42: Einsame Insel

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Minimal angetrunken - mehr oder weniger minimal - und die halbleeren Rumflaschen an die Seite gestellt, saßen Jack und ich im Sand an unserer Palme. Die Sonne war bereits untergegangen, aber der Mond und das kleine Feuer, welches wir entfacht hatten, spendeten uns genügend Licht. Jack hatte seinen Arm um mich gelegt und strich über meinen Oberarm. Mein Kopf lag auf seiner Schulter. Gerade strich ich mir die Haare hinter das linke Ohr, richtete mich leicht auf, gab Jack einen Kuss auf die Wange und sah ihn an. Er sah mich ebenfalls an.

"Du, Jack...", begann ich dann. "Mir kommt da gerade eine Frage in den Sinn. Liegt wahrscheinlich an dem Rum. Denn eigentlich ist es irrelevant, aber es lässt mich einfach nicht los."

"Du redest zu viel, Liebes. Frag bitte endlich."

"Wo warst du eigentlich, als du Angelica das erste Mal getroffen hast?"

Jack seufzte. "Ich dachte dieses Thema ist zu Ende. Wir hatten das geklärt. Außerdem habe ich es dir doch schon gesagt."

"Ich weiß, aber ich meine, wo GENAU du gewesen bist", beharrte ich. "Bitte?" Ich machte große Augen, guckte ihn unschuldig an und versuchte dabei möglichst süß auszusehen - was mir offenbar gelang.

"Na schön", gab er nach. "Genau gesagt bin ich ihr in einem spanischen Kloster begegnet."

"In einem spanischen KLOSTER? Du bist nicht religiös, hab ich Recht?", stellte ich fest und setzte einen höchst intelligenten Blick auf. "Was hattest du dann in einem spanischen Kloster zu suchen?"

"Ich hab gedacht, das wär ein Bordell. Kann passieren", meinte Jack nahezu beiläufig.

Ich zog die Augenbrauen hoch. "Was hättest du in einem Bor-bordell zu suchen gehabt? Na gut, nein, ich glaube, das möchte ich nicht wissen."

"Ich hatte Langeweile...", rechtfertigte er sich. Dann erhob er sich und hielt mir seine Hand hin, welche ich ergriff, und er zog mich hoch. "Und jetzt lass uns bitte nicht mehr darüber reden. Wir könnten immerhin auch besseres tun. Ich wette du willst tanzen, Liebes."

"Jederzeit", bestätigte ich strahlend, nahm noch einen großen Schluck Rum und sang daraufhin. "When I look into your eyes I see rainbows in the sky."

Jack musterte mich mit erhobenen Augenbrauen. "Und singen?"

"Aye", sagte ich nickend und nahm nun auch noch seine andere Hand.

Dann begannen wir zu tanzen. Mir war es zwar ein Rätsel, weshalb Jack relativ gut tanzen konnte, aber es freute mich. Und um ehrlich zu sein, fand ich es auch ziemlich süß. Nicht jeder Pirat konnte tanzen. Besonders schön fand ich, dass wir immer weiter in Richtung Meer gerieten, während wir tanzten, bis wir schließlich schon bis zu den Knien im Meer standen und immer noch tanzten.

Mittlerweile hatte ich auch meine Arme um seine Schultern gelegt. Seine Hände lagen auf meinem Rücken. Die Wellen brachen an unseren Beinen und das Wasser durchtränkte meinen Unterrock. Wir tanzten noch weiter ins Meer hinein. Und mein nicht gerade niedriger Alkoholpegel machte diese an sich schon sehr glückliche Situation, noch glücklicher.

"We are gonna dance into the sea", sang ich weiter. "All I want is you, you're ma chérie."

Mein Gesang wurde jedoch von Jack unterbrochen. "Ist es nicht eigentlich so, dass sich 'ma chérie' an weibliche Personen richtet, Liebes", stellte er fest. "Und das bin ich ja wohl nicht."

"Besserwisser", murrte ich. 

"Pirat!", meinte er grinsend.

Ich lachte. "Aber du könntest locker als Frau durchgehen, wenn du mein Kleid trägst, PRINZESSIN Jackielina. Und nicht zu vergessen: deine Gangart trägt auch ziemlich arg dazu bei", argumentierte ich.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt