6: Nachtgeflüster

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"Ein Bad bei Vollmond macht hübsch", flüsterte ich dann leise und blickte empor zum Mond. "Hab ich mal gehört."

"Eins ist klar", sagte Jack charmant, "das hast du nicht mehr nötig, Schätzchen."

Wow... hatte er genug Rum intus, um eine solche Aussage von sich zu geben, oder meinte er das wirklich so, wie er es gesagt hatte?

"Heißt das, du findest mich hübsch?" wollte ich wissen.

Jack zuckte mit den Schultern. "Wer weiß. Ich habe indirekt gesagt, dass ich dich hübsch finde. Das muss doch nicht gleich heißen, DASS ich dich hübsch finde."

Ehrlich gesagt war ich jetzt ein bisschen beleidigt. Ich boxte Jack empört, aber freundschaftlich in den Arm.

"Hey... das war nicht fair", meinte Jack leicht schmollend und bespritzte mich mit Wasser.

"DAS kriegst du zurück!", sagte ich grinsend und unheilverkündend und auch wenn ich es ungern tat, löste ich eine meiner Hände von Jack und spritzte auch ihn nass.

Als ich wieder völlig von Wasser durchtränkt war, rief ich schließlich: "Aufhören! Jack, benimm dich! Aufhören, bitte!"

Und Jack gehorchte.

"Danke", keuchte ich und wrang meine Haare aus.

"Toll, Jessie. Das bringt wirklich viel. Sich die Haare im Wasser auswringen. Ich bin stolz auf deine Intelligenz", kommentierte Jack das Ganze und machte komische Geräusche, die einem Kichern glichen.

"Lass mich. Das ist der Rum Schuld", murrte ich, sah mit einem Hundeblick von unten her zu ihm auf und konnte endlich wieder meine Arme um meinen nassen Jack legen.

Und als er mich wieder ansah, überkam mich ein Drang. In diesem Moment wollte ich nichts lieber tun, als ihn zu küssen. Und ich wollte mich diesem Drang hingeben, doch ich konnte nicht. Denn in meinem Hinterkopf schwirrte ein schrecklicher Gedanke umher. Hendric und Dad hatten mir von Jack erzählt, dass er es wohl nie mit Frauen ernst meinte. Höchstens einen Tag und eine Nacht würde er durchhalten, um danach sofort wieder mit seinem Schiff abzutauchen, als wäre er nie dagewesen. Und meistens waren diese Frauen Dirnen. Aber das passte einfach nicht zu dem Jack, den ich kannte. Mein Jack war... anders. Na gut, er hatte eine Schwäche für Rum, keine Frage, aber alles andere war irgendwie... anders. Und ich mochte ihn! Sehr. Mochte er mich auch? Wieso musste ich eigentlich immer so viel über alles nachdenken? Konnte mein Kopf nicht einfach mal aufhören zu reden?

Ich seufzte schwer, legte meinen Kopf auf meinen Arm, der um Jacks Schultern geschlungen war und blickte in den wunderschönen Sternenhimmel. Der Wind wehte durch meine nassen Haare und ich wusste, dass ich mir wahrscheinlich eine Erkältung einfangen würde, denn Jacks Mantel lag zusammengeknüllt am Strand. Doch dann sah ich auf einmal eine Sternschnuppe am Himmel funkeln. Nur ganz kurz. Nachdenken!, schoss es mir nur noch durch den Kopf, Ich wünsche mir, dass Jack mich auch sehr gern hat. Oder hatte er das vielleicht schon? Ich wusste es nicht. Ich wusste es echt nicht.

"Schätzchen", hauchte er in mein Ohr.

Und es bildete sich die Gänsehaut auf meinem ganzen Körper. Wie machte er das bloß? So ein verdammter Mistkerl.

"Es wird Zeit, schlafen zu gehen."

"Das glaube ich auch, Jack", wisperte ich zustimmend und hob den Kopf.

Ich wollte mich gerade aus seinem Griff befreien, als er sagte: "Ich trag dich. Alles ist gut. Entspann dich einfach nur."

Wie liebenswürdig er mich behandelte. Da wurde ich echt ganz schwach - wobei wir wieder beim Thema Dahinschmelzen wären. Es war wirklich unglaublich, wie liebevoll er mich behandelte. Vielleicht mochte er mich wirklich? Oder er machte mir bloß etwas vor? Vielleicht war ja diese Anamaria seine feste Freundin. Doch würde er dann so mit mir umgehen? Das konnte ich mir nicht vorstellen.

Jack trug mich aus dem Wasser. Wir tropften beide ziemlich heftig. Sanft setzte er mich im Sand ab und setzte sich neben mich. Sofort legte ich mich wieder hin. Doch irgendwie vermisste ich etwas.

"Jaaack", sagte ich beleidigt und zuppelte an seinem Ärmel. "Komm her, Jack! Ich brauch dich als Kissen."

Jack drehte sein Gesicht zu mir und grinste.

"Jaaack, komm her!", meckerte ich erneut, gespielt traurig.

Grinsend legte Jack sich neben mich. Kaum war er für mich in Reichweite, legte ich meinen Kopf schon wieder auf seine Brust und meinen Arm um seine Hüfte.

"Darf ich dich was fragen?", flüsterte ich.

"Frag", antwortete er.

Und ich musste es einfach wissen. "Was ist das für ein Verhältnis zwischen dir und dieser Anamaria?"

Jack senkte den Kopf und sah mich irritiert an. "Nichts, kein Verhältnis, Schätzchen. Sie verlangt nur ein neues Boot, weil ich mir ihr altes geborgt habe-" 'Geborgt'. Soso. "-Mehr nicht, klar soweit?! Aber warum willst du das wissen?", fragte er jetzt leicht belustigt.

"Nur so!", sagte ich schnell.

"Oder bist du etwa eifersüchtig, Schätzchen?"

"Nein!", sagte ich. "Wie kommst du darauf?! Ich und eifersüchtig? Von wegen! Ich habe keinen Grund, eifersüchtig zu sein, Captain."

"Einen Captain Jack Sparrow kann man nicht verschaukeln", grinste Jack.

"Na gut, dann noch einmal zum Mitschreiben: Ich. Bin. Nicht. Eifersüchtig. Klar?", betonte ich. "Wieso sollte ich auch? Es ist ja nicht so, als würde ich in Euch verliebt sein." Jessie, du bist 'ne Lügnerin, dachte ich und hoffte, dass Jack nichts merkte.

Jack lachte kurz auf. "Das wäre ja noch schöner", sagte er ironisch.

"Jack!", rief ich plötzlich aus und fuhr hoch, um die unangenehme Konversation zu beenden.

"Was?!", rief Jack im selben Tonfall.

"Wir ähm..." Ich überlegte schnell, wie ich ihn jetzt am besten auf andere Gedanke bringen könnte. "Wir... haben noch keinen Plan, wie wir deine Crew retten sollen!" Und tatsächlich hatte ich es geschafft, mich so aus der brenzligen Situation zu retten.

"Ach, uns fällt schon noch was ein, mach dir da mal keine Sorgen. Schließlich bin ich Captain Jack Sparrow, klar soweit?!"

"Gutgut", sagte ich und machte es mir wieder auf Jack bequem. Wenn damit für heute alles gesagt wäre, war ich zufrieden.

Er legte mir wieder seine Arme um die Hüfte und glücklich schlief ich mit meinem Jack ein. Ja, er war mein Jack! Irgendwie. Für mich. In meinem Kopf. Mein Jack. Der hoffentlich nichts ahnte.

Always the Sea - Die Abenteuer der Jessie Bones (Fluch der Karibik FF)Where stories live. Discover now