Kapitel 70.2 - Vorbereitungen

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Lady Darkstone schwieg, während Desdemona verbittert auf sie herab sah. Erneut ergriff Liam Desdemonas Arm und dieses mal ließ sie es zu. Er zog sie zu sich und legte seine Arme um sie. Umarmte sie einfach. Stumm ließ sie es zu.
Schweigend beobachtete Nawin die beiden.
Ich sagte nichts. Weshalb auch? Vermutlich hatte Desdemona Recht gehabt, als sie meinte, ich solle nichts dazu sagen und ich hätte ja keine Ahnung. Egal wie viel Desdemona ihrer Tante auch bedeuten mochte. Desdemona würde ihr nie verzeihen. Niemals. Und irgendwie war das auch berechtigt.

Niemand sprach. Alle blickten auf ihre Füße. Was sollten wir auch schon sagen? Das hier ging uns nichts an und jeder Themawechsel schien jetzt falsch.
Doch Nawin schien es nicht mehr auszuhalten. "Ich bin der Verräter!", rief er ganz plötzlich, womit er alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und er wirkte angespannt. "Ich werde in drei Tagen an der Seite der Jäger kämpfen müssen." Jeder starrte ihn an.
"Du?!", rief Will entgeistert aus. "Du, Nawin?!"
Nawin senkte seinen Kopf. "Ich.", bestätigte er. Mein Bruder schien sich nicht mehr einzukriegen. Mit großen Augen sah er seinen Mitbewohner an und versuchte sich wohl vorzustellen, wie ausgerechnet Nawin der Verräter sein konnte. Will wollte etwas sagen, doch er fand keine Worte. Nicht ein einziges. Nawin war ein kleines Häufchen Elend. "Helft mir.", flehte er. "Bitte helft mir."

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass die Desdemona von Liam gelöst hatte und nun Nawin, ihren damaligen besten Freund, betrachtete. Für sie ergab nun alles einen Sinn. Jedenfalls alles, das mit Nawin zutun hatte. Schweigend ging sie auf ihn zu, was er mit angehaltenem Atem und wild klopfendem Herzen wahrnahm. Er machte sich auf das Schlimmste gefasst und wurde überrascht.
Desdemona hatte sich wieder gefasst und schenkte Nawin, den sie bis vor Kurzem noch wie einen Feind behandelt hatte, ein aufmunterndes Lächeln. "Wir finden deinen Bruder. Das verspreche ich dir. Wir finden und retten ihn.", sagte sie. "Und denen, die ihn festhalten verpassen wir einen ganz gewaltigen Arschtritt!" Sie sah so aus, als würde sie sich schon einen düsteren Racheplan zurecht legen. "Immerhin haben wir noch drei Tage Zeit um ihn zu finden." Sie wandte sich an mich. "Hat Damon zufällig ausgespuckt, wo sich Nawins Bruder befindet?", wollte sie wissen.
Ich nickte. "Ja. Er wird im Keller eures alten Zuhauses festgehalten.", informierte ich Nawin schnell. "Alle zwei Tage schaut dort jemand vorbei." In Nawins Augen blitzte so etwas wie Trauer, aber auch Hoffnung auf.
"Keine Sorge.", sagte Desdemona. "Bald ist alles wieder gut."
"Vergiss nicht die große Invasion, die uns noch erwartet.", bemerkte Theodor. "Ihr müsst schnell wieder zurück sein und am besten geht nur eine kleine Gruppe los."
Desdemona nickte und schaute in die Runde. "Mika, du kommst mit uns!", bestimmte sie.
Empört meldete sich Liam zu Wort. "Und ich nicht! Ich lasse dich nicht allein losziehen!"
Desdemona verdrehte ihre Augen. "Ich bin doch nicht allein, Liam. Mika und Nawin sind doch auch dabei. Und später auf dem Rückweg sind wir sogar zu viert.", belehrte sie ihn. "Außerdem bin ich doch kein kleines Kind mehr!" Liam wollte etwas sagen, doch wurde schon unterbrochen, bevor er auch nur ein Wort aussprechen konnte.
"Mika muss hier bleiben!", sagte Ariadne nachdrücklich. "Mika ist unsere Geheimwaffe! Die Jäger wissen nicht, dass sie hier ist! Sie kann nicht einfach so weggehen! Sie wird gesucht! Und das nicht nur von den Jägern! Außerdem gibt es da noch ein anderes Problem. Was, wenn die Jäger früher angreifen und Mika bis dahin nicht wieder zurück ist? Oder wenn der kleine Ausflug länger dauert, als erwartet? Und sie verletzt wird? Das können wir alles nicht riskieren!"
"Aber wir können auch nicht riskieren, dass zu viele Elementary das Internat verlassen, um Nawins Bruder zu retten! Außerdem würde das Aufsehen erregen!", hielt Theodor nachdenklich dagegen. "Mit Mika haben Nawin und MacKenzie die besten Chancen unauffällig und auch erfolgreich zu sein." Er machte eine kurze Pause um Ariadne Zeit zu geben, sich Gedanken darüber zu machen. Dann fuhr er fort: "Aber wie schon gesagt wurde: Wir haben noch drei Tage. Und ich glaube kaum, dass die Jäger früher angreifen. Wenn wirklich alle kommen, muss das geplant werden und auch Verspätungen und ungeplante Probleme müssen mit einberechnet werden. Sie werden nicht vorher kommen." Alle sahen Theodor verwundert an.
"Seit wann bist du denn hier der Jäger-Experte?", wollte Liam erstaunt von seinem Mitbewohner wissen. Theodor zuckte bloß mit seinen Schultern. "Ich habe einfach nur nachgedacht.", meinte er. "Und viele Filme geguckt."
Liam verkniff sich ein Lachen.
"Na also.", sagte Desdemona siegessicher. "Mika, Nawin und ich werden dann zusammen losgehen." Mit einem Blick auf Ariadne fügte sie noch gurrend hinzu: "Keine Sorge. Dein Schatz wird rechtzeitig zurück sein."
Herablassend betrachtete Ariadne Desdemona und ihr stand die Wut ins Gesicht geschrieben. "Rede nicht so mit mir, Schatten." Sie machte einen bedrohlichen Schritt auf Desdemona zu. "Vielleicht werde ich es sein, die im Kampf dein Leben retten kann."

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