39: Ich verliebe mich immer in Trottel

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Ich sah Jack an, als hätte ich ihn nicht genau verstanden. 'Willst du tanzen?' Hatte er mich das jetzt ERNSTHAFT gefragt? Allen Ernstes? Ich verstand darunter jetzt einen Annäherungsversuch, den ich nur zu gerne annehmen, beziehungsweise erwidern wollte, aber... ich hatte mich ja von ihm getrennt. Das musste ich mir selbst immer wieder vor Augen führen. Ich war ratlos. Denn auf der einen Seite wollte ich es. Auf der anderen aber eben nicht, weil ich noch Zeit benötigte. Jack erwiderte meinen Blick. Aber ich hielt ihm stand.

"Willst du, oder nicht?", hakte er nach.

"Jack, ich glaube du kennst den Ernst meiner Entscheidung nicht", begann ich, auch wenn es mir wirklich arg schwer fiel. "Ich... ich bin nicht mehr deine Flamme, deine Geliebte, oder wie du es sonst noch nennen willst."

Er sah mich ein paar Sekunden lang ausdruckslos an. Fast so, wie ein Fisch. Dann hob er erwartungsvoll die Augenbrauen. "Trotzdem können wir doch tanzen."

Hendric nickte zustimmend, begeistert und auffordernd im Hintergrund und grinste mal wieder.

"Halt du dich da raus, Grinsebacke", sagte ich an ihn gewandt, woraufhin er kurz kicherte, aber dann schwieg. "Du hast mir weh getan, Jack", sagte ich jetzt wieder zu Jack, "indem du dich mit Angelica vergnügt hast, und das weißt du! Und wenn du das immer noch nicht verstanden hast, dann tut es mir sehr Leid für dich!"

Jack warf mir einen langen Blick zu und schwieg. In seinen Augen sah ich allerdings, dass er gerade angestrengt nachdachte. Und nicht nur das. Ich sah auch diese Gefühle, die in seinem Blick lagen. Es war etwas, das Ratlosigkeit sehr nah kam. Ratlosigkeit und ein Hauch von Trauer. Jack musterte mich noch einmal; dann ging er davon.

Traurig blickte ich ihm hinterher. Ich wusste zwar nicht, was er fühlte, aber ich konnte es mir so ziemlich denken. Und erneut bildeten sich Tränen in meinen Augen. Warum war das Leben denn nur so verdammt schwer? Manchmal fehlten mir in dieser Hinsicht echt die Antworten. Ich meine, warum war mein Leben auf einmal so verdammt kompliziert? Auf einmal! Ganz plötzlich. Seit Jack da war und ich mich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte, ging alles drunter und drüber. Verdammte Liebe!

"Hendric, spielst du noch mal?", fragte ich dann.

"Natürlich, Kleines", antwortete er und lächelte mich wieder mit diesem liebevollen Blick an; dann begann er zu spielen.

Und ich begann leise für mich selbst zu singen: "Your fingertips across my skin, the palm trees swaying in the wind, images."

Ich machte eine Pause und ließ Hendric ein wenig allein auf der Gitarre spielen. Ich dachte die ganze Zeit über an Jack und wie sehr ich ihn doch liebte. Es war schrecklich für mich, mich zwanghaft von ihm fernzuhalten. Ich saß gerade in einem ziemlich gemeinen Zwiespalt fest.

"You took my hand and danced with me, images", sang ich weiter. "And when you left you kissed my lips, you told me you would never forget me. Well, I'd never want to see you unhappy and I thought you'd want the same for me."

Hendric hörte auf, Gitarre zu spielen, legte sie kurz ab und sah mich eindringlich an. "Jessie, mein Schatz."

"Hm?", machte ich nur, drehte mich zu ihm und hob fragend die Augenbrauen.

"Du quälst dich. Ich sehe es. Und ich will es nicht sehen. Du bist meine kleine Jessie und ich will nicht, dass es dir schlecht geht."

Ich lächelte ihn voller Dankbarkeit an. Und es bestätigte sich mal wieder: Hendric war das Süßeste auf der ganzen Welt. Er merkte es sofort, wenn es mir schlecht ging. Und er würde alles dafür tun, mich wieder lächeln zu sehen. Das war schon immer so gewesen. Hendric legte nun einen Arm um mich und zog mich an sich, um mich zu trösten. Als ich mich an ihm fest klammerte und mein Gesicht in seinem Hemd vergrub, schloss er seine Arme um meine Schultern, gab mir einen Kuss auf den Hinterkopf und wiegte sich beruhigend mit mir hin und her.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt