"Danke für das Kompliment, Liebes, aber willst du nun endlich hier raus oder nicht. Ich meine, sieh dich an! Du brauchst dringend etwas vernünftiges zu Essen. Sonst hast du bald gar nichts mehr auf den Rippen", argumentierte er.

"Das ist mir lieber, als fremdküssen! Ich heiße doch nicht Jack Sparrow. Verzeihung! CAPTAIN Jack Sparrow!", murrte ich.

"Niemand hat von küssen gesprochen, Liebes", meinte Jack mit höherer, leicht beunruhigter Stimme. "Und außerdem, war das gerade etwa schon wieder ein Vorwurf wegen der Sache mit Angelica?"

"Schön, tut mir Leid, das hätte ich wirklich nicht wieder einbringen sollen. Aber überzeugt bin ich trotzdem nicht!"

"Aber wieso denn nicht? Es ist doch nun wirklich nichts dabei!"

"Beziehungsstress", warf Hendric kopfschüttelnd ein.

"Halt du dich da raus!", brachte ich ihn zum schweigen und setzte mich weit weg von Jack und Hendric, sprich: sodass beide gleichweit von mir entfernt saßen und ich mich genau in der Mitte meiner Zelle befand; dort schmollte ich.

"Jetzt heul nicht gleich rum", meinte Jack genervt.

"Mach ich aber!", gab ich zurück.

"Schätzchen... ein umhauender Blick aus deinen fantastischen Augen reicht doch. Wenn du einen anschaust, ist es sowie so nicht schwer, dir nicht nicht widerstehen zu können", versuchte Jack es nun anders.

Wie süß war das denn?! Und was sollte ich auch anderes davon halten? Immerhin war es ein Argument ganz nach meinem Geschmack. Jack konnte mich wohl immer überreden.

"Also schön, ich mach's...", seufzte ich schließlich. "Aber wehe, du wirst eifersüchtig und wirfst es mir noch tagelang vor."

"Ich und Eifersucht, pff", sagte Jack und grinste selbstsicher. "Mach dir da mal keine Sorgen, Liebes." Er nickte kurz mit dem Kopf.

Ich zog die Augenbrauen hoch. "Denk ja nicht, dass ich jetzt wieder an das Trenngitter zwischen uns rutsche, Jack."

Jacks Grinsen wurde breiter und ich biss mir von innen auf die Mundwinkel um nicht laut loslachen zu müssen. Ich verdrückte alles schön nach hinten in mich rein... diese Situation war überhaupt gar nicht lustig, nicht zum lachen, absolut unlustig... Damit ich auch wirklich nicht lachen musste, blickte ich geradeaus, sodass ich Jacks mitreißendes Grinsen nicht mehr sehen musste. Aus den Augenwinkeln bekam ich aber mit, dass er mich anstarrte und offenbar damit kämpfte, nicht lachen zu müssen.

"Kannst du das mal lassen?!", meckerte ich.

"Was denn?"

"Mich anzustarren, als wäre etwas an mir besonders komisch."

"Oh, Verzeihung, Miss Sensibel", sagte Jack sarkastisch und blickte ebenfalls geradeaus. "Ich finde Zellentüren ja auch um Welten interessanter und spannender als deinen reizenden Anblick."

"Oh, na vielen Dank!", meinte ich ebenfalls sarkastisch.

"Manchmal weiß ich echt nicht, was du willst, Jessie. Erst willst du, dass ich dich nicht ansehe, dann sehe ich etwas anderes an und dann beschwerst du dich, dass ich lieber Zellentüren, als dich ansehe und dann doch lieber dich ansehen soll. Was willst du überhaupt?"

"Frauen", kommentierte Hendric.

"Ihr seid doof", sagte ich bloß.

Nach einigen Minuten sitzenden Schweigens kam dann auch mal eine Kontrollperson. Erst betrat er Hendrics Zelle und kontrollierte zunächst, ob er irgendetwas illegales mit sich führte - woher auch immer er das haben sollte. Davon überzeugt, dass Hendric nichts illegales mit sich führte, nahm er die Suppenschüssel mit raus, schloss ihn wieder ein und ging auf meine Zelle zu. Ich tauschte einen Blick mit Jack. Er nickte mir zwinkernd zu. Ich erhob mich. Der Pirat schloss meine Zellentür auf. Ich blickte ihm tief ihn die Augen, zog den Ausschnitt meines Kleides ein Stück herunter und ging langsam auf ihn zu. Der Pirat war sofort fasziniert und fast wie hypnotisiert. Er bekam Frauen wohl nicht sehr oft zu Gesicht. Ich lächelte ihn liebevoll an und musste ein Kichern unterdrücken, als seine Augenlider anfingen zu schwanken und er leicht umhertorkelte. So einfach war das also?! So leicht konnte ich einen Piraten also um den Finger wickeln. Interessant. Bevor er sich nun aber gar nicht mehr einkriegen konnte und womöglich noch umkippte, hielt ich ihn an den Schultern fest. Ich beugte mich zu ihm hoch und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen, der kürzer nicht hätte sein können. Und während dieser wirklich kurzen Zeit - Jack durfte mir also nicht böse sein, schließlich war das hier nichts gegen seine Knutscherei mit Angelica - hatte ich an seinen Gürtel gegriffen, die Schlüssel entfernt und mich mit ihm um hundertachtzig Grad gedreht. Dann schleuderte ich ihn schnell von mir weg, knallte die Zellentür zu und schloss ihn ein. Ein triumphierendes Grinsen stahl sich auf meine Lippen.

"Was zum-?", murmelte der Pirat verwirrt und starrte mich an. "Ihr habt mich reingelegt! Ihr werdet mich sofort wieder hier raus holen! Hört Ihr schlecht, Flittchen?!"

"Nenn sie noch einmal 'Flittchen', du Großmaul", ermahnte ihn Hendric, streckte seinen Arm durch die Gitterstäbe und schlug dem Piraten mit der Faust gegen den Hinterkopf; er glitt bewusstlos zu Boden - hoppla. "Sehr gut, Kleines!", meinte er dann mit erhobenem Daumen zu mir.

"Danke für die Blumen", sagte ich und befreite ihn aus seiner Zelle.

Gemeinsam eilten wir dann auf Jacks Zelle zu. Er stand bereits ungeduldig vor der Tür. Hektisch und mit zitternden Händen - schließlich würde ich jeden Moment wieder meinen Jack in die Arme nehmen können - führte ich den Schlüssel in das Schloss; mit einigen Anläufen, sollte man bedenken. Dann drehte ich ihn um und die Tür sprang auf. Sofort stürzte ich auf Jack zu, fiel ihm um den Hals, sprang an ihm hoch und klammerte mich mit Armen und Beinen an ihn.

"Nicht so wild, Kleines!", ermahnte mich Hendric amüsiert.

Ich ignorierte ihn und küsste Jack lange und leidenschaftlich. Schließlich hatte ich ihn ja seit Tagen nicht gesehen. Das musste man einfach verstehen! Auch ein nicht sehr romantischer Hendric Dolmunda.

Nach einigen wunderschönen Momenten wurde Hendric ungeduldig. "Jetzt kommt aber wirklich mal zum Ende", sagte er leicht genervt.

Mit einem Grinsen, löste ich mich von Jack, stellte mich wieder mit eigenen Füßen auf den Boden und drehte mich zu Hendric um. "Entschuldige bitte!" Ich tat empört.

"Hendric hat Recht, Liebes. Wir müssen hier weg", sagte Jack.

"Hey, und was ist mit mir?!", hörten wir eine Stimme vom Ende des Flures.

"Wer ist das?", fragte Jack.

"Niemand. Nicht der Rede wert. Er hat nur behauptet, ich wäre immer am meckern."

"Nun ja...", begann Jack, doch mit einem Todesblick brachte ich ihn zum schweigen.

"Hey, ihr könnt mich doch nicht einfach hier lassen!", sagte der Kerl ganz hinten.

Ich verdrehte die Augen, ignorierte ihn und verließ in Begleitung zwei charmanter Herren die Kerker. Endlich waren wir frei.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Where stories live. Discover now