14: Fürchtet Ihr den Tod?

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"Miss Bones!", rief Gibbs.

"Was gibt's?", wollte ich wissen und blickte vom Steuerrad aus zu ihm herunter.

"Es zieht ein Sturm auf!", antwortete er und deutete gen Himmel.

Ich sah hinauf in den Himmel, wo sich tatsächlich dunkle Wolken angesammelt hatten. "Verdammt", murmelte ich. "Dann holt das Segel ein und holt den Captain! Wir brauchen Jack!"

Ich meine, ICH konnte doch wohl unmöglich ein riesiges Schiff heil durch einen Sturm bringen. Da würden wir doch alle drauf gehen! Ich hatte keine Ahnung davon. Ich konnte zwar ein Schiff steuern, aye, aber es durch einen Sturm bringen? Das würde niemals gut gehen.

Während die Crew das Segel einholte, eilte Gibbs unter Deck. Und nur einen Augenschlag später befanden wir uns mitten im Sturm. Der Wind peitschte mir entgegen, das Schiff schaukelte, der Regen klatschte körbeweise auf uns nieder. Mit viel Mühe versuchte ich, das Schiff heil durch zu bringen. Meine Kleidung war völlig durchnässt und durch mein weißes Hemd konnte man garantiert schon durchsehen. Ich holte meinen Hut hervor, setzte ihn auf und klemmte ihn mit einer Haarnadel fest, damit er nicht weg flog und, wie mein Hirn gestern, flöten ging. Viel brachte der Hut zwar nicht mehr, da meine Haare so oder so schon nass waren, aber was soll's? 

Ich wirbelte das Steuerrad herum. Das Segel war nun komplett eingeholt. "Bei Davy Jones' Kraken", murmelte ich.

Ich hatte lange nicht mehr einen solchen Sturm erlebt. Und ich musste mich echt anstrengen, nicht einfach so umzufallen, denn der Wind war wirklich so stark, dass er mich hätte umwehen können. Es war echt hart stehen zu bleiben. Wann sind wir denn endlich raus aus diesem Sturm?, dachte ich. Das konnte doch nicht so lange dauern.

Plötzlich legte mir jemand von hinten die Hand auf die Schulter und eine schöne, warme, dunkle Stimme sagte: "Kann ich dich ablösen, Liebes?"

Ich drehte mich um. "Jack! Na endlich!" Ich trat erfreut beiseite.

Jack schob mich noch ein Stück beiseite und übernahm das Steuer. Ich verkrümelte mich am Fuße der Reling und klammerte mich daran fest. Der Regen und die Gischt peitschen mir ins Gesicht und der Wind kam mir unangenehm kühl entgegen. Ich beobachtete Jack von unten her. Er hatte es mir wirklich angetan. So verliebt war ich das letzte mal gewesen, als ich damals... Nein, Jessie, du wirst seinen Namen nicht denken, ermahnte ich mich selbst. Er ist ein arroganter, eingebildeter Mistkerl. Und einen arroganten, eingebildeten Mistkerl wollte ich nicht mit Jack vergleichen. Na gut, vielleicht war Jack ein bisschen eingebildet, vielleicht auch manchmal etwas arrogant, und ein Mistkerl war er allemal... aber bei ihm war es etwas anderes.

Und tatsächlich schaffte Jack es, uns aus dem Sturm zu segeln. Nun war nur noch der Himmel grau und es regnete. Ich war pitschnass und wrang erst einmal meine Haare aus, wobei mir im Nachhinein klar wurde, dass es keinen Sinn machte, sich im Regen die Haare auszuwringen. Ich verdrehte die Augen über meine Denkfähigkeit. Meine Verliebtheit hatte keine guten Auswirkungen auf meine Gedankengänge.

"Du hast es geschafft!", lobte ich Jack, welcher daraufhin zu mir hinunter sah. "Wieder ein Anzeichen dafür, dass du der beste Pirat bist!"

"Ich weiß, Liebes", sagte Jack und grinste mich zuckersüß an.

Ich grinste zurück und zwinkerte. Jedoch ließ uns ein aufgebrachtes Gemurmel der Crew aufsehen.

Eine Stimme rief: "Sparrow!"

Jack blickte an mir vorbei auf eine Sache hinter mir und er verzog gequält das Gesicht. Ich erhob mich und drehte mich langsam um.

"Heiliges Kanonenrohr", entfuhr es mir und ich riss die Augen auf.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt