♡104. Auror

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Irgendwann versammelte sich die Familie an der riesigen Kaffeetafel im Garten. Ein wenig fühlte sich Harry an seinen siebzehnten Geburtstag bei den Weasleys erinnert. Überall wuselten Menschen herum, es war laut, fröhlich und für Harry der Himmel auf Erden. Er grinste über beide Backen. Dies hier war wohl das beste Geburtstagsgeschenk, das er jemals würde bekommen können. Ein Blick auf den riesigen Tisch verriet ihm, dass Willow und Lily wohl den halben Tag gebacken hatten, denn der Tisch bog sich fast unter den vielen Torten und Kuchen. In der Mitte des Tisches thronte eine übergroßer Kuchen mit der Aufschrift „Herzlichen Glückwunsch Harry". Die lärmende Meute verteilte sich am Tisch, aber Harry blieb noch einen Augenblick stehen, um sie zu beobachten. Eine einzelne Träne verließ seine Augen. Er hatte Sirius vermisst, Remus ebenfalls. Aber erst in diesem Moment wurde ihm erst richtig bewusst, was ihm gefehlt hatte. Eine richtige Familie. Nicht die Familie eines anderen, die sich um ihn kümmerte, auch wenn die Weasleys immer für ihn dagewesen waren. Es war die eigene Familie, die ihm so schmerzlich gefehlt hatte.
„Alles in Ordnung?", fragte eine Stimme neben ihm. Harry wandte sich zu seinem Vater um, der unbemerkt neben ihn getreten war und lächelte ihn an.
„Es könnte nicht besser sein. Mir ist gerade bewusst geworden, wie viel Glück ich habe." James legte die Hand auf die Schulter seines Sohnes.
„Da gebe ich dir vollkommen Recht, Harry. Es gab Momente in unserem Leben, da hätten deine Mutter und ich nicht geglaubt, diesen Tag heute gemeinsam mit dir feiern zu können. Umso glücklicher können wir uns schätzen, heute hier alle beisammen sein zu dürfen." Er grinste jungenhaft und einen Moment erinnerte er Harry wieder an den jungen Mann aus dem Denkarium, der im Wasser mit einem Mädchen rumalbert. Auch wenn der Mann, der neben ihm stand, gute zwanzig Jahre älter war. „Und nun lass uns zu den anderen gehen, bevor von deiner Geburtstagstorte nichts mehr übrig ist, weil Sirius alles aufgegessen hat." Harry grinste, manche Dinge änderten sich also nie.

Harry stopfte sich mit Kuchen voll, bis er das Gefühl hatte, fast zu platzen. Ginny saß neben ihm. Verstohlen berührten sie sich immer wieder unter dem Tisch. Ron hatte seine Schwester vom Training abgeholt, schließlich würde Ginny erst in einigen Tagen volljährig und durfte noch nicht alleine apparieren. Hier nun so unbeschwert mit seiner Freundin zu sitzen, war für Harry ein genauso neues Gefühl, wie eine Familie zu haben. Die Zeit mit Ginny in seinen Erinnerungen war immer von Voldemort überschattet gewesen und von Harrys Schicksal, ihn zu besiegen. Doch hier, an diesem wundervollen Julitag, gab es nichts, was Harrys Glück trüben konnte.

Irgendwann räumte Lily mit einem Schlenker ihres Zauberstabs die Kaffeetafel. Dann scheuchte sie einige der Gäste am Kopfende auf und wenig später flogen weitere Tische und Unmengen Stühle heran. Bewundernd sah Harry seiner Mutter zu. Sie lächelte und plauderte, während sie alles an den richtigen Platz dirigierte. So als sei es nichts Besonderes. Lily Potter war genau so, wie Harry sie sich immer vorgestellt hatte und wie er sie im Denkarium erlebt hatte. Ihr rotes Haar funkelte im Sonnenlicht und sie flirtete ungeniert mit ihrem Mann. Einen Moment später kehrt Harry in die Realität zurück. Wofür waren all diese Stühle? Er stand auf und gesellte sich zu seiner Mutter, die in diesem Moment ihre Arbeit zufrieden betrachtete.
„Mom?" Sie wandte den Kopf zu Harry.
„Ja, mein Schatz?"
„Ähm, wie viele Leute kommen denn noch?"
„Ich weiß es nicht genau, Harry. Ich will aber hoffen, dass es viele sind, damit wir nicht das ganze Essen umsonst vorbereitet haben. Bisher ist ja auch nur die engste Familie da." Lily lächelte und eilte ins Haus, weil es an der Haustür klopfte. Ihre Worte tröpfelten langsam in sein Bewusstsein. Nur die engste Familie? Harry starrte ihr einen Moment hinterher und sie schien innerhalb von wenigen Sekunden wieder da zu sein. Im Schlepptau mit vielen roten Haarschöpfen.
Erfreut sah Harry die Neuankömmlige an.
„Mrs Weasley, Mr Weasley, Bill, Fleur, Fred, George, wie schön euch zu sehen." Der Reihe nach umarmte Harry die Familie Weasley. Zumindest schien es sich nicht geändert zu haben, dass sie ihn mochten. Erst nachdem Fred und George eine ihrer neuesten Erfindungen präsentiert hatten, entdeckte Harry, dass mit den Weasleys zusammen noch weitere Gäste angekommen waren. Zuerst wurde er in die starken Arme von Hagrid gezogen, dann folgten Glückwünsche von Luna Lovegood, Angelina Johnson – welche George immer wieder Blicke zuwarf -, Seamus Finnigan, Ernie Macmillan, Dean Thomas, Justin Finch-Fletchley und einiger weiterer Schulkameraden aus Hogwarts. Ein wenig verwundert registrierte Harry, dass er in dieser Realität scheinbar ähnliche Freunde hatte wie in seinen Erinnerungen. Es war beruhigend, so viele vertraute und lachende Gesichter zu sehen, die sich alle versammelt hatten, um seinen Geburtstag zu feiern. Während er sich mit Luna und Seamus unterhielt, sah er, dass seine Mutter sich erneut Richtung Tür bewegte. Kurz darauf kehrte sie mit weiteren Gästen zurück. Harry traute seinen Augen kaum, als Neville Longbottom gemeinsam mit seinen Eltern in den Garten kam. Wie seine eigenen Eltern, waren somit auch die Longbottoms von ihrem grausamen Schicksal verschont worden. Neville strahlte Harry an und gratulierte seinem Freund. Alice und Frank Longbottom taten es ihrem Sohn gleich. Es war ein komisches Gefühl für Harry, nachdem er wusste, in welchem Zustand er sie im St.-Mungo-Hospital gesehen hatte. Wenig später trafen Mitglieder des Ordens und Freunde seiner Eltern ein. Unter anderem Kendera Malkin und sogar Bathilda Bagshot. Beim Anblick von Bathilda zuckte Harry unwillkürlich zusammen. Die Erinnerung, wie sich Nagini, Voldemorts Schlange, aus ihrem Körper gewunden hatte, ließ sich nicht so einfach abschütteln. Doch Harry schüttelte ihr tapfer die Hand und beschloss, sich ans andere Ende des Tisches zu setzen. Und so nahm er zwischen Ginny und Hermine Platz, die selbst neben Ron saß. Direkt neben Ginny saßen Harrys Eltern. Harry nippte an dem Butterbier, das vor ihm stand und warf einen Blick in die Runde. James diskutierte mit Ginny über die Vorzüge verschiedener Spielzüge beim Quidditch. Lily hingehen unterhielt sich angeregt mit den Longbottoms und Weasleys. Ron und Hermine waren mit sich selbst beschäftigt. Und so genoss Harry einfach den wunderschönen lauen Sommerabend. Sie hatten zum Abendessen ähnliche Berge verschlungen wie zum Kaffee. Mittlerweile flossen Feuerwhiskey und Butterbier in Strömen und irgendjemand hatte unzählige Laternen im Garten platziert, die nun ein gemütliches Licht im Garten verbreiteten. Harry lauschte dem Stimmengewirr um ihn herum und war einfach nur glücklich. Er konnte sehen, wie seine Eltern sich trotz ihrer angeregten Gespräche verliebte Blicke zuwarfen und Morgan mit Sirius' Sohn Regulus flirtete. Die beiden schienen ungefähr im gleichen Alter zu sein, viel mehr hatte er bisher noch nicht rausfinden können. Wenn Hermine sich einen Moment von Ron lösen könnte, würde er sie fragen, in welchem Haus seine Schwester war.
Immer wieder drangen Wortfetzen von den verschiedensten Gespräch zu Harry, den meisten schenkte er keine Beachtung. Doch als denn schließlich Worte fielen wie „Harry.... Fusstapfen seines Vaters...nächster Zaubereiminister....bleibt sicherlich in der Familie" wurde er nun doch hellhörig. Scheinbar waren am unteren Ende des Tisches Bathilda, Dumbledore und Ethan Fenwick und Mrs Malkin in ein angeregtes Gespräch über Politik versunken, welchem Fred und George aufmerksam folgten. Doch so sehr Harry sich anstrengte, er konnte nur einzelne Wörter verstehen. „Voldemort... besiegt....verdient...", mehr war leider nicht zu verstehen.
„Harry?" Es war die Stimme seines Vaters, die ihn aus den Gedanken riss. James hatte sich erhoben, ohne dass Harry es bemerkt hatte. Nun sah er seinen Sohn abwartend an. Harry nickte leicht, ohne zu wissen, was von ihm erwartet wurde. James lächelte in die Runde.
„Ich möchte gerne mit euch mein Glas auf Harry erheben." Er lächelte seinen Sohn an. „Mit großem Stolz darf ich euch allen mitteilen, dass er in die Fussstapfen seiner Familie treten wird. Harry hat gestern die Prüfung zur Aufnahme als Auror bestanden und folgt damit meinem Vater und mir auf dem Weg, den schon so viele Potters zuvor beschritten haben. Harry, wir sind unglaublich stolz auf dich." Während Harry die Worte seines Vaters kaum erfassen konnte, hob James sein Glas und alle Anwesenden taten es ihm nach. „Auf Harry", verkündete James.
Ein einstimmiges „Auf Harry" war die Antwort, bevor alle einen Schluck nahmen. Nur Harry saß verdattert auf seinem Platz.

James Potter und das Erbe GryffindorsWhere stories live. Discover now