Jack starrte mich an. "Du willst ernsthaft ein Tattoo haben? Bist du dir sicher?"

"Warum nicht?", gab ich zurück und zuckte die Schultern.

"Wenn du mutig genug bist."

Ich grinste. "Wirklich? Du fragst wirklich, ob ich mutig bin?"

"Naja..." Jack hob herausfordernd die Augenbrauen.

Ich lachte. "Aber ich darf wirklich... dein Bild haben? Dein Symbol?"

Jack nickte. "Aye, es ist in Ordnung." Er grinste.

"Wow, danke", sagte ich lächelnd und gab Jack einen Kuss.

Jack winkte grinsend ab, drehte der Sonne sein Gesicht zu, damit ihre letzten schwachen Strahlen es erwärmen konnten und schloss die Augen.

Ich betrachtete ihn und war super glücklich. Ich war so froh, dass ich ihn hatte. "I am the first to recognize the virtue in everything you are, in everything you try to be", sang ich dann leise vor mich hin.

Jack versuchte meinen Gesang mit Summen zu begleiten, was ich ziemlich süß von ihm fand. Er wippte außerdem leicht mit seinem Fuß. Und er grinste amüsiert, als er die Augen öffnete und meine Blicke bemerkte.

"Face it you need to know, face it running low", sang ich weiter. "Ain't no good to you, I'm your anti hero. The chances that I've blown, the love I could have known, can't do this to you."

Jacks Grinsen wurde breiter und begann sich umzusehen. "Oh, wir sind gleich da", stellte er fest.

Und er hatte tatsächlich Recht. Denn gerade befahl Vater jemandem den Anker zu werfen. Der Hafen kam immer näher. Und dort stand schon ein großes Schiff. Himmel! Das war doch nicht etwa...? Doch! Sie musste es einfach sein. Es war-

"Die Black Pearl!", sagte Jack erfreut und weitete seine braunen Augen. "Til, wir sind genau richtig! Komm, Jessie, wir gehen schon mal vor."

"Jack! Wir haben doch noch gar nicht angelegt!"

Aber Jack hatte meine Hand gepackt, war mit mir über das Deck gelaufen, auf die Reling gesprungen und mit einem großen Schritt hinüber auf den Steg, der zum Hafen gehörte gestiegen. So standen wir nun da: ich immer noch auf der Reling, Jack auf dem Steg, zwischen uns Wasser und wir hielten uns an den Händen fest.

"I won't blame you if you decide to run after all I've done", sang ich gerade weiter und sah in den Abgrund zwischen uns.

"Komm schon. Trau dich zu springen. Ich bin doch da", munterte Jack mich auf.

"There is no shame if you've had enough, you decide if I'm the one", sang ich einfach weiter, als hätte ich ihn nicht gehört.

"Jetzt hör auf abzulenken, Liebes", sagte er leicht genervt und verdrehte die Augen. "Du singst. Singen ist keine vernünftige Argumentation und führt zu keiner Lösung. Das solltest du bedenken."

Aber ich hörte nicht auf ihn, sondern sang mein Liedchen zu Ende. "And as we go to this brave new world, can't do this to you, you decide if I 'm the one."

Und gerade, als ich aufgehört hatte zu singen, schubste mich jemand von hinten. Ich fiel ins Wasser. Und da ich Jacks Hände festhielt, zog ich ihn mit mir in die Tiefe und wir landeten mit zwei 'Platsch!'s im Wasser.

"Verflucht!", keuchte ich und spuckte Wasser.

"Welche Landratte hat das gewagt?!", meckerte Jack.

Wir tauschten einen Blick. Dann sahen wir gleichzeitig nach oben. An der Reling, genau an der Stelle, wo ich vorher gestanden hatte, stand nun Hendric, blickte auf uns herab und lachte sich kringelig.

"Wirklich witzig. Alle lachen!", sagte ich sarkastisch, musste aber zugeben, dass ich mir gerade ein Lachen verkniff; Jack ging es wohl ähnlich.

"Komm, wir kletterten wieder auf den Steg", schlug er dann vor.

Gesagt, getan. Allerdings hatte ich jetzt nun ein minimales Problem. Da ich nämlich ein weißes Hemd trug, war der Stoff leicht durchsichtig und pappte eng an meinem Körper. Verflucht. Wenigstens gefiel es Jack. Er hatte nämlich gemeint, dass es sehr reizend an mir aussah und er es kaum abwarten konnte, mit mir allein zu sein. Dafür hatte er von mir einen genervten Blick und einen Kuss auf die Wange und von Hendric ein zugerauntes 'Schleimer' geerntet.

Und nun standen Jack, Hendric, Vater, seine Crew und ich ziemlich verloren am Hafen der Insel.

"Nun, Jack", begann Vater. "Was hast du nun vor?"

"Ich werde meine Crew aufsuchen. Mein Schiff haben wir ja bereits gefunden. Wir kommen jetzt allein klar. Danke, Til. Ich bin dir sehr verbunden für das, was du getan hast", sagte Jack aufrichtig und nickte.

"Und ich kann euch beide wirklich allein lassen?", fragte Vater und betrachtete mich.

"Natürlich, Dad", sagte ich. "Wir kommen schon zurecht. Ich werde auf ihn achten und vermeiden, dass der kleine Lümmel irgendetwas anstellt." Ich tätschelte Jack den Kopf.

"Hey!", beschwerte sich dieser.

"Es freut mich, dass du ihn unter Kontrolle hast", sagte Vater lachend. "Das ist sehr beruhigend."

Ich grinste selbstsicher. "Und wie ich das habe."

"Stimmt doch gar nicht!", murrte Jack empört.

"Stimmt wohl. Du leugnest es, mein Freund", verbesserte ich ihn amüsiert.

"Nun, wie auch immer, wir werden uns dann mal auf den Weg machen", erklärte Vater.

Ich schritt auf ihn zu und schloss ihn in eine Umarmung. "Ich liebe dich, Dad. Wir sehen uns bald wieder. Versprochen."

"Das will ich hoffen, mein Kind. Übrigens bist du nass...", sagte Vater und ließ mich los.

Ich warf Hendric einen bösen Blick zu, während er sich gerade ein Lachen verkniff. "Ich weiß, wir gehen uns gleich direkt umziehen." Dann lächelte ich Vater an. "Bis bald." Daraufhin ging ich auf Hendric zu und fiel ihm um den Hals. Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Mach's gut, du Frechdachs. Du wirst mir fehlen. Auch wenn du mir gehörig auf den Keks gehen kannst", brachte ich hervor, denn ich hatte mal wieder einen dicken Kloß im Hals.

Hendric gab mir einen Kuss auf die Stirn und kicherte leise. "Du auch, Süße." Dann spürte ich seinen Atem an meinem Ohr. "Ich hab dich lieb", wisperte er hinein.

Ich lächelte, stellte mich auf die Zehenspitzen und flüsterte: "Ich dich auch."

Dann sahen wir uns an. Er grinste. Ich musste auch grinsen.

"Und zeig Captain Jack, wer von euch beiden die Hosen an hat." Daraufhin bekam ich noch einen Kuss auf die Wange.

"Bitte was?", hörte ich Jack empört sagen und musste lachen.

Ich ließ Hendric los, als auch schon Jack ankam, um sich von ihm zu verabschieden. Naja, was hieß bei den beiden Abschied? Sie gaben sich einen Handschlag - toller Abschied!

Dann ging Vater auf Jack zu, klopfte ihm auf die Schulter und sagte: "Mach's gut, Junge, und pass mir gut auf meine Tochter auf, ja? Wenn nicht, werde ich dich umbringen, merk dir das."

"Du bist außerordentlich reizend, wie immer, Til. Aber sie ist bei mir gut aufgehoben, mach dir da mal keine Sorgen, aye?!", versicherte ihm Jack.

"Nun, wenn du das sagst, Jack", meinte Vater gut gelaunt.

"Na dann, tschüss", sagte ich traurig und schmiegte mich an Jacks Brust.

Er legte seine Arme um mich. Wie sehr ich diese Berührung mochte!

Dann stiegen Vater, Hendric und die anderen zurück auf die Great Maid, lichteten den Anker und fuhren davon in Richtung Sonnenuntergang. Jetzt waren Jack und ich wieder allein. Und wir standen noch lange da und blickten der Great Maid hinterher.

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Lied: Marlon Roudette - Anti Hero

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora