109: Das Herz von Davy Jones

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Als Jack am nächsten Morgen aufwachte, war Jessies Kajüte bereits von der morgendlichen Sonne erhellt. Er streckte die Arme und Beine aus und stieg aus der Koje. Jessie war nicht da. Anscheinend war sie schon aufgestanden. Jack sah aus dem Fenster. Der ganze Nebel, der gestern Abend und die ganze Nacht über die Flying Dutchman umschlossen hatte, war wie weggeblasen. Jack ging durch die Kajüte auf die Tür zu, öffnete sie, verließ den Raum und schloss sie wieder.

Schon als er auf das Deck trat, kam ihm der Klang einer Gitarre und Gesang entgegen. Jack grinste. Logisch! Sofort wusste er, wo Jessie war. Praktisch, dass man gar nicht erst nach Menschen, die man kannte, suchen musste, wenn man wusste, was sie am liebsten taten und ihre Hobbies sie verrieten.

Jack ging also über das Deck und auf die Treppenstufen, die zum Steuerbord führten, zu. Und richtig: dort saß Jessie wieder auf der zweiten Stufe von unten, spielte Gitarre und sang. Noch hatte sie ihn nicht bemerkt.

Ich spielte noch ein paar Töne auf der Gitarre, legte sie dann auf den Boden und sah mich um. Etwas weiter entfernt entdeckte ich Jack. Er sah mich an. Ich grinste, erhob mich und ging auf ihn zu.

"Hey. Warum bist du denn nicht rüber gekommen?", fragte ich und drückte ihm schnell einen Kuss auf die Wange.

"Ich wollte dich nur zu Ende spielen lassen", antwortete er, griff in die Innentasche seines Mantels und holte mein Herz hervor.

Ich machte große Augen. "Du hast es ja... dabei."

"Logisch", antwortete Jack. "Und vielleicht sollten wir anfangen, das von der Fischfresse zu suchen. Was meinst du?"

Ich nickte. "Ja. Sonst verzögert sich meine Freiheit noch mehr und darauf weiß ich herzlich zu verzichten."

"Wo... ist es denn?", fragte Jack.

Ich machte wieder große Augen. "Stimmt! Wo ist es eigentlich? Verdammter Mist... Es ist ihm aus der Hand gefallen, richtig? Als ich ihn erschossen habe?"

Jack nickte. "Richtig", bestätigte er.

"Dann hätte es ja die ganze Zeit an Deck liegen müssen. ACH DU LIEBE GÜTE! Ich hab die Crew und die Gefangenen dazu verdonnert aufzuräumen und zu putzen!", sagte ich entsetzt.

Jack nickte. "Ja... ja... ja, das ist typisch, ja. Typisch."

Ich blickte ihn verwirrt an.

"Bei dir muss immer alles ordentlich und aufgeräumt sein, was?!"

"Nein!", entgegnete ich. "Ich hatte bloß keine Lust in irgendwelchem Tentakelschleim von der Fischfresse zu leben. Ich hoffe mal, dass du das nachvollziehen kannst."

Jack nickte hastig. "Aye! Aber dann müssen wir jetzt dringend zusehen, dass wir Fischfresses Herz kriegen."

"Irgendwie", murmelte ich und dachte nach. "Ich muss mit Troy reden", sagte ich dann. "Er kennt die Crew besser als ich."

"Wer ist Troy?"

"Ach, so 'n Typ aus der Crew, der mir hier alles erklärt hat und auf mich steht", erklärte ich knapp und latschte schon davon.

"Soso...", meinte Jack. "Ähm... WAS?! Der steht auf dich?" Blitzschnell rannte er hinter mir her und war wieder an meiner Seite.

"Ja... nichts weiter... bin ich doch schon von Beckett gewohnt", antwortete ich knapp und winkte ab. "Du musst dir wirklich keine Sorgen machen."

"Das will ich doch hoffen", sagte Jack und ich hörte einen Hauch von Eifersucht in seiner Stimme mit schwingen.

Vielleicht sollte ich ihm erzählen, dass Troy mich geküsst hatte. Aber was, wenn er das nicht gut aufnehmen würde? Vielleicht sollte ich ihm das lieber in Ruhe sagen.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt