149: Meuterei

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Wir waren gerade mal einige Tage unterwegs, als Jack in der Abenddämmerung ein Schiff am Horizont erblickte.

"Und du bist ganz sicher, dass es die Black Pearl ist?", hauchte ich gerade und wickelte Jacks Mantel enger um mich - es war kalt geworden und er hatte mir seinen Mantel gegeben.

"Schätzchen", sagte Jack und klang dabei ziemlich wichtigtuerisch. "Denkst du wirklich, ich würde mein eigenes Schiff nicht erkennen?"

"Naja...", meinte ich. "Es ist ganz schön weit weg, nicht wahr?"

"Jessie. Es gibt nur ein einziges Schiff, das so schön ist. Ich erkenne ihre Segel, ihre Form. Sie ist es. Mein Mädchen."

Ich warf ihm einen Seitenblick zu. "Na gut", nuschelte ich.

Ich versuchte, die Umrisse des Schiffes genauer zu erkennen und verengte leicht die Augen. In der Dunkelheit, die das Meer immer weiter einnahm, leuchteten winzige Punkte auf dem schwarzen Schiff - vermutlich Laternen oder Öllampen. Das Schiff wirkte, als würde es sich nicht vom Fleck bewegen. Und wir kamen immer näher. Ob sie schon den Anker geworfen hatten? Oder hatten sie es eilig? Waren sie auf Schatzsuche? Oder trieben sie bloß ziellos herum? Ich wusste es nicht. Keiner wusste es.

"Was denkst du, wann wir da sind?", fragte ich Jack.

"Höchstens eine Stunde", antwortete Jack.

"Ehrlich?", fragte ich.

"Aye", bestätigte Jack. "Wir sind bald da."

Und endlich nahm er das Fernrohr von seinem Auge und steckte es in seinen Waffengürtel zurück. Er drehte sich zu mir und ergriff zu meiner Überraschung meine Hüfte. Er zog mich näher an sich heran und legte seine Hände auf meinen Rücken. Ich lächelte und legte meine Arme um seine Brust auf seinen Rücken.

"Weißt du, was wir tun, wenn wir die Pearl haben, Liebes?"

"Was denn?"

"Wir segeln und machen uns einen netten Abend auf einer schnuckeligen, kleinen Insel. Was sagst du?", schlug er vor.

Ich war begeistert. "Toll! Ich freue mich", sagte ich lächelnd.

"Das hab ich mir gedacht", meinte Jack. "Kleine Romantikerin." Er grinste.

"Lass mich", murmelte ich und kicherte. "Ich kann auch nichts dafür, dass-"

Doch noch während ich sprach, unterbrach mich Jack mit einem Kuss - mal wieder. Er drückte mich an sich und strich durch meine Haare. Ich erwiderte seinen Kuss. Dass er mich unterbrochen hatte, war mir eigentlich im Moment herzlich egal. Denn wenn er mich küsste, vergaß ich immer alles um mich herum. Es war wie Magie. Einfach schön.

Als wir uns voneinander lösten, lächelte ich ihn glücklich an. Jack allerdings grinste.

"Was wolltest du noch gleich sagen, Liebes?"

"Ich...", begann ich, brach ab und überlegte.

Jacks Grinsen wurde breiter.

"Ich weiß es nicht mehr", gab ich schließlich zu. "Du bist blöd, Jack."

"Ich weiß", sagte er immer noch grinsend.

"Jack?"

Wir drehten uns um. Will kam zu uns.

"William?", fragte Jack und ließ mich - leider Gottes - los.

"Wann lassen wir die Beiboote zu Wasser?", fragte Will.

Jack sah zur Pearl hinüber und überlegte. "Ich werde euch rechtzeitig Bescheid geben", versicherte er dann.

"Meutereeeiii, juhuuu!", sagte ich in einem allgemeinen, erfreuten Sing-Sang.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt