministerium eindringen konnten."
„Sie würden sich also persönlich für Mr Snape verbürgen?", fragte eine Zaubergamotshexe und Dumbledore bestätigte dies. Einige weitere Fragen folgten, bevor Primus ihn entließ.
„Mrs Potter, bitte", rief ihr Schwiegervater sie nun auf.
Lily stand auf uns setzte sich nun auf den Stuhl neben Severus. Sie konnte spüren, wie sein Blick auf ihr lag, wohl nicht sicher, was sie über ihn sagen würde.
„Lily Potter, Mädchenname Evans, geboren am 30. Januar 1960 in Cokeworth, Tochter von Silvie und John Evans, verheiratet mit James Potter, korrekt?" fragte er nun auch sie.
„Ja, das ist korrekt, Herr Minister."
„Mrs Potter, laut unseren Informationen waren Sie während ihrer Schulzeit lange mit Mr Snape befreundet und er hat sie vor wenigen Wochen aufgesucht, um ihnen Hinweise zu geben, wie dieser Krieg beendet werden kann."
„Das stimmt. Severus und ich waren Freunde seit unserer frühsten Kindheit, wir sind in der gleichen Stadt groß geworden und er war es auch, der mir sagte, dass ich eine Hexe bin. Am Ende der fünften Klasse hatten wir einen Streit, der zum Ende unserer Freundschaft führte, allerdings ging das Ende der Freundschaft von meiner Seite aus. Vor wenigen Wochen ist Severus an Albus Dumbledore herangetreten, mit der Bitte, dass ich mich auf ein Gespräch mit ihm einlasse. Zu diesem Zeitpunkt habe ich ihm nicht vertraut und war der festen Überzeugung, er sei ein Todesser. Doch Professor Dumbledore sprach sich für ihn aus und so traf ich mich unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen mit ihm. Er hat mir sehr überzeugend klar gemacht, was dazu geführt hat, dass er sich den Todessern angeschlossen hat und auch, warum er keiner mehr ist. Dann übergab er mir zwei Gegenstände, die wir, mein Mann und ich, brauchten, um diesem Krieg ein Ende zu bereiten. Um welche Gegenstände es sich dabei handelt, möchte ich an dieser Stelle nicht weiter ausführen, es tut auch nichts zur Sache. Aber ohne sie hätten wir Voldemort nicht besiegen können", endete Lily.
„Warum ist er ausgerechnet zu Ihnen gekommen, Mrs Potter?", drang eine Stimme aus dem Zaubergamot. Lily hatte keine Ahnung, was sie darauf antworten sollte und schwieg einen Moment.
„Weil sie diejenige ist, die ich liebe und die schütze wollte", kam Severus ihr mit leisen Worten zuvor, doch auch trotz der kaum vernehmbaren Stimme hatte jeder im Raum ihn gehört, denn es war so ruhig, dass man ein Einhornhaar hätte fallen hören können.
„Danke, Mrs Potter." Damit entließ Primus nun auch Lily aus dem Zeugenstand.
„Mr Snape, wir haben nun alle Zeugen angehört. Haben sie noch etwas zu ihrer Verteidigung hinzuzufügen, bevor wir abstimmen?"
Severus schüttelte den Kopf und Primus wandte sich an das Gamot.
„Ich würde von einer Haft absehen. Mr Snape hat zwar gegen unsere Gesetze verstoßen, allerdings hat er auch entscheidend zum Ausgang des Krieges beigetragen. Daher würde ich ihm lediglich für ein Jahr seinen Zauberstab wegnehmen und ihn in die Obhut von Professor Dumbledore übergeben, der sich bereit erklärt hat, Mr Snape in Hogwarts eine Arbeitsstelle zu geben. Ich bitte Sie, mit mir abzustimmen. Wer sich mir anschließt, möchte bitte die Hand heben."
Lily hielt den Atem an, während die Gamotmitglieder einen Moment überlegten. So sehr Snape sie auch verletzt hatte, sie wollte trotzdem nicht, dass er nach Askaban kam. Eine Hand nach der anderen hob sich. Und nach kurzem Bangen stand fest, dass Severus tatsächlich mit einem blauen Auge davonkommen würde.
„Mr Snape, das Gamot spricht sich eindeutig dafür aus, Sie zu verschonen. Nehmen Sie unser Urteil an?"
„Ja, ich bin dem Gericht unendlich dankbar für diese Milde und werde alles tun, um zu beweisen, dass ich diese zweite Chance verdient habe." Zum ersten Mal klang die Stimme von Severus gefasst und klar.
„Gut, Mr Snape, dann händigen Sie dem Gamot bitte ihren Zauberstab aus. Sie können ihn in einem Jahr hier im Ministerium abholen. Bis dahin ist ihnen jegliche Art von Magie verboten. Wir werden auf Sie eine ähnliche Spur legen, wie sie normalerweise Minderjährige erhalten. Sollten wir die kleinste Verfehlung bemerken, werden Sie umgehend wieder vor diesem Gericht erscheinen müssen. Es gibt nur eine einzige Ausnahme bezüglich der Magie und das auch nur auf den persönlichen Wunsch von Professor Dumbledore. Sie dürfen innerhalb von Hogwarts und unter Aufsicht Zaubertränke brauen. Haben Sie das verstanden?" Primus musterte den jungen Zauberer aufmerksam.
„Ja", sagte dieser und stand auf, um Primus seinen Zauberstab auszuhändigen. Dann verließ er zusammen mit Dumbledore und Lily den Gerichtssaal.

James Potter und das Erbe GryffindorsWhere stories live. Discover now