100: Die Pflicht von Davy Jones

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Ich nickte. "Ich verstehe. Aber wie tauchen wir unter?"

"Komm mit", sagte Troy, ging voraus und ich folgte ihm zu einem runden Ding aus Holz, in dem Holzhebel steckten. "Dieses Gerät muss gedreht werden. Dann wird es losgelassen, um unterzutauchen."

"Und wo kriegen wir die toten Seelen her?"

"Solange wir im Reich der Lebenden sind, füllt sich die Flying Dutchman mit toten Seelen, bis wir im Totenreich sind. Dort musst du sie abliefern. Das heißt also, dass wir immer unterwegs sind, Jessie. Ohne Pause. Nur alle zehn Jahre darfst du einen Tag an Land verbringen, weil du der Captain bist. Davy Jones wollte seinen Tag damals mit seiner Liebsten verbringen. Ich vermute, du kennst die Geschichte."

"Ja. Seine Liebste war Calypso, die Göttin des Meeres, gebunden an ihren menschlichen Körper. Hab ich Recht?! Sie ist nicht zum vereinbarten Ort gekommen, stimmt's?!", fragte ich.

"Aye, so ist es", bestätigte Troy.

Ich dachte nach. Was, wenn Jack nicht da sein würde, wenn ich an Land gehen dürfte? Was, wenn er mich, wie Calypso die Fischfresse, sitzen lassen würde? Daran wollte ich gar nicht erst denken!

"Hast du schon einen Plan, was du an dem Tag an Land machen willst?"

"Soweit wird es nicht kommen, Troy", versicherte ich ihm. "Mein Verlobter wird mich retten. Davon bin ich überzeugt."

"Du bist verlobt?", fragte er und klang total überrascht. "Du siehst so... jung aus."

Ich lachte. "Ich bin einundzwanzig. Und ja, mein Verlobter. Captain Jack Sparrow. Du hast bestimmt schon von ihm gehört, oder? Er ist Captain der Black Pearl. Und er wird mich retten", erklärte ich fest überzeugt.

"Ich weiß nicht, ob das so klappen könnte, wie du dir das vorstellst...", bedachte Troy.

Ich spürte so etwas wie Wut in mir aufsteigen. "Glaubst du etwa, er wird es nicht schaffen?! Kennst du seine Geschichten nicht? Er ist der beste Pirat, von dem ich je gehört habe. Und den ich je kennengelernt habe, merk dir das, ja?" Mit diesen Worten ging ich davon und wollte in die Kajüte stapfen, in der die Crew gerade noch putzen musste. Als ich jedoch die Tür öffnete, drang ein unangenehmes Heulen über das Schiff. "Was zum-", begann ich, jedoch wurde ich in den Raum gezerrt und gegen die Wand gepresst.

"Ihr müsst sofort ins Totenreich, Captain Bones!", sagte jemand, der mir so nah war, dass ich nur seine Augen erkennen konnte. "Es ist wie damals. Wenn Ihr nicht sofort etwas unternehmt, werden wir alle verflucht!"

"Okay, ich... wäre euch sehr verbunden, wenn ihr mich loslassen könntet, Mr.-"

"Turner", ergänzte er und ließ mich endlich los.

Turner? Diesen Namen kannte ich doch. Na klar! Will hieß doch Turner.

"Ihr seid nicht zufällig mit Will Turner verwandt?", fragte ich sofort.

"William? Oh doch, das bin ich. Er ist mein Sohn. Ich bin Stiefelriemen Bill Turner. Ihr kennt meinen Sohn? Wo ist William? Geht es ihm gut?", fragte er.

"Ja", sagte ich. "Ja, es geht ihm gut. Er segelt mit Captain Sparrow."

"Was? Erzählt mir mehr..."

"Tut mir Leid, Mr. Turner. Aber ich habe tote Seelen abzuliefern!", redete ich mich raus und rauschte aus der Kajüte.

Ich hätte damit gewettet, dass ich aussah, wie jemand, der gerade eine Begegnung mit einem Geist hatte. Stiefelriemen verwirrte mich. Er hatte bestimmt ein paar Geheimnisse. Aber das tat jetzt nichts zur Sache.

Geradewegs ging ich auf das hölzerne 'Rad' in der Mitte des Schiffes zu. Ich versuchte, es zu drehen, doch allein schaffte ich es nicht. Ich rief um Hilfskräfte. Ein paar starke Leute aus der Crew kamen an und schafften es, das Rad zum drehen zu bringen. Ich rannte an die Reling und sah ins Wasser. Es sah so aus, als würde das Wasser höher steigen, dabei sanken wir bloß in die Tiefe. Immer weiter. Das Wasser hatte schließlich die Kanonen erreicht und wir sanken noch tiefer. Und immer tiefer... Dann rann ein Rinnsal des Wassers auch schon über das hölzerne Schiffsdeck und ihm folgten mehrere größere Wassermengen. Das Wasser hatte bereits den Teil meines Stiefels, in dem mein Fuß steckte eingeschlossen, sprich: alle Füße an Bord wurden nass. Doch wir sanken noch tiefer... Immer höher kam auch das Wasser. Ich hielt mich an der Reling fest. Als das Wasser mir bis zum Kinn stieg, holte ich noch einmal ganz tief Luft. Dann war mein Kopf ebenfalls unter Wasser. Ich blickte hinauf zur Oberfläche. Der Hauptmast war noch nicht mal bis zur Hälfte versunken! Mist! Wie lange dauerte das alles denn? Also sooo lange konnte ich nun auch wieder nicht die Luft anhalten...

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt