12: Erinnerungen

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Klatsch! Sofort fror mein Gesicht ein. Ruckartig setzte ich mich auf und brüllte drauf los: "WER HAT ES GEWAGT, MICH SO ZU WECKEN?!"

Mein Gesicht war nicht nur ein reiner Eisklumpen, nein, es war auch nass! Jemand hatte mir als Morgengruß einen Eimer voll mit eiskaltem Wasser ins Gesicht geschüttet. Tolle Idee. Ich war unendlich begeistert. Miese Piratenmanieren! Ich konnte aber nicht länger darüber nachdenken, welche freundliche Person das gewesen war, denn ich wunderte mich über meinen momentanen Aufenthaltsort. Ich war im Schiffsbauch der Black Pearl, im Schlafraum der Crew und saß neben Jack in einer Koje.

"Was brüllst du denn so, Liebes?", fragte Jack, der ebenfalls nass war und setzte sich auf. "Ist doch gar nicht so schlimm."

"Es ist die HÖLLE so geweckt zu werden!", schrie ich ihm ins Gesicht. "Kannst du deine Crew nicht mal zügeln?! Du hast sie ja überhaupt nicht im Griff, du ach-so-toller Captain!"

"Eindeutig zu viel Rum, Liebes, deswegen werde ich dir das jetzt nicht übel nehmen, klar soweit?!", sagte Jack, beugte sich vor und setzte zu einem Kuss an.

Ich hüpfte erschrocken aus der Koje und starrte ihn an. Jack wollte mich küssen? Was war denn jetzt kaputt? Es war ja nicht so, dass ich es nicht gewollt hätte, aber... das kam schon ziemlich plötzlich und ohne Grund.

"Was sollte das?", fragte ich.

Jack sah mich völlig bedröppelt an. "Was wäre falsch daran gewesen?"

Ich zog die Augenbrauen hoch. Stand er so sehr auf dem Schlauch oder tat er nur so? "Du kannst mich doch nicht einfach so küssen." Es sollte wie ein Vorwurf klingen, klang aber eher nach einer Feststellung.

"Aber... Schätzchen." Jetzt erhob sich auch Jack mit einem Grinsen im Gesicht und kam auf mich zu. "Erinnerst du dich nicht?"

Fragend zog ich eine Augenbraue hoch. "An gestern Abend?"

Ich grinste kurz.

Er grinste breiter. "Ja, kommt sie zurück? Die Erinnerung?"

"Natürlich erinnere ich mich an gestern Abend. Wir haben Rum getrunken. Und getanzt. Und gesungen."

Jacks Grinsen verblasste und er legte den Kopf schief. "Und... danach?"

"Hmm... beim besten Willen, Jack... nichts. So langsam mache ich mir Sorgen um dich. Du bist so anders. Bist du krank?", besorgt legte ich ihm meine Hand auf die Stirn, um zu testen, ob er Fieber hatte - nichts.

"Nein?", sagte Jack und blickte verwirrt drein, wobei er allerdings beinahe traurig wirkte. "Dann solltest du dir mal Sorgen um dich machen. Wenn du nicht aufpasst, kriegst du ein ziemliches Rumproblem, Liebes."

"Wer hat denn hier das Rumproblem?!", fuhr ich ihn an. Denn das ging wirklich zu weit.

"Ich kann es vertragen. Aber eine junge, zerbrechliche Frau, wie du eine bist... da wird's kritisch, wenn man seine Grenzen nicht kennt."

Mit diesen Worten lief er an mir vorbei auf's Deck. War er jetzt sauer auf mich oder enttäuscht von mir? Hatte ich mich jetzt mit ihm gestritten? Ich wollte aber keinen Streit mit Jack! Wie konnte ich das wieder gut machen? Was auch immer gestern Abend noch zwischen uns passiert war... ich wusste es nicht mehr. Ich konnte mich an nichts erinnern. Verdammter Rum! Ich ließ mich auf die Koje fallen und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich hatte wohl echt was verpasst. Und ich befürchtete, dass mir keiner außer Jack sagen konnte, was geschehen war, da ich noch ganz genau wusste, dass alle schon zu Bett gegangen waren - abgesehen von einem auf dem Deck schlafenden Gibbs. Ich konnte es also nur durch Jack herausfinden. Und jetzt war ich wirklich neugierig.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt