107: Geisterbeschwörung?

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"Sag mal, Jack...", begann ich, als er und ich an der Reling standen und die Nebelschwaden beobachteten. "Willst du nicht mal Tia Dalma holen? Dann könnt ihr mir von diesem Ritual erzählen." Ich strich ihm über die Brust und sah ihm eindringlich in die Augen.

"Jetzt schon?", fragte er und nahm meine Hand in seine.

Ich nickte. "Ich möchte diesen Mist hier schließlich möglichst schnell loswerden. Und dann haben wir endlich wieder ganz viel Zeit für uns."

"Verstehe", murmelte Jack, stieg die Stufen zum Achterdeck hoch und zog mich an der Hand mit sich.

Wir traten auf die Reling zu. Ich war überrascht und staunte, als ich ein gespanntes Seil von der Dutchman aus im Nebel verschwinden sah.

"Ist... da die Pearl?", erkundigte ich mich.

"Aye", antwortete Jack.

"Gewieft", kommentierte ich.

"Wir dürfen nicht zu laut sein. Im Nebel gibt es viele Gefahren. Es ist gut von dir, dass du befohlen hast, die Segel einzuholen", sagte Jack.

"Danke, Jackie", grinste ich. "Ähm... wir müssen da jetzt rüber, oder?"

"Nicht wir", verbesserte mich Jack. "Ich. Soweit ich weiß, kannst du gar nicht das Schiff verlassen... glaub ich. Und wir wollen ja immerhin nichts riskieren, oder." Dann setzte er mir seinen Hut auf den, damit ich auf ihn aufpasste, kletterte über die Reling und hielt sich am Seil fest.

"Bis gleich", murmelte ich lächelnd, richtete Jacks Hut auf meinem Kopf zurecht und sah noch, wie Jack am Seil hängend und kletternd im Nebel verschwand.

Verrückter Pirat. Ich musste grinsen. Und nach wenigen Minuten, in denen ich bloß gewartet hatte, kam Jack wieder. In Begleitung einer Frau. Das musste Tia Dalma sein. Interessiert trat ich näher an die Reling. Sie brauchte sichtlich länger als Jack, um auf die Dutchman zu klettern. Kein Wunder... sie trug immerhin ein langes, dunkles Kleid. Nicht so praktisch zum klettern, was Tia Dalma?!

Doch kurz darauf stand sie mir gegenüber. Ich musterte sie. Sie hatte dunkle Dreadlocks, wie Jack. Und auch in ihnen waren ein paar kleinere Dinge eingearbeitet. Aber noch lange nicht so viele wie bei Jack. Sie hatte braune Augen - wirklich schöne braune Augen -, eine dunkle Hautfarbe und merkwürdige Punkte, die vermutlich entweder völlig sinnfrei und nur zur Zierde dienten ODER irgendeinen magischen Hintergrund hatten, im Gesicht. Sie musterte mich genauso interessiert, wie ich sie.

"Und Ihr seid also die Tochter von Til Bones?", fragte Tia Dalma schließlich und setzte ein Grinsen auf.

"Aye", antwortete ich vorsichtig.

"Und Ihr habt Davy Jones umgebracht?", fragte sie weiter.

"Aye", sagte ich erneut. "Aber es war NICHT meine Absicht. Ich wette, dass wenn ich nachgedacht hätte, ich jetzt nicht in diesem Schlamassel stecken würde. Ich bin nur auf einmal so wütend auf ihn gewesen und wenn ich wütend bin, schaltet mein Hirn meistens aus und dann kann ich nicht mehr vernünftig denken, bedauerlicherweise, und außerdem-"

"Schweigt!", befahl Tia Dalma, deren Grinsen verblasst war.

Mit großen Augen sah ich sie überrascht und unschuldig an und hielt den Mund.

"Sie ist eine ziemliche Labertasche, Jack Sparrow", murmelte sie.

"Also bitte!", sagte ich empört und stemmte meine Fäuste in die Hüfte.

"Mädels! Keine Streitereien", sagte Jack. "Weitermachen mit Kennenlernen." Er machte eine für ihn typische wedelnde Handbewegung.

"Und ich soll Euch retten?", fragte Tia Dalma dann wieder an mich gewandt.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt