41: Willkommen in der Karibik

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Als ich am nächsten Morgen in meiner Koje erwachte, war mein erster Gedanke: sehen, wie es Jack ging. Ich trug immer noch sein Hemd und meinen Unterrock, was mir übrigens völlig egal war. Also stieg ich aus der Koje und ging sofort an Deck. Ich wollte gerade den Weg zu den Zellen einschlagen, als ich einen großen Aufruhr an der Reling vorfand. Anscheinend gab es dort etwas zu sehen. Ich ging also ebenfalls rüber zur Reling und quetschte mich durch die Menge von Piraten nach vorn.

Dort stand Jack neben meinem Vater. Ich musste mir ein Lachen verkneifen, als ich bemerkte, dass Jack mein Kleid nun TRUG. Aber darunter hatte er noch seine Hose und Stiefel an. Das sah vielleicht komisch aus! Und irgendwie niedlich. Es stand ihm tatsächlich ziemlich gut. Ich kicherte. Aber dann bemerkte ich die Inselgruppe, auf welche wir zusteuerten und den Ernst der Situation. Nicht gut!

"Was geht hier vor?!", fragte ich forschend und mit leicht zusammengekniffenen Augen.

"Schön, dass du gekommen bist, um dich von Mr. Sparrow zu verabschieden, Jessie, mein Kind", antwortete Vater.

"Wie bitte?!", meinte ich leicht verängstigt und mit schriller Stimme. "Ich habe mich wohl verhört?"

"Nein, das hast du nicht", erklärte Vater. "Wir werden ihn aussetzen. Auf dieser Insel dort."

Ich blickte entsetzt und ungläubig von Vater zu Jack zu der Insel und wieder zurück. "Ist nicht dein Ernst?!"

"Doch, mein voller Ernst", bestätigte mir Vater. "Es ist besser für uns alle und vor allem für dich, Liebchen."

"Das ist einfach... das kannst du nicht machen, Dad!", rief ich.

"Beruhig dich, Liebes, wir sehen uns wieder", sagte Jack grinsend, hob die Hand und strich mir über die Wange.

"Finger weg!", sagte Vater sofort. "Mr. Sparrow, ich muss doch sehr bitten!" Jack hob bloß unschuldig die Hände. "Hopp! Geh auf die Planke und scher dich fort", befahl mein Vater.

"Vater, nein! Ich bitte dich, das kannst du nicht tun!", rief ich.

"Nenne mir einen Grund, meine liebe Jessie."

"Er ist der Mann, den ich liebe, Vater!", sagte ich entschieden und blickte ihn ernst an.

Daraufhin drehte ich mich zu Jack, legte meine rechte Hand in seinen Nacken und meine linke auf seine Wange und küsste ihn vor den Augen meines Vaters; Jack erwiderte meinen Kuss und legte seine Hände auf meine Hüfte, was mich sehr erfreute.

Til Bones starrte seine Tochter und Jack Sparrow an. Da standen sie. Und besaßen die Dreistigkeit, sich vor seinen Augen zu küssen. Das war doch wohl unmöglich! War es wirklich seine Tochter? Seine Jessie? Und Jack Sparrow? Til konnte es nicht glauben. Er wollte es nicht glauben. Es war schwer für ihn zu akzeptieren, dass es im Leben seiner Tochter nun auch wieder einen anderen Mann gab. Und es breitete sich eine gewisse Wut in ihm aus. Er wollte nicht, dass dieser andere Mann Jack Sparrow war. Er wollte nicht, dass er Jessie wieder weh tat. Sparrow war kein guter Umgang für sie. Schließlich war Sparrow nicht nur der Mann, der seine Tochter verletzt hatte. Er war außerdem derjenige, der seine geliebte Frau entführt und für Davy Jones' Mord an ihr verantwortlich war. Er war derjenige, der ihn bedroht hatte; der ihm mit Jessies Tod gedroht hatte. Und das bereitete ihm die größte Sorge: dass er womöglich eine Gefahr für Jessie darstellte. Schließlich hätte er sie damals schon beinahe umgebracht. Es hatte sich bloß um wenige Zentimeter gehandelt.

Til wollte seine Tochter in Sicherheit wissen. Sie war ihm mehr wert als alles andere auf der Welt. Er musste sie einfach beschützen. Sie konnte nicht länger in der Nähe von Sparrow bleiben. Zu ihrer eigenen Sicherheit. Til war der festen Überzeugung, dass Sparrow es ganz und gar nicht gut mit ihr meinte. Und seine Sorge wurde nun wieder von seiner Wut in den Hintergrund gedrängt. Er musste ihn unbedingt von Bord schicken, damit er ihn und Jessie voneinander fernhalten konnte. Er musste ihn loswerden. Um seiner Tochter etwas Gutes zu tun.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt