67: Träumen

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Ich war schwerelos, leicht wie eine Feder, summend, hüpfend durch eine grüne, weiche Wiese unterwegs im Traumland. Meine langen, braunen, gelockten Haare wehten in einer angenehmen Windbrise umher. Die Sonne schien von einem strahlend blauen Himmel auf mich herab. Die Wiese, auf der ich umher hüpfte, schien unendlich zu sein. Ich trug ein kurzes, leichtes, seidenes Kleid, welches mir im Wind um die Beine flatterte, während ich einfach nur hüpfte. In der linken Hand trug ich ein Körbchen, in welchem sich einige schöne Blumen befanden. Meine blauen Augen strahlten erleichtert durch die Gegend. Ich genoss diese Natur. Die einzigen Geräusche waren das weiche Gras, was unter meinen nackten Füßen nachgab, das Zwitschern der Vögel und das Rauschen einer nahe gelegenen Wasserquelle. Ich hockte mich in das weiche Gras und pflückte ein paar hübsche Blumen, welche ich daraufhin in den Korb zu den anderen legte.

Dann sah ich eine große rote Blume. Ich zupfte sie aus der Wiese und roch an ihr. Sie roch wie... Jack? Nach Freiheit, Meer, Rum, Karibik und Pirat - wie auch immer Pirat roch. Ich zog den Duft der Blume tief in meine Lunge - nicht, weil ich ihn besonders mochte, sondern weil er mich an Jack erinnerte - und schloss die Augen. Dann kippte ich rückwärts ins Gras und blieb, die Beine in einem eigenartigen Winkel nach rechts abgeknickt, liegen. Die Blume steckte ich mir ins Haar. Es war wie im Paradies. Solche Träume, in denen man einfach entspannen konnte, liebte ich. Ich konnte die Natur förmlich spüren. Es war unglaublich!

Aber dann spürte ich plötzlich ein zartes Streicheln an meinem Rücken. Es war, als würden mich die Grashalme kitzeln. Doch die Berührungen wurden immer intensiver.

Und aus der Ferne klang eine schöne, dunkle Stimme: "Schätzchen?"

Die entspannende Geräuschkulisse um mich herum nahm ab und die Stimme kam immer näher. Ich nahm die Berührungen an meinem Rücken nun immer deutlicher wahr.

"Schätzchen?"

Ich öffnete die Augen. Das Traumland war weg. Stattdessen blickte ich in ein Paar wunderschöner, brauner Augen, das ich nur zu gut kannte. Jack. Mein Kopf lag in einer seiner Hände, während die andere sanft über meinen Rücken streichelte.

"Morgen", lallte ich. Ich lallte? Hoppla. Und wirklich gut ging es mir auch nicht. Ich hab's doch gewusst. Ich hatte einen Kater.

Jack lachte leicht. "Von wegen 'Morgen'! Wir sollten vielleicht mal so langsam schlafen gehen. Obwohl... du hast ja schon geschlafen." Er begann zu grinsen.

"Was?!", fragte ich.

"Musst du nicht verstehen. Das ist jetzt zu hoch für dein müdes, rumdurchtränktes Köpfchen."

"Aha", murmelte ich verpeilt.

"Dich hat's aber echt ganz schön erwischt", stellte Jack fest.

Ich begann, irgendein sinnloses Zeug vor mich hin zu labern, was natürlich kein Mensch verstand.

"Was sagst du?", fragte Jack, als er meine Beine wieder auf seinen Arm hob und mich trug.

Die Tonlage meiner Stimme stieg auf und ab und der Rum hatte meine Zunge wohl dermaßen gelähmt, dass ich, ohne dass ich etwas davon mitbekam, nicht deutlich sprechen, geschweige denn meinen Sprachfluss kontrollieren konnte.

"Am besten, du ruhst dich aus", schlug Jack vor.

Ich war einverstanden. Denn ich sah nur noch den Mond und die Sterne, die auf und ab hoppsten. Aha, Jack trug mich also über das Schiff... Dann wurde mir schwarz vor Augen.

Jack trug Jessie in seine Kajüte, legte sie im Mondlicht auf seiner Koje ab und entzündete eine Kerze. Er nahm einen Schluck Rum aus seiner Flasche. Dann setzte er Jessie hin und lehnte ihren Rücken an die Wand an. Jessie öffnete kurz mit schwankenden Lidern die Augen. Ihre meeresblauen Augen sahen Jack an, ließen ihn für einen kurzen Moment alles um sich herum vergessen - Jessie lächelte - und verschwanden wieder, sprich: sie schloss die Augen wieder.

Jack schüttelte kurz den Kopf, sodass die Perlen in seinen Dreadlocks klimperten. Sie hatte sowas von tolle Augen, fand er. Wahrscheinlich war das wirklich der erste Grund gewesen, der sie für ihn so interessant und anziehend gemacht hatte. Dann griff er der quasi leblosen Jessie unter die Arme und seine Hände fanden sich auf ihrem Rücken wieder. Jack tastete nach dem Band, mit welchem das Kleid hinten zusammengebunden war, fand es und öffnete es. Dann zog er ihr noch die Schuhe von den Füßen und das schwarze mit goldenen Schnörkeln bestickte Tuch vom Kopf.

Dann wandte Jack sich wieder an ihr Kleid. Er zog es vorsichtig von Jessies Schultern und seine braunen Augen hafteten - wie so oft - mal wieder an der langen, schmalen Narbe an ihrem linken Schlüsselbein. Jack strich vorsichtig darüber. Die hatte er ihr zugefügt. Er. Doch selbst eine Narbe macht Jessie keineswegs weniger schön. Im Gegenteil. Jack fand, dass es sie wilder und piratiger machte. Das mochte er sehr.

Er hob Jessies Beine leicht an und zog an dem Kleid, welches ihr schließlich nach einigem Zuppeln über den Po rutschte. Er zog es ihr von den Beinen und legte es vorsichtig auf die Wäschekiste. Dann wandte er sich wieder an die schlafende Jessie. Er drückte sie vorsichtig ins Kissen und deckte sie sorgfältig zu.

Jack befreite nun auch sich selbst aus seinen Stiefeln und seinem Hemd, löschte die Kerze und legte sich neben sie. Er betrachtete sie. Im Mondlicht sah sie fast noch hübscher aus, als sonst. Ihre schönen, sanften Gesichtszüge waren gut zu erkennen und wurden durch das Mondlicht nur noch mehr betont. Jack legte seine Hand auf ihre Wange und streichelte darüber. Er fand sie wunderschön.

Jessie öffnete zur Hälfte ihre Augen und murmelte: "Jackie?" Dann schloss sie sie wieder und schlief weiter, als wäre nichts geschehen.

Jack schmunzelte leicht. Dann legte er ihr seine Hände um die Hüfte und drückte Jessie an sich. Mit einer Hand strich er über ihren Körper. Er begann seine Wanderung an ihrem Oberschenkel. Seine Hand wanderte höher. Über Jessies Hüfte. Dann strich seine Hand über ihre Seite, ihre Taille, ihren Oberarm, bis hin zu ihrem Schlüsselbein und wanderte über ihre Schulter auf ihren Rücken. Dort ruhten auch Jessies ungefähr bauchnabellangen Haare und Jack begann, mit einer ihrer Strähnen zu spielen, drehte sie um seinen Finger, drehte sie aus, drehte sie ein und wieder aus. Ihr ruhiger Atem war fast wie ein Schlaflied. Und im silbernen Schein des Mondes schlief auch er ein.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt