75: Drinks für alle!

1.3K 64 6
                                    

Ich löste mich von seinen Lippen, zog meinen Kopf langsam zurück und öffnete die Augen. Jack folgte meinem Beispiel, setzte sich auf und half mir ebenfalls hoch. Ich lächelte.

"Am besten, ich ziehe mir etwas an und wir gehen mal raus", schlug ich vor. "Ein bisschen Bewegung könnte mir ganz gut tun. Ich lasse mich doch nicht durch meine Wunden einschränken."

Jack grinste. "So kenn ich dich!"

Ich lächelte, stand auf und merkte, dass meine Beine ziemlich weich waren und ich mich kaum oben halten konnte. Ach, komm schon, Jessie! Das kann doch nicht so schwer sein! Ich ging mit wackeligen Beinen auf das blutverschmierte Hemd zu, welches ich gestern noch getragen hatte. Ich wollte es gerade überziehen, als Jack ebenfalls aufstand und durch die Kajüte latschte. Er kniete sich vor seinen Schreibtisch auf den Boden und zog die Kleidertruhe hervor.

"Ich würde es bevorzugen", sagte er und klappte den Deckel auf, "wenn du etwas anderes tragen würdest, Schätzchen. Beispielsweise ein Kleid. Außerdem ist dein Hemd blutig, das ist nicht gerade vorteilhaft. Also versteh mich nicht falsch, du gefälligst mir in allem, was du trägst, aber ich glaube es ist auch für dich angenehmer nicht in blutiger Kleidung rumzulaufen."

"Schön. Wenn du noch eins übrig hast", sagte ich erfreut und ließ das Hemd fallen.

"Und bevor du dich anziehst werde ich dir helfen noch ein weiteres Mal deine Wunden mit Tia Dalmas Salbe zu behandeln. Wir wollen ja schließlich, dass du bald keine Schmerzen mehr hast", erklärte Jack.

"Ist gut", sagte ich nickend und ging zu ihm herüber.

Er durchstöberte gerade die Kiste und holte hier und da ein paar Kleider hervor. "Du darfst dir eins aussuchen."

"Oh, wie großzügig", meinte ich und wir tauschten kurz einen grinsenden Blick; dann kramten wir weiter.

Wenig später trug ich dann ein hübsches, marineblaues Kleid, was mir fast bis zu den Knien reichte und lockere Ärmel hatte. Darüber trug ich ein schwarzes Korsett, welches Jack mir angedreht hatte, weil er meinte, es sähe außerordentlich reizend aus.

"Bist du sicher, dass ich das hier anlassen soll?", fragte ich unsicher, als Jack hinter mir stand und in meinen Haaren herumwuselte. "Ich fühl mich ein bisschen... anders."

"Aye, Liebes", sagte er und grinste mir durch den Spiegel entgegen. "Du siehst bezaubernd aus."

"Danke", antwortete ich.

Jack lief um mich herum und musterte mich. Dann blieb er vor mir stehen und legte mir meine Haare rechts und links über die Schultern.

"Bleib genauso stehen, Liebes", meinte er und hoppste - es gab irgendwie keine vernünftige Definierung für seine momentane Fortbewegungsart - mit den Armen wedelnd durch seine Kajüte. Offenbar suchte er etwas.

"Kann man dir behilflich sein?", fragte ich.

"Nein", antwortete er schnell, während er irgendwo unter seinem Schreibtisch herum kramte. "Ich komm schon klar. Irgendwo muss das verflixte Ding doch sein."

"Was suchst du denn?"

"Nichts."

"Wie nichts?"

"Nichts."

"Jackie", seufzte ich. "Wie lange brauchst du denn, um nichts zu finden?! Ist es etwa-"

"Hab es!", hörte ich Jack stolz rufen und er kroch unter seinem Schreibtisch hervor.

Er kam mit einem geheimnisvollen Grinsen auf mich zu und stellte sich so vor mich, dass ich mein Spiegelbild nicht mehr sehen konnte. Dann hob er seine rechte Hand. Dort erkannte ich einen Kohlestift.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt