111: Fürchtest du den Tod?

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Als ich die Augen aufschlug, sah ich irgendein weißes... Irgendwas. Wo war ich? Und was war passiert? Ich setzte mich auf und blickte umher. Alles war weiß. Ich sah nicht mal mehr den Boden, auf dem ich vermutlich saß. So ein Kackmist! Warum erinnerte ich mich nicht an das, was passiert war? Dann sah ich irgendwo in der Ferne etwas schwarzes. Es kam auf mich zu. Langsam. Ich identifizierte es als eine Person. Und richtig, als sie näher kam erkannte ich ihre Umrisse. Die Person kam genau auf mich zu. Als sie genau vor mir stand, sah ich, dass es ein Mann war. Ich stand auf und sah ihm in die Augen. Er hatte hellgraue Augen und er hatte einen langen hellhaarigen Bart. Ich konnte nicht sagen, ob er blond oder einfach nur grau war. Er trug einen Piratenhut auf dem Kopf und einen langen Mantel. Ich bemerkte, dass er meine Augen musterte. Ich sah ihn fragend an.

"Danke, Missy", sagte er dann und grinste mich an.

Diese Stimme kannte ich doch. Irgendwoher kannte ich sie. Dann ging der Mann an mir vorbei und weiter in die Ferne. Ich drehte mich um.

Ich wusste nicht warum, aber ich rief ihm nach: "Davy Jones?!"

Es war mir einfach in den Kopf gekommen. Auf einmal wusste ich wieder, was passiert war. Ich war tot. Und das hier war irgendein Ort, der die Toten vermutlich 'aufbewahrte', bevor sie von der Flying Dutchman entsorgt wurden. Und vielleicht konnte dieser Ort auch Personen aus dem Totenreich zurückholen und in die andere Welt schicken, wenn sie - wie in diesem Falle Davy Jones - zurückgeholt wurden.

Der Mann drehte sich ebenfalls um. "Wer seid Ihr?"

"Jessie Bones", sagte ich.

"Ihr? Ihr habt mich umgebracht!", giftete er.

"Es war ein Versehen", murmelte ich. "Es tut mir Leid. Jetzt habe ich mich für Euch geopfert. Könntet Ihr mich vielleicht gleich verschonen, wenn ihr die toten Seelen entsorgt? Auf der Flying Dutchman werdet Ihr auf Jack Sparrow und Tia Dalma treffen."

Davy Jones musterte mich mit einem verachtenden Blick. Dann drehte er sich um und ging weiter.

"Falls Ihr es nicht tun solltet", rief ich ihm hinterher, "sagt Jack von mir, dass ich ihn liebe!" Dann setzte ich mich wieder hin und blickte stumm umher.

Normalerweise hätte ich jetzt geheult. Aber ich fühlte nichts. Da waren keine Gefühle mehr in mir. Also konnte ich auch nicht weinen. Ich winkelte beide Beine an, schlang meine Arme darum und legte den Kopf auf meine Knie. Und auf einmal wurde mir ganz übel. Wenn Jones keine Gnade zeigen würde, war ich tot. Für immer. Ich würde Jack nie wieder sehen.





Jack hockte immer noch bei Jessies Leiche. Ihr Kopf lag immer noch auf seinem Schoß und er drehte abwesend eine ihrer Haarsträhnen um seinen Finger. Er sah bestimmt alle zehn Sekunden hinüber zu ihrem Herz, das in dem Miniaturtempel lag, in der Hoffnung, dass es doch noch schlug. Doch da tat sich nichts. Nicht das kleinste Zucken war wahrzunehmen. Jack sah wieder zu Jessie und legte seine Hände auf ihren Rücken. Vorsichtig drückte er sie nach oben. Eine Hand legte er nun stützend an ihren Hinterkopf. Ihr lebloser Körper machte ihm irgendwie Angst. Aber er kam ihr trotzdem näher und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. Dann entfernte er sich wieder von ihr und sah sie an.

"Vergiss es, Sparrow. Sie ist tot", hörte er hinter sich eine kühle Stimme.

Jack drehte sich um und sah einen Mann, der hinter ihm stand. Er hatte helle Augen und einen langen grauen - oder blonden? - Bart. Jack verengte überlegend die Augen. Das war doch wohl nicht Davy Jones? In Menschengestalt? Oder? Aber wer sollte es sonst sein? Jack wollte nicht sagen, dass er recht gut aussah, aber so ohne Tentakeln... da konnte er verstehen, das Tia Dalma etwas an ihm fand - mal ganz abgesehen von seinem grausigen Charakter.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt