Kapitel 75.2 - Verlangen nach Antworten

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Jedoch nahm ich meinen Mut zusammen und klopfte. Da ich keine Antwort erwartete, öffnete ich einfach die Tür und trat ein. Damon lag mit dem Rücken zu mir in der hintersten Ecke auf dem Boden und schien zu schlafen. Unsicher schloss ich die Tür hinter mir. Sollte ich ihn jetzt wecken? Aber gehen konnte ich auch nicht. Ich wollte nicht zurück zu den anderen. Die würden gerade in diesem Moment über alles aufgeklärt werden. Über wirklich alles. Vermutlich würde sich mein Bruder gleich auf die Suche nach mir machen und mit mir reden wollen. Doch dafür war ich noch nicht bereit.

„Was willst du?", ertönte plötzlich die gleichgültige Stimme von Damon. Er schlief also doch nicht. Als ich ihm nicht sofort antwortete, setzte er sich auf und sah zu mir. „Du siehst echt beschissen aus."

„Danke.", murmelte ich. „So fühle ich mich auch." Seufzend ließ ich mich auf dem Boden nieder und lehnte meinen Rücken an die Wand. Mit hochgezogener Augenbraue musterte Damons mich skeptisch. Er schien erst einmal einschätzen zu wollen, was er von dieser Situation halten sollte.

„Wieso bist du hier?", fragte er argwöhnisch.

„Zum Teil, weil ich nicht zu den anderen will.", gab ich ehrlich zu. Nun lehnte sich Damon genau gegenüber von mir gegen die Wand und betrachtete mich eingehend.

„Du hast etwas angestellt.", stellte Damon sofort fest. Er seufzte. „Und ich soll jetzt als die Person fungieren, mit der du darüber reden willst." Er schüttelte seinen Kopf und rieb sich seinen Nacken. „Hast du keinen anderen, mit dem du darüber reden kannst?"

Erneut spürte ich, wie mir Tränen in die Augen traten. „Ich hab alles kaputt gemacht, Damon.", sagte ich leise. „Und gleich wird es jeder von denen wissen." Ich traute mich gar nicht, ihn anzusehen. Was tat ich hier bloß? Nach dem letzten mal, sollte ich die letzte sein, mit der Damon die Zeit verbringen wollte.

„Und dann kommt noch all der andere Kram dazu.", redete ich einfach weiter. Meine Stimme war immer noch unglaublich leise. Allerdings war ich mir sicher, dass Damon mich hören konnte. „Jetzt hat sich auch noch heraus gestellt, dass ich nicht einmal eine Elementary bin." Okay. Gut. So hatte ich nicht beabsichtigt das zu sagen Vor allem nicht schon Am Anfang. Es hatte mich dann wohl doch mehr beschäftigt, als ich hatte zugeben wollen.

Nun wurde Damon neugierig. Stirnrunzelnd sah er mich an. „Was soll das denn heißen?", wollte er wissen. „Klar, Ghosts sind anders, aber sie sind immer noch Elementary."

Ich schüttelte meinen Kopf und strich mir über meinen linken Arm. „Nein.", sagte ich. „Eben nicht." Ich schluckte. Es wurde immer schwerer, die Tränen zurück zu halten. Wieso war das so verdammt schwer?

„Klär mich auf.", forderte Damon. „Ansonsten verstehe ich dich nicht." Er rutschte ein wenig umher, auf der Suche, nach einer gemütlicheren Position.

„Manou hat uns da so etwas erzählt.", begann ich und stockte. „Am besten zeige ich es dir. Wenn du es erlaubst." Unsicher hob ich meinen Blick und traf den von Damon. Ich zuckte kurz zusammen.

Damon tat so als hätte er das nicht bemerkt und zuckte mit seinen Schultern. „Wenn es so schneller geht.", meinte er. Ich zwang mich nun seinem Blick standzuhalten. Nahm ihn gefangen. Damon bemerkte das. Innerlich sträubte er sich, doch äußerlich ließ er sich nichts anmerken und blieb gelassen. Stück für Stück begann ich nun die Erinnerungen an das Gespräch mit Manou zu ihm herüber zu schieben. Damons Blick lag in weiter Ferne. Aufmerksam beobachtete er das Geschehen, das sich vor seinen Augen abspielte. Als sich seine Miene verdüsterte, sah er gerade den Teil, indem Manou uns genaustens über die Ghost Elementary aufklärte. Und über mich. Danach stoppte der Erinnerungsfluss und Damons starrte mich an.

„Du ...", er stockte und schwieg.

„Ich bin keine Elementary.", sprach ich das aus, was er vermutlich gerade sagen wollte. „Weißt du, das was das Einzige, an das ich mich die ganze Zeit über geklammert habe. Weil ich dachte, dass wenigstens das die Wahrheit sei. Aber das war sie nicht." Ich biss fest meine Zähne aufeinander. „Und jetzt bin ich nicht bloß eine Obscura, sondern auch noch eine Art Hybrid." Ich seufzte. „Aber deswegen bin ich nicht hier. Darüber wollte ich eigentlich nicht wirklich sprechen."

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