90: Delfine

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, zeichnete ein schönes Morgenrot den Himmel. Am Horizont ging langsam die Sonne auf. Ich streckte mich aus und reckte die Arme. Meine Lunge füllte sich mit der frischen Morgenluft. Ich schloss genüsslich die Augen und gähnte. Dann ließ ich die Arme sinken, öffnete die Augen wieder und sah benommen umher.

Erst einmal sollte ich aufstehen, dachte ich, erhob mich und stieg aus dem Krähennest. Ich kletterte den Hauptmast herunter, sprang auf einer Höhe von etwa einem Meter herunter und landete sanft auf dem Deck. Ich ging zum Achterdeck. Dort tat gerade ein Mann aus der Crew seinen Job - er war einer der wenigen, die bei meinem Abend mit der Crew nicht anwesend gewesen waren und das machte ihn gleich viel sympathischer. Allerdings hing er aber mehr auf dem Steuerrad, als dass er das Schiff steuerte. Eines seiner Augen war zu und das andere nur müde und halb geöffnet. Ich tippte ihm auf die Schulter. Er schreckte hoch.

"Was?! Ein Angriff?! Ein Überfall?!", rief er erschrocken.

"Geh schlafen, ich mach das hier schon", beruhigte ich ihn amüsiert und der Kerl gehorchte sofort.

Ich ergriff das Steuerrad und lenkte nun die Pink Pearl. Und dieses Gefühl der Verantwortung und gleichzeitig auch der Macht über das Schiff durchströmte mich und zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen. Ich fühlte mich gut. Stolz holte ich meinen Hut hervor und setzte ihn auf. Captain Jessie Bones. Das hörte sich gut an! Richtig ehrenhaft und beeindruckend. Ich lächelte triumphierend. Ich hatte zwar keine Ahnung, wo wir hin segelten, aber ich steuerte einfach trotzdem.

"Hey! Hat das der Captain erlaubt?"

Ich sah erschrocken vom Horizont auf das Hauptdeck herunter. Dort stand Jack und grinste zu mir auf.

"Nö", antwortete ich und setzte ein Grinsen auf.

"Du kleine, freche-"

"Spar's dir, Jack! Ich hab's mir selbst erlaubt. Denn ich bin Captain Jessie Bones, klar soweit?!"

Jack kam die Stufen zu mir herauf. "Jaja, träum weiter... Guten Morgen." Er drückte mir einen Kuss auf die Lippen.

Ich erwiderte besagten Kuss und umklammerte Jack. Das Steuerrad hatte ich vergessen...

"Hey! Ich dulde keine Liebhabereien auf meinem Schiff!", rief auf einmal eine Stimme. "Wie oft muss ich das noch sagen, damit ihr es kapiert?"

Jack und ich schreckten auseinander. Barbossa war an Deck gekommen.

"Und wer hat Euch eigentlich erlaubt zu steuern, Miss Bones?"

"Sie sich selbst", sagte Jack schnell und hob unschuldig die Hände. "Ich hab nichts damit zu tun!"

Ich schenkte Jack einen genervten Blick. "Das war nicht nötig, Jack."

Barbossa kam auf uns zu und stieß mich beiseite. "Sind wir noch auf dem richtigen Kurs, Jack?"

Jack holte seinen Kompass hervor. "Aye!" Und er steckte ihn wieder weg.

"Nun, ich bin zufrieden mit euch beiden. Ihr habt heute mal frei. Ausnahmsweise. Macht was ihr wollt", sagte Barbossa.

"Ehrlich?!", fragten Jack und ich gleichzeitig und weiteten die Augen.

Barbossa sah erst mich, dann Jack an. "Ja, ehrlich, sonst würde ich es euch nicht sagen, oder?"

"Das stimmt allerdings", meinte Jack, packte mein Handgelenk und zog mich mit sich davon.

"Was hast du vor?", fragte ich ihn.

"Umziehen! Ich kann dich nicht länger in Navy Kleidern sehen!", erklärte Jack und klang richtig genervt.

Ich lachte. "Schön! Wenn du was vernünftiges zum anziehen für mich hast."

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt