123: Nachgeholte Verabredung

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Ich lächelte zurück und nickte.

Plötzlich hörten wir schnelle Schritte die Treppe zum Deck hochstürmen. Kurz darauf wurde die Tür aufgerissen und ein Mann kam an Deck gerannt. Mit beiden Händen umklammerte er eine Pistole und richtete sie sofort auf Henry und mich als er uns sah. Ich weitete geschockt die Augen und griff nach Henrys Arm. Hinter dem Mann kam jetzt auch noch Jack an Deck. Verwirrt blieb er stehen und starrte von dem Mann, zu Henry, dann zu mir und wieder zurück.

"Ne dvigat'sya!", brüllte der Mann.

"Was?", stieß Henry verwirrt hervor.

"Ein blinder Passagier, vermute ich", sagte ich leise.

"Ya ub'yu vas vsekh!", fuhr er fort.

"Das haben wir gleich", seufzte ich dann genervt, verdrehte die Augen und ging mit erhobenen Händen auf den Mann zu.

Ich hatte schon ein wenig Angst, dass er mich erschießen würde, aber ich ging trotzdem langsam auf ihn zu. Er ließ mich nicht aus den Augen. Als ich dicht vor ihm stand drang ein Geruch von Vodka an meine Nase und der Mann starrte mich an. Ich starrte ihn an. Dann trat ich ihm zwischen die Beine, sodass er die Pistole fallen ließ und zusammen zuckte. Ich zückte blitzschnell mein Schwert und hielt es ihm entgegen. Als er sich aufrichtete, um sein eigenes Schwert zu ziehen, verwundete ich ihn am Arm. Der Mann funkelte mich an, dann hob er blitzschnell seine Pistole auf, entsicherte sie und wollte gerade abdrücken, als ich ihm die Pistole mit einem Schwung meines Schwertes aus der Hand schleuderte und ihm im Eifer des Gefechts obendrein besagtes Schwert in den Bauch rammte. Das war jetzt ehrlich gesagt nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt hatte... Der Mann keuchte, weitete seine Augen und sackte zusammen. Ich zog mein nun blutiges Schwert aus seinem leblosen Körper, nahm etwas Blut von der Klinge auf meinen Finger und betrachtete es. Es war... blutig! Dann wischte ich den Finger an meinem Hemd ab. 

"Hmm... er war wohl ein Seemann aus dem Norden. Vielleicht aus Russland", murmelte ich. "Doch wie ist er hierher gekommen?"

Jack, der nun vor mir stand, tauschte mit Henry, der neben mich getreten war, einen SEHR verwirrten Blick und die beiden hielten mich wohl nun vollkommen für bekloppt.

"Das... hast du jetzt aber an seiner Sprache erkannt, oder?", fragte Henry vorsichtig.

"Neee...", sagte ich und grinste vorsichtig. "Das hab ich am-"

"BLUT?!", stieß Jack hervor und es war das erste mal seit Tagen, dass er mit mir sprach. "Du hast es an seinem BLUT erkannt?"

"Nein, natürlich nicht!", sagte ich geschockt und musste sogar fast lachen. "Das ist doch absurd! Ich habe es an seinem Geruch erkannt. Es war kein Rum, sondern Vodka."

"Nah!", meinte Jack, wirkte nun sehr beruhigt und hob den Zeigefinger. "Wir wollen doch keine Vorurteile haben, Missy." Ein Grinsen huschte um seine Lippen.

Es war das erste Mal. Seit Tagen. Und es freute mich. Ich grinste vorsichtig zurück. Wahrscheinlich hatte Henry wirklich Recht und Jack brauchte nur ein wenig Zeit.







An diesem Abend saß ich oben im Krähennest der Purple Sky. Den blinden Passagier hatten wir im Meer entsorgt. Aber wir hatten nicht herausfinden können, wie er hierher gekommen war. Wir hatten unter Deck keinerlei Spuren finden können. Es war uns ein Rätsel. Aber eins, um das wir uns immerhin nicht mehr kümmern mussten.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Where stories live. Discover now