13: Wahrheiten

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Ich sah Jack musternd an, während er zu mir herunter sah. In seinen Augen konnte ich sehen, dass ihn die Sache mit seiner Erinnerung nicht kalt ließ. Aber er würde schon darüber reden, wenn er soweit war. Ich konnte es nicht erzwingen. Und ich wollte ihn ebenso wenig unter Druck setzen. Also versank ich einfach mal wieder in seinen wundervollen Augen. Doch das hielt nicht lange an. Denn mir kam urplötzlich wieder mein Vater in den Sinn und was wohl passieren würde, wenn ich mit Jack bei ihm aufkreuzen würde. Und ich fragte mich erneut nach dem Grund. Schließlich musste es einen Grund geben, dass mein Vater ihn nicht leiden konnte - um es sanft auszudrücken. Sonst würde das alles ja keinen Sinn machen.

"Weißt du noch, was du mich im Dschungel, an dem Tag, als du mich gerettet hast, gefragt hast?", fragte ich ihn dann.

Jack setzte einen fragenden Blick auf.

"Vertraust du mir?", hauchte ich.

"Aye, das habe ich dich gefragt", stellte Jack fest. "Und?"

"Vertraust du mir?", fragte ich ihn leise, legte den Kopf schief und strich ihm über die Brust.

"Aye...", antwortete Jack zögernd und sah mich mit einem forschenden Blick an, um herauszufinden, worauf ich hinaus wollte.

"Sehr gut." Ich lächelte sanft.  "Dann kannst du mir doch sagen, was damals zwischen dir und meinem Vater vorgefallen ist."

Jack starrte mich ungläubig an. "Vergiss es, Liebes." Dann wandte er sich wieder seinem Steuerrad zu und sah ausdruckslos geradeaus.

"Jack! Bitte!", flehte ich, packte seinen Arm und drehte ihn zu mir herum. "Bitte."

Jack betrachtete mich einige Male von oben bis unten und seufzte dann. "Also gut. Ich...", begann er langsam und leise, "war noch sehr jung und übermütig und war gerade dabei Pirat zu werden. Ich hatte nur ein kleines Boot, keinen Kompass, kein Messer, keine Pistole, nur ein Schwert. Ich war quasi so gut wie unbewaffnet und ziemlich hilflos. Nun, eines Nachts habe ich am Horizont ein Piratenschiff gesehen. Ich bin dorthin gerudert, in der Hoffnung, einen Schlafplatz gefunden zu haben. Du musst wissen, Liebes, für die Nacht habe ich vorzugsweise immer Strände aufgesucht, oder mich auf fremde Schiffe geschlichen, bevor ich in einem wackeligen Boot schlafe. Als ich das Schiff erreicht hatte, bin ich an Deck geklettert. Alle haben geschlafen, und soweit ich sehen konnte, ist niemand außer mir an Deck gewesen. Allerdings wirklich nur soweit ich sehen konnte, denn als ich beschlossen habe mich etwas um zu sehen, hat mir jemand von hinten die Hand auf die Schulter gelegt. Und als ich mich dann umgedreht habe, war dort direkt vor mir das Gesicht eines Crewmitgliedes. Er hat direkt so etwas wie 'Feind an Bord! Alle Mann an Deck!' gerufen und sofort kam die ganze Crew nach oben zu uns geeilt und hat sich um uns herum versammelte. Auch der Captain, seine Frau und deren kleine Tochter, die etwa fünf Jahre alt war, sind aufgetaucht." Nach diesen Worten machte er eine kurze Pause und schluckte. Dann sprach er weiter: "Ich habe eine kleine, möglichst verwirrende Rede gehalten, damit die Piraten etwas zum nachdenken hatten und ich mir einen Fluchtplan überlegen konnte. Dann bin ich geflohen und habe die Frau des Kapitäns als Druckmittel mitgenommen. Damit ich zur Not dem Captain drohen konnte. So eine dämliche Idee", fluchte er über sich selbst. "Das ist großer Fehler gewesen. Denn während ich mit ihr davon gerudert bin, ist Davy Jones' Krokodilmaschine aufgetaucht und-"

Ich sah ihn verwirrt an. Krokodilmaschine?

"Wie heißt denn das fliegende Ding nochmal?", fragte er.

"Flying Dutchman?!", half ich ihm. Also wirklich, das wusste doch jeder.

"Flying was?"

"Flying Dutchman, Jack!", wiederholte ich und mir stand wohl pure Verwirrung ins Gesicht geschrieben.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt