135: Ich liebe diese miese Kombination

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Und es endete natürlich damit, dass wir uns - beide obenrum entblößt - gegenüberstanden und uns anstarrten.

"Wow", sagten wir gleichzeitig und ich musste kichern.

"Ähm... 'wow' im Sinne von 'du siehst aber heiß aus' oder 'wow' im Sinne von 'hoppla, ich bin ja schon halbnackt'?", fragte ich und setzte einen herausfordernden Blick auf.

"Letzteres jedenfalls nicht", grinste Jack.

"Oh, wie charmant", erwiderte ich und kicherte erneut.

Dann kamen wir uns wieder näher und ich begann erneut, ihn zu küssen.

Jedoch wurden wir leider Gottes von einem Klopfen an der Tür bei unserem Tun unterbrochen. Kurz darauf wurde besagte Tür aufgerissen.

"BIST DU BESCHEUERT?!", brüllte ich instinktiv, hob ein Hemd vom Boden auf und hielt es mir vor die Brust, als ich gerade realisierte, dass mein Vater in der Tür stand.

"Oh", meinte er peinlich berührt. "Es... gibt gleich Essen. Ich wollte euch nur Bescheid sagen."

"Schön, dann... kannst du ja jetzt wieder... verschwinden? Freundlicherweise? Wir sind sofort da", sagte ich zaghaft aber bestimmt, machte eine Wedelbewegung mit der Hand und pfiff zweimal, woraufhin Vater verschwand. "Immer werden wir unterbrochen", meckerte ich.

"Ja, aber... lass uns wirklich besser nachher weitermachen. Schließlich gibt es Essen und ich hab Hunger. Und höchstwahrscheinlich gibt es auch Drinks für alle!", meinte Jack.

Ich seufzte und grinste. Das war typisch. Das war sowas von typisch.







Nachdem wir gegessen hatten - wir hatten Vater gefragt, ob er uns zur Black Pearl bringen könnte, woraufhin er zugestimmt hatte - hockten Jack und ich entspannt auf dem Deck. Wir hatten neben uns eine Kiste mit zwei Gläsern Rotwein stehen und wollten es uns ein wenig gut gehen lassen.

Ich hatte die Gitarre bei mir, klimperte darauf herum und sang: "She don't need no rocket ship, just close her eyes and takes a trip. She is big on aviation. She just loves a levitation, levitation."

Ich spielte die Melodie weiter. Jack sah mich an. Ich lächelte. Er grinste.

"She's a spaceface floating round, she's never coming down. Close your eyes, tell me what you see, I'll be there if you wait for me. Close your eyes, you'll soon be home, I'll be there you're not alone. My little spaceface, never falling down, never falling down. She's a spaceface floating round and she's never coming down, she's never coming down, never coming down..."

"JESSIE!"

Ich hatte gerade aufgehört zu spielen und zu singen, da hatte Jack meinen Namen gerufen.

"Was?", wollte ich wissen und sah ihn von der Seite her an.

"Sieh mal dort drüben. Wir kriegen Besuch", sagte Jack, verzog das Gesicht und deutete auf das Meer geradeaus.

Ich folgte seinem ausgestreckten Zeigefinger und entdeckte auf dem Meer zwei Schiffe mit weißen Segeln. Im Wind flackerten die Flaggen der Royal Navy. Na, schöne Scheiße. Ich biss mir auf die Unterlippe.

"Verdammt!", stieß ich aus. Was wollten die bloß von uns? Und waren wir überhaupt das Ziel?

"Du sagst es, Liebes", sagte Jack.

"Pass auf, Jackie, wir machen Folgendes: ich bringe die Gitarre in Sicherheit und du sagst Vater Bescheid, ja?", erklärte ich ihm.

"Alles klar", antwortete Jack und richtete sich auf.

Ich ergriff die Gitarre und erhob mich ebenfalls. Als ich losgehen wollte, fiel jedoch ein Tropfen auf meine Nase.

"Huch!", stieß ich erschrocken aus. "Was war das?" Ich blickte gen Himmel.

Er war ganz grau und wolkig. Und noch ein Tropfen landete auf meinem Gesicht. Es fing an zu regnen.

"Gewitter", murmelte Jack. "Und es gibt Krieg."

"Ich LIEBE diese miese Kombination", sagte ich sarkastisch.

"Ich auch", meinte Jack. "Also dann, wir sollten deinem Vater rechtzeitig Bescheid geben."

"Na dann los. Hopphopp!", sagte ich, wedelte mit der Hand und ging davon, um die Gitarre zu verstauen; auch Jack machte sich auf den Weg.

Verdammte Scheiße! Gleich würden wir also wieder mitten im Krieg stecken. Konnte man nicht einmal entspannen? Ich hüpfte die Stufen unter Deck hinab und sah mich um. Ich suchte nach einem geeigneten Ort, um die Gitarre wegzustellen. Schließlich entschloss ich mich dazu, sie in den Schrank zu legen. Ich öffnete besagtes Möbelstück und legte die Gitarre vorsichtig auf dem Boden des Schrankes ab. Dann schloss ich ihn wieder, hüpfte die Treppe zu den Zellen herab und schnappte mir den nächstbesten Waffengürtel. Ich kontrollierte ihn auf genügend Schießpulver und einem annehmbaren Schwert. Dann band ich ihn mir um die Hüfte und sprintete beide Treppen wieder empor auf das Deck.

Und was ich DANN sah verschlug mir höllisch den Atem. Denn außer den beiden Navy-Schiffen kamen aus den anderen Richtungen noch drei andere Schiffe. Dreimal verfluchte Mistkacke! Ich zückte ein Fernrohr, was sich an dem Waffengürtel befunden hatte und legte es mir ans Auge. Das erste Schiff konnte ich als Pink Pearl ausmachen. Schon wieder Barbossa. Und wie hatte er es bitte geschafft, sein Schiff aus dem Totenreich wiederzuholen? Wahrscheinlich wie Jack: durch Davy Jones. Dann sah ich weiter. Dieses Schiff war unverwechselbar die Flying Dutchman. Verdammter Mist! Vielleicht wollte Jones Rache? Und dann wanderte mein Blick auf das dritte Schiff. Ich verengte leicht das Auge, mit dem ich durch das Fernrohr sah. Es hatte schwarze Segel und ich vermutete ganz prompt, dass es-

"Die Black Pearl!", hörte ich Jemanden hinter mir hauchen.

-war.

Ich drehte mich um und sah Jack. Er grinste. Ich lächelte.

"Aye, die Pearl. Sogar beide. Und die Dutchman."

"Ich weiß, Liebes. Aber gleich sind wir wieder auf der Pearl, ich verspreche es dir."

"Wenn wir den Krieg hier überleben, würd ich mal so sagen", meinte ich beiläufig.

"Es wird auf jeden Fall eine große Schlacht. Und es wird verdammt gefährlich, so viel ist klar", sagte Jack und hob die Augenbrauen. "Die Navy will wahrscheinlich mich. Barbossa... auch. Und Jones auch, keine Frage. Und die Pearl... die werden uns wahrscheinlich helfen. Also hoffe ich doch..."

"Bestimmt. Wobei Jones auch Rache wollen könnte, weil ich ihn damals umgebracht habe...", nuschelte ich und verstaute das Fernrohr wieder am Waffengürtel.

"Ich werde nicht zulassen, dass er dir etwas antut, Liebes", sagte Jack und musterte mich. "Mir wäre es lieber, du würdest nicht mitkämpfen..."

"Was soll ich denn deiner Meinung nach tun, hm? Mich unter Deck verkriechen und womöglich dort von jemanden gefunden und getötet werden? Nein, definitiv nicht!", sagte ich entschieden.

"Ich wusste, dass ich dir nichts einreden kann", sagte Jack und legte seinen Arm um mich.

Gemeinsam blickten wir den sich nähernden Schiffen entgegen. Gleich würde es losgehen.

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Lied: Simple Minds - Spaceface

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt