45: Alles unter Kontrolle?

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"FEUER!"

Erschrocken fuhr ich aus dem Schlaf, setzte mich blitzschnell auf und riss die Augen auf. Ich fand mich in der Zelle der Black Pearl wieder. Jack lehnte hinter mir an der Wand und schlief noch. Aber Momentchen mal! Hatte ich gerade richtig gehört? Feuer? Na, wen will Barbossa denn nun schon wieder auf den Grund des Meeres befördern? Ich packte Jack bei den Schultern und rüttelte ihn vorsichtig - ich hatte aus meinem Missgeschick, dass ich ihn mal aus dem Bett geworfen hatte, gelernt - wach.

"Was los?", murmelte er noch ganz benommen und sah mich mehrmals blinzelnd an.

Als er mich dann bewusst ansah, grinste er. Er griff nach meiner Hand und zog mich so heftig zu sich, dass ich das Gleichgewicht verlor und auf ihn fiel.

"Jack", murmelte ich und rappelte mich auf. "Wir werden vielleicht jeden Moment angegriffen. Barbossa hat wahrscheinlich schon mehrere Kugeln abgefeuert."

"Was?!", fragte Jack und setzte sich ruckartig auf; er erhob sich und sah sich scheinbar hilflos suchend in der Zelle um. Der vermeintliche Angriff schien ihm nicht sehr wichtig zu sein.

"Vermisst du etwas?", fragte ich verwirrt.

"Genau in jeder Zelle habe ich vor einigen Jahren eine Pistole versteckt. Ich glaube", er kniete sich hin, "ja, eine von diesen Planken wird es sein."

Jack zählte eine Fläche von Planken im Boden mehrmals durch - oder was auch immer er da tat. Ich sah ihm gespannt und interessiert zu. Wie konnte man denn bloß Pistolen in seinen Zellen verstecken? Ich meine, allein schon auf die Idee zu kommen war irgendwie... pff, merkwürdig eben. Was wenn seine eigenen Gefangenen sie zufälligerweise entdeckt hätten? Falls Jack überhaupt Gefangene nahm.

"Aha!", sagte er dann triumphierend.

Er lockerte eine Planke und hob sie aus dem Boden. Zum Vorschein kam tatsächlich eine Pistole. Jack ergriff sie und setzte die Planke wieder in ihr vorgegebenes Loch.

"Was hast du vor?", fragte ich leicht beunruhigt.

"Vertrau mir", meinte Jack bloß, erhob sich und ging auf die Wand des Schiffsbauches, die hinaus aufs Meer führte, zu.

Er hielt die Pistole dagegen. Dann lud er sie, schoss ein Loch durch die hölzerne Wand, steckte die Pistole in seinen Gürtel und blickte hindurch.

Ich drängte mich an seine Seite. "Was siehst du?"

"Meer", sagte Jack tonlos.

"Mehr nicht?", fragte ich.

"Mehr Meer", antwortete er.

"Nicht mehr als Meer?"

"Noch mehr Meer."

"Und mehr als noch mehr Meer?"

"Meer."

"Willst du mich auf den Arm nehmen?", fragte ich leicht genervt und verdrehte die Augen.

Jack blickte mich an. "Um Himmels Willen, nein! Ich könnte nicht verantworten, dass du dir dein hübsches Köpfchen stößt." Er grinste.

"Spinner", kommentierte ich das Ganze.

Jack wandte sich wieder von mir ab und starrte erneut durch das Loch. "Momentchen mal!", sagte er dann. "Da ist noch ein Schiff."

"Vater?", fragte ich vorsichtig.

"Nein, es... es ist die Pink Pearl", teilte Jack mir mit einem verwirrten Unterton mit. "Und an Bord ist... meine Crew? Ich sehe Gibbs. Und da ist William. Und Cotton. Und Lizzy. Und sie haben die Kanonen auf uns gerichtet. Die feuern doch NICHT IM ERNST auf die Black Pearl. Auf meine geliebte Pearl?! Wenn die das wagen..."

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt