8: Lagerfeuer

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Es dämmerte schon, als ich mit meinem Schwert ein wenig Holz am Strand kleinhackte - oder es jedenfalls versuchte. Jack und ich hatten beschlossen, dass es vielleicht eine ganz nette Idee wäre, mal etwas zu Essen. Und Jack allein meinte, dass es eine gute Idee wäre, mit einem Schwert Holz zu hacken. Da sollte noch mal jemand sagen, er wäre intelligent...

"Uff!", seufzte ich erschöpft.

Ich steckte das Schwert in den Sand, strich mir die Haare aus dem Gesicht und hielt Ausschau nach Jack. Er stand in seiner Hose, die er hochgekrempelt hatte, und seinem Hemd im Meer - seine Weste hatte er ausgezogen - und stieß wild mit seinem Schwert auf Fische, die scheinbar an ihm vorbei schwammen, ein. Bei diesem Anblick musst ich Lachen, denn er sah schon etwas chaotisch und unorganisiert dabei aus. Aber genau das war ja so unglaublich süß an ihm! Und die hochgekrempelten Hosenbeine standen ihm wirklich ausgesprochen gut. Dann wandte ich mich wieder an meine Arbeit.

"So, das müsste reichen", sagte ich wenige Minuten später zu mir selbst.

Jetzt war zwar mein Schwert hin, aber wir hatten Brennholz. Außerdem hatte Jack immer noch ein Schwert, mit dem er kämpfen und auch mich verteidigen konnte. Moment mal? Ich brauchte eigentlich gar keinen Beschützer. Ich konnte sehr gut auf mich selbst achtgeben. Wobei ich mich von Jack wahrscheinlich gerne beschützen lassen würde. Ich schüttelte den Kopf. Diese Insel machte mich noch verrückt. Wobei der Grund dafür aber auch bloß Jack heißen könnte.

Ich schob das Schwert zurück in die Scheide, packte das Holz und machte mich auf den Weg Richtung Meer und Jack, wo ich das Holz fallen ließ.

"Jack!", rief ich.

Er drehte sich zu mir um.

"Wie weit bist du?"

"Ich denke, ich brauche noch etwas Zeit", antwortete er. "Du kannst dich ja mal nützlich machen und ein Feuer machen. Aber pass auf, dass du dir nicht die Finger verbrennst. Oder die Haare. Oder gleich die Insel abfackelst." Er grinste blöd.

"Sind wir heute wieder witzig?" Ich sah Jack leicht genervt an. 

Und vor allem mich 'mal nützlich machen'. Als ob ich nicht die letzten zwei Stunden nützlich gewesen war. Immerhin hatte ich im Dschungel ein paar Früchte gesammelt und Holz gehackt. Er jedoch lachte in sich hinein und drehte sich wieder um. Ich seufzte und verdrehte die Augen. Dann gesellte ich mich zu Jacks Klamotten und wühlte in seiner Manteltasche herum. Wo waren diese verdammten Mistdinger denn bloß? Ja, ich suchte nach Feuersteinen. Na endlich! Ich holte sie hervor und schlug sie über dem Holz mehrmals gegeneinander, sodass kleine Funken entstanden. Und wenig später hatte ich es tatsächlich geschafft, dass ein Feuer auf der Insel prasselte. Und das OHNE irgendetwas an- oder abzufackeln.

Pünktlich kam Jack zurück aus dem Meer. Auf seinem Schwert hatte er einen einzigen Fisch aufgespießt. 

Misstrauisch sah ich ihn an. "Du hast den ganzen Nachmittag damit verbracht, Fische zu fangen und das ist alles?"

Jack zuckte schuldbewusst mit der Schulter. 

Ich seufzte. "Naja, gut dass wir noch die Früchte haben. Fisch ist sowie so nicht das gesündeste." Dann holte ich seinen Mantel und legte ihn um seine Schultern: "Dir muss kalt sein. Wag es ja nicht, dich zu erkälten. Ich habe keine Lust, einen kranken Piraten zu pflegen, wenn ich bloß merkwürdige Pflanzen einer unbekannten Insel als Heilmittel zur Verfügung habe..."

"Ich werde nicht krank", protestierte Jack und ließ sich im Sand nieder.

Ich setzte mich neben ihn. Jack hielt das Schwert mit dem einen aufgespießten Fisch über das Feuer. Es sah schon etwas kläglich aus, um ehrlich zu sein.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt