140: Der Stolz der königlichen Marine

623 50 20
                                    

Es waren bereits sieben Tage vergangen. Sieben Tage, in denen nichts passiert war. Sieben Tage, in denen Jack und Jessie frisch verheiratet in einer Zelle im Bauch eines Schiffes der Royal Navy hockten. Sieben Tage in denen die beiden fast verzweifelten, aber auch ein wenig Spaß beim Planen einer möglichen Flucht gehabt hatten. Die Flucht vor dem Galgen. Die beiden waren weder optimistisch, noch pessimistisch, was das betraf. Schließlich musste man aus der Situation, und wenn sie noch so erbärmlich war, das beste für sich herausholen.

Und nun hockten die beiden Piraten eng aneinander gekuschelt in ihrer Zelle. Jack hatte seinen Arm um Jessie gelegt. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter. Beide schliefen. Noch. Denn draußen war es bereits hell. Die Sonne schien und die Möwen kreischten.

"Aufwachen, Piraten!", riss die arrogante Stimme James Norringtons die beiden aus dem Traumland zurück in die Realität.

"Was zur Hölle...?", murmelte ich, öffnete blinzelnd die Augen, erkannte James Norrington vor unserer Zelle und spürte, wie meine Laune deutlich in den Keller ging. "Ach, du liebe Güte!", stöhnte ich genervt auf.

Er war es gewesen, der die letzten Tage immer wieder bei uns vorbei geschaut hatte. Er war auch derjenige gewesen, der Jack und mich in die Zelle befördert hatte. Ihm hatten wir das alles hier also zu verdanken. Ich stuppste Jack neben mir kurz an und er war sofort hellwach.

"Wir legen in wenigen Minuten an. Port Royal liegt direkt vor uns. Ich schwöre, ihr werdet noch höchstens die nächsten drei Sonnenaufgänge erleben", schwor uns Norrington.

Meine Augen verformten sich zu Schlitzen und in mir kam Wut auf.

Norrington pfiff ein weiteres Navy-Kerlchen heran. "Gilette, die Schlüssel, bitte. Und die Handschellen!"

Der Kerl, der wohl Gilette hieß, gehorchte, kam herbei und gab Norrington die Schlüssel. Dieser steckte sie ins Zellenschloss.

"Wisst Ihr, was ich mich frage, Norri?", begann ich ebenso arrogant, wie er, erhob mich, trat auf die Zellentür zu und blickte stolz zu Norrington empor - zu schade, dass ich um einiges kleiner war als er. "Wozu dient eigentlich eure Perücke? Sehr viel kann sie ja sicher nicht warmhalten, bei dem, was unter ihr alles geschieht, oder eben... nicht geschieht, was?" Ich sah ihn wütend an und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Jessie, nicht! Das ist gar nicht gut! Was machst du da? Hör auf damit!", sagte Jack hinter mir, stand ebenfalls auf und legte mir beschwichtigend die Hand auf die Schulter. "Das hat keinen Sinn."

"Hast Recht", gab ich nach. "Das kommt ja eh nicht in Norris Erbse von Hirn an."

"Haltet Euer großes, freches Mundwerk, Missy!", sagte nun Gilette und verteidigte offenbar seinen Vorgesetzten.

"Jetzt hab ich aber Angst!", bemerkte ich sarkastisch und verdrehte die Augen. "Hör mal, Freundchen, wenn wir hier raus kommen, dann-"

"Jessie!", ermahnte mich Jack ein weiteres Mal. "Hör endlich auf!", wiederholte er.

"Na gut...", nuschelte ich.

Norrington öffnete nun die Zellentür. Sofort kam Gilette auf uns zu, stellte sich hinter mich und zerrte meine Arme grob nach hinten, um mir dann Handschellen anzulegen. Das gleiche machte er auch bei Jack. Ich wehrte mich erst gar nicht, da ich genau wusste, dass das keinen Sinn haben würde. Also wurden Jack und ich von Gilette und Norrington aus der Zelle geführt. Gilette führte mich. Norrington führte Jack. Die beiden liefen vor uns her.

Was würde wohl geschehen, wenn ich unserem Norrington ein Beinchen stellen würde? Es würde bestimmt lustig sein, das auf jeden Fall. Ich beobachtete seine Füße und Gangart. Und dann streckte ich mein Bein aus und trat Norrington einen Fuß weg. Daraufhin stolperte dieser, ließ Jack los und löffelte sich mitten im Gang hin. Ich verkniff es mir laut los zu lachen. Doch leider war ich so tollpatschig und stolperte im Bruchteil einer Sekunde später über ihn und lag nun selbst am Boden. Schöne, heilige Scheiße. Das war so typisch!

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Where stories live. Discover now