110: Die Energie des Lebens

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"Captain?"

"Aye?!", fragten Jack und ich gleichzeitig und sahen auf zu dem Mann, der vor uns stand und etwas vom 'Captain' wollte.

Ich kicherte und sagte: "Ich bin hier der Captain, Jackie."

"Achja", murmelte Jack. "Verzeihung. Angewohnheit."

Ich richtete mich auf und stand nun dem Mann gegenüber. "Was wollt Ihr?"

"Bescheid sagen, dass wir wieder an Bord sind und die toten Seelen erfolgreich abgeliefert haben", antwortete der Mann.

Ich nickte. "Alles klar. Danke für die Information."

Der Mann ging davon.

Jack erhob sich ebenfalls und stand nun neben mir. "Wir müssen jetzt einmal ins Reich der Lebenden und dann wieder hierhin zurück, richtig?"

"Richtig", bestätigte ich, drehte mich auf der Stufe um und stieg die Treppen empor.

Ich stellte mich vor das Steuerrad und ergriff es mit beiden Händen. Ich verschaffte mir einen Überblick über das Deck und brüllte dann Befehle: "Anker lichten! Wir fahren zurück ins Reich der Lebenden! Wird's bald, ihr verlausten Deckaffen!"

"Diese Schimpfwörter hast du nur von mir", hauchte jemand in mein Ohr.

Ich drehte den Kopf und erkannte Jack. Er grinste.

"Na und?", murmelte ich ebenfalls leicht grinsend und sah wieder geradeaus.

Und nur ein paar Minuten später waren wir dann auch schon zum zweiten Mal im Totenreich. Ich fühlte mich irgendwie schlecht. Ich sagte ja schon, dass dieses Hin und Her mir auf die Psyche schlug. Aber zum Glück war es ja bald vorbei.

Ich hockte gerade im Schneidersitz auf dem Deck und entspannte mich, sprich: ich meditierte. Vor meinen geschlossenen Augen sah ich Dunkelheit. Aber vor meinem geistigen Auge malte ich mir gerade die unmöglichsten Prozeduren aus. Was dachte ich da? Das war doch echt verrückt. Wirklich. Meine Gedankengänge waren manchmal so unnormal verrückt, dass ich Angst hatte, die Leute in meiner Umgebung könnten Gedankenlesen. Das war... unheimlich! Aber so langsam sollte ich wohl damit klar kommen, dass mein Leben alles andere als normal war. Und ich denke, dass konnte ich recht gut.

"Liebes?", sagte eine Stimme, deren Erzeuger wohl direkt vor mir stehen musste.

Ich öffnete blitzschnell meine blauen Augen und erblickte sofort Jacks dunkelbraune. "Hoppla", war mein einziger Kommentar und ich drückte ihn sanft von mir weg.

"Wir können anfangen", sagte Jack und deutete auf eine Miniaturtempel-artige kleine Herrichtung auf dem Deck, neben der schon Tia Dalma saß.

"Du musst auch dahin, Liebes. Tia Dalma wartet auf dich."

"Hilfe?", kommentierte ich fragend das Ganze.

Jack grinste. "Das schaffst du. Und jetzt weg mit dir. Husch!" Er machte eine wedelnde Handbewegung.

"Jack, bevor das ganze anfängt, wollte ich dir noch etwas sagen", erklärte ich und atmete tief ein und aus. "Troy Taylor hat mich geküsst. Kurz bevor du auf die Dutchman gekommen bist." Jack sah mich verständnislos an. "Es tut mir so Leid! Ich habe ihn aber nicht zurück geküsst und ihm sofort klar gemacht, dass ich dich liebe!"

"Dieser Mistkerl!", sagte Jack aufgebracht. "Wie kann er es wagen? Wo ist er?"

"Jack, bitte... Ich denke, er hat meine Ansage verstanden", sagte ich. "Mir ist nur wichtig, dass... dass du mir nicht böse bist", fügte ich leise hinzu.

Nun sah Jack mich wieder beruhigter an. Er seufzte. "Nein, ich bin dir nicht böse. Du hast ja nichts gemacht", sagte er zu meiner Freude. "Aber Jessie, du solltest jetzt wirklich rüber zu Tia Dalma gehen."

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt