63: Nur Männersache?

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Direkt hinter der Kajütentür kamen wir zum stehen. Vor uns liefen viele Leute umher und auf dem ganzen Schiff waren Schreie zu vernehmen. Hier und da flogen Piraten durch die Luft und man hörte sich kreuzende Schwerter und Pistolenschüsse.

"Verflucht!", meinte Jack. "Wir werden gerade irgendwie überfallen, glaub ich."

"Tolle Feststellung, Jack", sagte ich sarkastisch. "Darauf kannst du wirklich stolz sein." Jack warf mir einen Blick zu. "Worauf warten wir denn dann noch, verdammt?! Wir müssen kämpfen! Wir müssen die Pearl verteidigen!", half ich ihm auf die Sprünge, zückte bereitwillig mein Schwert, trat einen Schritt vor und wollte mich gerade in die Schlacht stürzen, als Jack meinen Arm packte. Er hielt mich zurück.

"Du kämpfst sicher nicht! Das ist Männersache und viel zu gefährlich für dich. Geh in meine Kajüte und tu so, als wärst du nicht da, dann passiert dir nichts," erklärte er mir sachlich.

"Willst du mich auf den Arm nehmen?!", fragte ich entsetzt und konnte kaum glauben, was er gerade gesagt hatte. "Willst du mich etwa anzweifeln?! Nur weil ich eine Frau bin?! Ich KANN kämpfen! Hendric hat es mir beigebracht. Du hast es selbst gesehen! Zum Beispiel damals, bei den Kannibalen."

"Ich bitte dich, Kannibalen sind doch keine Gegner. Du bleibst hier", befahl Jack entschieden, schob mich energisch zurück in die Kajüte, klatschte die Tür zu und verriegelte sie von außen.

"Mistkerl!", brüllte ich ihm nach.

Beleidigt setzte ich mich in den Schneidersitz auf den Boden, verschränkte die Arme vor der Brust und schmollte. Mein Schwert lag nutzlos neben mir. Er kämpfte schön piratig und hatte Spaß und ich saß gelangweilt in seiner Kajüte. Na super! Ich wollte auch nach draußen. Und dass ich eine Frau war, war kein Grund mich der Schlacht fernzuhalten. Es entschuldigte das Ganze ganz und gar nicht.

Und da kam mir eine Idee. Jack würde zwar komplett ausrasten, aber das war es mir wert. Ich erhob mich, ging um den großen Schreibtisch herum und öffnete das Fenster. Aye, ich hatte vor, aus dem Fenster zu klettern. Draußen war es dunkel und es regnet noch. Ich konnte die vielen Schreie und Kampfgeräusche hören. Ich steckte das Schwert in die Schwertscheide und machte einen Schritt aus dem offenen Fenster. Ich saß nun mit einem Bein in der Kajüte und mit dem anderen Bein draußen in der Luft über dem Meer baumelnd auf dem Fensterrahmen da, was natürlich ein wenig im Schritt weh tat. Also zog ich schnell mein anderes Bein nach und stellte mich auf den Fensterrahmen. Mit den Händen hielt ich mich an dem 'Dach' der Kajüte fest. Dann sprang ich hoch - was nebenbei bemerkt schon recht gefährlich war, da ich ja hätte ins Meer fallen können -, stützte mich vollständig auf meinen Händen ab und stemmte mein gesamtes Körpergewicht nach oben. Und das war ziemlich anstrengend. Ich hob mein rechtes Bein an und legte es auf das Dach. Dann zog ich das linke nach und drehte mich einmal um mich selbst und somit vom Rand des Daches weg. Schließlich lag ich alle Viere von mir gestreckt keuchend auf dem Rücken auf dem Dach im Regen und starrte erschöpft gen Himmel. Jack würde mich umbringen. Er würde mich umbringen!

"Bei Davy Jones' Kraken!", entfuhr es mir und ich rappelte mich auf.

Ich ging auf dem Dach umher, ging auf den Rand zu und blickte herunter. Alle waren mit kämpfen beschäftigt. Ich erkannte, dass Jack es sogar mit drei Piraten gleichzeitig aufgenommen hatte. Sehr gut! Er war also schön abgelenkt. Ich zückte mein Schwert und sprang herunter in die Schlacht. Sofort fand ich einen Piraten, der noch keinen Kampfpartner hatte und kreuzte meine Klinge mit ihm.

"Na, Püppchen, Ihr wollt wohl etwas üben", grinste er und musterte mich.

"Das hab ich nicht nötig", gab ich zurück, drehte mich einmal um die eigene Achse und hielt ihm mein Schwert entgegen.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt