55: Man soll die Wahrheit nicht verleugnen

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"Jack", murmelte ich, als er mit seinen Lippen meinen Hals liebkoste. "Was machen wir hier eigentlich?"

Er hob den Kopf und sah mich fragend an. Dann mied er meinen Augenkontakt und fummelte an meinem Kleid herum. "Wir könnten auch woanders hingehen, wenn du das meinst", sagte Jack, ergriff erneut eine meiner Haarsträhnen und strich mir damit sanft über das Gesicht. "Du wirst dich fühlen, als wärst du die einzige Frau auf der Welt."

Naja, die einzige Frau der Great Maid war ich schon mal. Und das war ja ein guter Anfang, aye?!

Ich griff ebenfalls nach einer meiner Strähnen, strich damit über Jacks Gesicht und grinste. "Und ich werde dir die Seite meines zügellosen Biestes zeigen, wie du es so schön nennst." Ich kicherte. Irgendwie klang das ein wenig seltsam.

"Und währenddessen genießen wir die gleichmäßigen Bewegungen", fuhr er grinsend fort und es schien ganz so, als würde er jeden Moment laut lachen. Gleichzeitig schien er der Vorstellung aber auch sehr angetan zu sein. "Endlose, tief seufzende Umarmungen."

"Halt, nein!", wand ich ein. "Wohin führt das alles?" Ich zögerte. "Sag mal, war da etwas in den Weintrauben drin, das da nicht rein gehört?"

Jack starrte mich an und lachte. Lachte er mich aus, oder... lachte er einfach so? "So weit ich weiß nicht", antwortete er schulterzuckend. "Ist denn ein Gespräch dieser Art bei dir nicht gestattet?", fragte er dann und grinste.

Nun, diese Frage war wohl berechtigt. Ich meine, er als Frauenheld hatte da wohl sicher schon ganz andere Erfahrungen gemacht... Erfahrungen, von denen ich vielleicht lieber nicht wissen wollte. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe, während er begann breiter zu grinsen.

"Warum grinst du denn die ganze Zeit so dämlich?", fragte ich.

"Warum ich grinse? Du sorgst dafür, dass meine Fantasie völlig durchdreht. Diese Vorstellung in meinem Kopf..."

"Jack! Versauter Pirat!"

"Bitte?! Wer will es denn unbedingt endlich mit mir tun?"

Ich lief rot an und lenkte wieder zu seiner eigentlichen Frage zurück. "Nun... ähem... zu deiner vorherigen Frage... doch es ist schon gestattet, nur... ich habe ein wenig Angst, weißt du? Angst, dass das alles überstürzt wird. Angst, dass wir zu schnell sind."

"Verstehe", meinte Jack nachdenklich. "Also wenn du meinst, es ist zu früh, ja, dann habe ich dafür wirklich Verständnis."

"Aber ich will es unbedingt tun."

"Dann tun wir das auch. Aber nur wenn du sicher bist, dass du es auch willst. Wir werden nichts machen, das du nicht willst", erklärte er überraschend rücksichtsvoll.

Entschlossen nickte ich. Aber ich war völlig aufgeregt! Mein Herz schlug außerhalb der normalen Herzfrequenz. Ich meine, ich, Jessie Bones, würde mit Captain Jack Sparrow schlafen. Das war unglaublich. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass ich ihn vor wenigen Wochen noch für einen blutrünstigen, eiskalten Mörder gehalten hatte. Damals hätte ich nie im Leben damit gerechnet. So konnte man sich täuschen. Oder wohl treffender: in der Kindheit manipuliert werden...

"Ich weiß, ich bin nicht die Erste, die in deinem Bett landet", gab ich zu, "aber das wird mich definitiv nicht daran hindern."

Jack grinste. "Stimmt schon. Aber faktisch lande ich in DEINEM Bett. Und da stellt sich mir ebenfalls die Frage: bin ich der Erste?"

"Nun ja...", begann ich zögernd.

Ich hatte keine Ahnung, ob er positiv oder negativ darauf reagieren würde, wenn ich ihm sagen würde, dass er der Erste war. Ich hatte vor ihm zwar viele Beziehungen gehabt, aye, aber für Dinge solcher Art, die ich jetzt mit Jack vorhatte, hatte ich immer nur auf den Richtigen gewartet. Und das war Jack meiner Meinung nach auf jeden Fall.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt