146: Eine neue Crew

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Der nächste trat vor und räusperte sich. "Ich bin Franck Bridson und mir ist es egal, ob ich sterbe oder tot bin...", lallte er.

Ich hob eine Augenbraue. Also der hatte bestimmt schon ein paar Krüge Rum intus.

"Meine Frau ist mit meinem Hund durchgebrannt und ich bin seit Monaten betrunken-"

"Perfekt, er ist dabei", warf Jack ein.

Ich sah ihn an, als ob er nicht mehr alle Segel an der Pearl hatte, nickte dann aber doch und sagte: "Du bist dabei, trag dich auf der Liste ein."

Warum auch immer Jack ihn dabei haben wollte...

"Nächster!", rief Jack erneut.

"I-ich b-b-bin R-r-"

"Komm, lass gut sein, du bist dabei!", sagte Jack schon, ehe der Mann zu Ende sprechen konnte und verdrehte die Augen.

Ich zog die Augenbrauen erneut hoch und sah Jack mit einem 'Im-Ernst?!'-Blick an.

"Was denn?", meinte er gelassen. "Wir brauchen solche Leute in der Crew."

"Schön, trag dich ein", sagte ich zu dem Mann.

Er nahm die Feder und trug seinen Namen zitternd und krakelig auf dem Pergament ein. 'Raynald Matts' konnte ich auf dem Kopf lesen.

"Der nächste, bitte", sagte Jack und legte rücksichtslos die Beine auf den Tisch.

Ich hob aufgrund des Verhaltens, welches Jack hier an den Tag legte, erneut eine Augenbraue und nahm einen Schluck Rum. Vielleicht sollte ich ein bisschen Verzweiflungstrinken in Betracht ziehen...

"Mein Name ist John Nicholas Firehead und ich habe schon immer davon geträumt die Meere zu besegeln. Es wäre mir eine Ehre mit Euch zu segeln!", erzählte der nächste euphorisch.

Also den hielt ich wirklich für gut. "Alles klar, dich find ich gut. Du bist dabei. Trag dich ein, Johnny!", sagte ich strahlend.

Jack sah mich von der Seite her an.

"Was denn?", fragte diesmal ich. "Komm schon, gib's zu: DER ist wirklich gut! Und um Welten besser, als die Lappen, die du da ausgesucht hast, zusammen."

"Darum geht es nicht, ich hätte ihn auch genommen. Aber du gibst ihm direkt einen Spitznamen? Muss das sein?"

"Bist du etwa eifersüchtig?" Ich grinste.

"Ich doch nicht!", rechtfertigte sich Jack sofort und verschränkte die Arme vor der Brust.

Ich kicherte. "Der nächste!"

"Endlich habe ich es zu euch geschafft!"

Die vertraute Stimme ließ mich von unseren Unterlagen aufsehen. Ich blickte direkt in das Augenpaar eines Mannes, der zwei Koteletten im Gesicht und einen grauen Zopf hatte. Ein Rumgeruch wehte mir entgegen.

"GIBBS!", stieß Jack aus. "Was zum Henker treibt dich denn hier her, mein Freund?"

Auch ich war erfreut. "Schön, Euch zu sehen, Master Gibbs", sagte ich lächelnd.

"Hallo, Jack. Hallo, Jessie", sagte er. "Nun, es ist eine lange Geschichte..." Gibbs seufzte. "Wir haben die Pearl verloren, Jack. Barbossa hat sie sich wieder zurück erobert."

 "Was zum- HECTOR?! Dieser erbärmliche Lauseaffe! Dass der es schon wieder gewagt hat! Hat er eigentlich nicht den Mumm dazu, sich selbst ein Schiff zu besorgen? Warum immer MEIN Schiff?" Jack sprang ruckartig von seinem Stuhl auf und beugte sich über den Schreibtisch zu Gibbs. "Und ihr? Was habt ihr getan, hm? Wie konntet ihr die Pearl verlieren, Gibbs?!"

"Jack, wir-"

"Ihr könnt sie nicht einfach so verlieren! Das KÖNNT ihr einfach nicht! Seid ihr wirklich so unfähig?!"

"Captain-"

"Ich habe euch MEIN Schiff anvertraut! Und IHR verliert es! Wieso habt ihr nicht gut auf die Pearl Acht gegeben?"

"Wir haben unser Bestes versucht, Captain, aber-", begann Gibbs besänftigend.

"Anscheinend war euer Bestes aber nicht gut genug!", fuhr Jack ihn ein weiteres Mal an und ich sah ein wütendes Funkeln in seinen Augen, sodass ich einfach eingreifen musste.

"Hey, Jack!", mischte ich mich ein. "Jetzt komm mal wieder runter!"

"Die haben die Pearl verloren! Und ich soll wieder runter kommen?!", fuhr er nun auch mich an und ich weitete erschrocken die Augen.

"Jack!", sagte ich dann aber bestimmt, als ich mich wieder gefasst hatte. "Du musst Gibbs deswegen aber noch lange nicht so anmeckern. Was kann er schon dafür, hm? Das ist ziemlich unfair von dir, weißt du das? Und die Pearl können wir und auch wieder zurück holen!"

Jack sah mich an. Erst war sein Blick immer noch ein böses Funkeln. Doch dann wurde seine Miene wieder etwas sanfter. Er seufzte.

"Du hast ja Recht, Liebes...", gab er zu. "Aber trotzdem ärgere ich mich. Das ist ein Fehler, der einfach nicht geschehen darf!" Dann setzte er sich wieder, wohlbemerkt recht murrend. "Und wo ist der Rest der Crew?"

"Außer Will, der gerade oben darüber grübelt, wie wir die anderen retten können, und ich, sitzen alle in den Zellen der Black Pearl fest", erklärte Gibbs, der mir nun kurz einen dankbaren Blick zu warf.

"Erbärmlich", kommentierte Jack. "Erbärmlich. Da lässt man euch mal für zwei Minuten allein und was passiert? Alles geht den Bach runter!"

Ich unterdrückte ein Kichern, was ein ziemlich seltsames Geräusch in meinem Nase-Mund-Bereich verursachte. Hoppla. Ich hielt mir die Hand vor den Mund.

"Das ist nicht lustig, Jessie", sagte Jack und sah mich mit ernster Miene missbilligend an.

"Ich weiß", nuschelte ich hinter meiner Hand und nickte.

"In Ordnung, Freunde", sagte Jack dann. "Wir machen Folgendes: Gibbs, du hilfst uns beim Anheuern. Wenn wir genug Leute für eine annehmbare Crew zusammen haben, sammeln wir William ein, gehen alle zusammen auf die Bright Sea und segeln Richtung Black Pearl. Mein Kompass wird uns da weiterhelfen. Wir werden das Schiff übernehmen."

"Bei Gott, Jack!", entfuhr es Gibbs. "Wie stellst du dir das vor? Wir können uns doch wohl kaum unauffällig auf die Black Pearl schmuggeln, während sie unter Barbossas Leitung steht und rund um die Uhr bewacht wird."

"Gibbs...", seufzte Jack und schüttelte tadelnd, aber lächelnd den Kopf. "Ich bin Captain Jack Sparrow, klar soweit?!"

"Oh, wow!", mischte ich mit. "Du bist Captain Jack Sparrow, schön und gut, aber WAS zum Henker bringt uns das? Wir werden trotzdem eine geringe, wenn nicht, sogar GAR KEINE Chance haben, an Bord zu gelangen. Naja, das vielleicht schon eher, aber doch nicht das Schiff zu ÜBERNEHMEN. Jack, im Ernst: wie stellst du dir das vor?"

"Siehst du? An Bord zu gelangen ist nicht weiter schwer. Aber wie es DANN weitergeht, nun ja... habt ihr da wirklich keine Idee?", fragte Jack uns mit erhobenen Augenbrauen.

Gibbs und ich schüttelten gleichzeitig und super-synchron die Köpfe.

Jack seufzte. "Also, ihr Lieben. Während der Großteil der Crew mit der von Barbossa kämpft, kann einer, oder vielleicht zwei von uns, runter zu den Zellen gehen und meine richtige Crew befreien. Die werden uns dann helfen, das Schiff zurück zu erobern. Wir sind dann schließlich eine doppelte Crew. Das wird funktionieren, verlasst euch darauf!"

Gibbs und ich tauschten einen Blick. Dann sahen wir beide Jack an und grinsten. Aye, er hatte Recht. Das konnte nämlich wirklich funktionieren. Jack war schon ziemlich intelligent und einfallsreich - manchmal. Beeindruckend.

Jedenfalls setzte Gibbs sich nun zu uns an den Tisch und gemeinsam entschieden wir, wer die Glücklichen waren, die wir mit in unsere Crew aufnehmen konnten. Und wenn wir die Black Pearl dann endlich wieder für uns haben würden, so hoffte ich, würden wir ENDLICH einmal Ruhe haben... Zwar gefiel es mir, von einem Abenteuer ins nächste zu stürzen, aber zugegebenermaßen war es doch irgendwo etwas stressig und anstrengend, wenn ihr mich fragt.


Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Where stories live. Discover now