83: Keine Liebhabereien auf meinem Schiff

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Zufrieden verließ Barbossa das Deck. Sie hatten nun Kurs auf Singapur genommen. Warum musste denn auch ausgerechnet Sao Feng dieses Amulett besitzen?, fragte er sich. Damit war er ganz und gar nicht einverstanden. Und er war auch nicht damit einverstanden, dass Jack so viel mehr darüber gewusst hatte, als er selbst. Er war doch noch nie so uninformiert über einen Schatz, den er finden wollte, gewesen. Aber die Hauptsache war, dass er nun endlich Bescheid wusste. Den kleinen Kratzer an seinem Ego konnte er noch vertragen.

Barbossa öffnete die Tür und trat in seine Kajüte ein. Er wunderte sich. Er hatte doch vorhin noch eine brennende Öllampe auf dem Schreibtisch stehen gelassen. Die war jetzt aus.

"Verflucht", murmelte Barbossa leise und entzündete die Öllampe, die daraufhin wieder die Kajüte erleuchtete. Er sah sich suchend nach Jack um. War er etwa abgehauen? Nein. Barbossa entdeckte ihn und verdrehte die Augen.

Jack hatte sich hinter Jessie in Barbossas Koje gelegt und den Arm um ihren Körper geschlungen. Er hielt ihre Hand. Sein Gesicht lag unter ihren Haaren vergraben und Jack tat, als würde er schlafen.

"Komm schon, Jack", sagte Barbossa genervt. "Ich weiß genau, dass du wach bist."

Jack fuhr hoch und Jessies Haare glitten ihm aus dem Gesicht. Er sah Barbossa unzufrieden an. "Du bist so ein Spaßverderber, Hector!"

"Hier wird nicht gekuschelt!", sagte Barbossa entschieden. "Ich gestatte keine Liebhabereien auf meinem Schiff."

"Hector...", begann Jack sich zu rechtfertigen. "Sie braucht Zuwendung."

"Sie kriegt sowie so nichts davon mit. Also, raus aus meiner Koje!"

Jack schmollte, richtete sich auf, verschränkte die Arme vor der Brust und stieg dann widerwillig aus Barbossas Koje. "Du willst mir jetzt aber nicht ernsthaft sagen, dass Jessie hier schläft?!"

"Doch, wo sonst?"

"Und wo schläfst du?"

"Auch hier. Bei ihr. Stört dich das?" Barbossa grinste.

"Zufälligerweise ja", entgegnete Jack und sah Barbossa genervt und wütend zugleich an.

"Nun, das wird dir die Kleine wohl sehr übel nehmen. Jetzt ist das schöne Angebot für sie in meiner Koje zu schlafen Geschichte! Sie muss wohl mit einer nassen Zelle vorlieb nehmen", sagte er.

"Aber-"

"Schweig! Pintel und Ragetti!", rief Barbossa und kurz darauf trafen gerufene Piraten ein. "Bringt Miss Bones in eine Zelle. Aber schnell!"

Pintel setzte eine Trauermiene auf. "Aber Captain, du hast uns versprochen, dass wir sie mal haben dürfen!"

"Was?!", stieß Jack hervor, wollte gerade sein Schwert zücken und stellte fest, dass es nicht an seinem Waffengürtel war - vermutlich war es ihm abgenommen worden. Blitzschnell sah er sich in Barbossas Kajüte um und ergriff den nächstbesten spitzen Gegenstand - eine spitze Eisenstange -, um diesen Barbossa entgegen zu halten. 

Barbossa kreuzte auf der Stelle verteidigend seine Klinge mit der Eisenstange von Jack. Mit wütenden Blicken und zusammengekniffenen Augen sahen die beiden sich an.

"Nicht klug", drohte Jack leise. "Ich an deiner Stelle würde mir das gut überlegen. Du brauchst mich noch. Ich dich allerdings nicht."

Barbossa überlegte und steckte dann sein Schwert zurück. "Na los! Worauf wartet ihr?! Bringt Miss Bones weg!"

Jack ließ die Eisenstange ebenfalls sinken und legte sie zurück. Pintel und Ragetti hievten Jessie in die Höhe und trugen sie davon. Jack schenkte Barbossa einen hasserfüllten Blick. Dann folgte er Pintel und Ragetti hinunter in den Schiffsbauch.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt