123: Nachgeholte Verabredung

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Fünf Tage waren bereits vergangen. In diesen fünf Tagen hatte Jack kaum mit mir gesprochen. Er war mir sogar oft einfach nur aus dem Weg gegangen. Ich hatte zwar immer versucht, mich ihm anzunähern, aber ohne Erfolg. Wahrscheinlich musste er das erst einmal verarbeiten. Es nahm ihn anscheinend wirklich sehr mit, dass ich ihn versetzt und mit Troy- Nein, ich wollte nicht an ihn und meinen Fehler denken. Aber wenn Jack die Sache so mitnahm, musste er doch etwas für mich empfinden. Er musste mich sehr mögen. Vielleicht sogar lieben. Denn wäre dies nicht der Fall, würde es ihn einen feuchten Dreck kümmern, was ich mit welchen Männern tat. Aber er war richtig am Boden. Er versuchte natürlich sich nichts anmerken zu lassen, aber ich wusste es. Und sah man ihm in die Augen, konnte man es sogar sehen.

Das war der Grund, weshalb ich noch trauriger wegen der ganzen Sache war: dass es ihn so mitnahm. Mal im Ernst: was hatte ich mir eigentlich dabei gedacht? Bestimmt hatte ich mal wieder GAR NICHTS gedacht. Wie so oft. Stattdessen versuchte Troy fast immer bei mir zu sein. Dabei wollte ich ihn nicht mehr sehen. Absolut nicht. Ich wollte ihn nicht länger bei mir haben. Es machte mich wütend und traurig, ihn zu sehen. Schließlich hatte er mich in diesen Raum gezerrt. Ich war sauer auf ihn. Und das ließ ich ihn eiskalt spüren. Ich ignorierte ihn. Und wenn ich das nicht tat, meckerte ich ihn an, von wegen er solle mich in Ruhe lassen. Es war natürlich nicht nur seine Schuld. Schließlich hatte ich diesen Fehler gemacht. Aber er hatte in gewisser Weise veranlasst, dass ich diesen Fehler gemacht hatte. Es war alles etwas kompliziert... Und dass etwas nicht stimmte, merkte natürlich die ganze Crew. Logisch. Ich war sauer auf Troy, Troy war sauer auf Jack - weil ich seinetwegen sauer auf ihn war - und Jack war irgendwie sauer auf uns beide, weil wir es beide verbockt hatten.

Momentan hatte ich es aber geschafft, Troy und ein paar nervende Neugierige loszuwerden. Denn jetzt saß ich neben Henry auf der Reling und heulte ihm die Ohren voll. Naja, nicht wirklich heulen, aber ich redete mit ihm über mein 'ProblemCHEN'.

"Wenn es dich so traurig macht, Sparrow so zu sehen, dann empfindest du wirklich etwas für ihn, Jess-Jess."

Ich nickte. "Soweit war ich mittlerweile auch schon. Ich glaube, ich mag ihn wirklich sehr... Aber er ist sauer auf mich. Wegen der Sache mit Troy. Und das kann ich zu hundert Prozent verstehen. Ich wäre auch sauer auf mich. Nein, warte... ich BIN sauer mich. Und wie ich das bin!"

Jetzt nickte Henry. "Aye, dass du ihn sehr magst, merkt hier jeder. Aber du musst auch wissen, Jess, dass jeder Mensch Fehler macht. Und du hast aus deinem gelernt. Aber was genau ist jetzt mit Taylor? Empfindest du auch etwas für ihn?"

Ich schüttelte den Kopf. "Neinnein. Das habe ich vielleicht kurz gedacht, aber nein. Das ist noch lange nicht sowas komplett inniges, wie das, was ich für Jack empfinde. Ich find ihn natürlich super nett und so, auch obwohl ich ihn jetzt nicht mehr sehen will, aber Liebe... nein."

"Und da bist du dir ganz sicher?", hakte Henry nach.

"Ja. Ganz sicher."

"Also würdest du sagen, du bist in Sparrow verliebt?", fragte Henry dann mit einem Grinsen im Gesicht.

"Ich fürchte schon", antwortete ich und lächelte matt. "Was soll ich denn jetzt nur tun?"

"Gib ihm einfach Zeit. Wenn er sich beruhigt hat, wird das alles schon wieder, hm?", meinte Henry.

Ich nickte. "Hoffentlich."

"Ich hab mich übrigens mit ihm unterhalten. Er meinte, er würde mit dir zu Tia Dalma fahren."

"Ich soll einen Erinnerungstee trinken, ich weiß, Henry", sagte ich kopfschüttelnd. "Magie verwirrt mich, ganz im Ernst!"

Henry lächelte mich verstehend an und nickte. "Hauptsache Sparrows magische Tante weiß, was sie mit dir anstellt, Jess."

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt