138: Heirate mich!

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Es verstrichen mehrere Momente, in denen wir uns einfach nur ansahen. Und noch einmal verlor ich mich in den wunderschönen Tiefen seiner dunkelbraunen, nahezu schwarzen Augen, wie immer. Ob er wohl auch so empfand, wenn er mich ansah? Er machte mir ja des öfteren Komplimente über meine Augen, von wegen sie wären so wuderschön wie das Meer, aber ob er es ernst meinte oder es nur einfach so sagte, war mir nicht ganz klar. Jedenfalls momentan nicht, da ich immer noch nicht ganz klar im Kopf war. Und ich war in seinen Augen gefangen. Denn immer, wenn er mir so direkt und tief in die Augen sah, vergaß ich alles andere um mich herum. Das war einfach immer wieder überwältigend.

Dann beugte Jack sich über mich. Er kam mir immer näher. Mein Herz begann sofort schneller zu schlagen. Ich hob ganz vorsichtig meine Hände und strich an seinem Hals nach hinten, bis ich seinen Nacken erreichte. Seine Haut war dort schön warm und weich. Ich zog ihn ganz langsam und mit viel Kraftaufwand - schließlich ging es mir im Moment nicht sonderlich gut - etwas weiter zu mir herunter.

"Wie geht es dir?", fragte er sofort.

"Bestens", log ich wispernd.

"Wunderbar", sagte Jack.

Dann kam er mir noch ein Stück näher und küsste mich sanft. Ich erwiderte seinen Kuss und meine Finger krampften sich in seinen Dreadlocks fest. Es fühlte sich wunderschön und unglaublich toll an! Ich hatte zwar wirklich Schmerzen im Moment, aber trotzdem ging es mir den Umständen entsprechend ein bisschen gut.

Langsam lösten wir uns dann wieder voneinander. Ich starrte zu ihm auf und er auf mich herab.

"Jessie", brach er dann das Schweigen.

"Jack", erwiderte ich.

"Hast du Lust zu heiraten?", fragte er. "Jetzt?"

OH MEIN GOTT! Hatte er das jetzt gerade wirklich gefragt? Mein Herz spielte verrückt! Aber in so einer unromantischen Situation? Egal!

"Na unbedingt!", antwortete ich strahlend und wurde augenblicklich von Adrenalin und einem großen Glücksgefühl, einer Euphorie durchströmt, die es mir tatsächlich möglich machten, meine Schmerzen einigermaßen in den Hintergrund zu drängen.

"Großartig!", kommentierte er. "Dann komm!" Er stand auf, ergriff meine Hand und zog mich hoch. "Das heißt, wenn du kannst?" Er beäugte mich.

Konnte ich denn? Immerhin hatte er mir bereits hoch geholfen. Und ob das so eine weise Entscheidung war, sollte sich jetzt zeigen. Mir wurde sofort übel und ein wenig schwindelig.

"Was denn? Jetzt?!", fragte ich verwirrt und versuchte, wackelig stehen zu bleiben.

"Vielleicht wird jetzt der einzige Augenblick sein, Liebes", antwortete Jack und drückte mir mein Schwert in die Hand.

"Du bist verrückt! Ich war vorhin fast tot!", rief ich, fand seine Aussage aber doch ganz überzeugend, vergaß meine Schmerzen, die Übelkeit und den Schwindel - jedenfalls versuchte ich es - und verstärkte den Griff um mein Schwert. "Aber ich wollte doch im weißen Kleid heiraten!", meckerte ich dann.

"Vergiss dein weißes Kleid, Liebes, du gefällst mir auch in Hose und blutigem Hemd", argumentierte er. "Sowas nennt sich dann PIRATIN." Er zwinkerte.

"Apropos Hose!", fiel mir ein und ich sah an mir herab.

Heilige Scheiße! Sofort griff ich nach meiner auf dem Boden liegenden Kleidung und zog sie an. Die Blutlache auf dem Deck und den relativ tiefen, schon mit getrocknetem Blut überzogenen Einschnitt in meiner linke Brust versuchte ich zu ignorieren, doch natürlich ließ es mich nicht ganz kalt. Was mit mir passiert war, fragte ich Jack wohl am besten NACH der Schlacht. Ich vermutete nämlich stark, dass es mich jetzt die letzten Nerven kosten würde. Und die benötigte ich nun zum Überleben; ich hatte also keine andere Wahl. Wenn ich hier wirklich LEBEND wieder rauskommen wollte, MUSSTE ich noch einmal mitkämpfen, egal wie mies ich mich gerade fühlte. Ich wünschte mir gerade nichts anderes, als dass alles schon vorbei sein würde und ich mich in Ruhe von allem, was passiert war, erholen könnte. Denn ich wusste, dass ich das wirklich dringend nötig hatte.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt