Kapitel 2 - Der Angriff ✅

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Panisch fuhr ich nach hinten herum und blickte in kalte schwarze Augen. Augenblicklich erstarrte ich zu einer Salzsäule. Erschrocken starrte ich in die schwarzen Abgründe. Mein Herz raste, während ich es nicht konnte. Ich war noch nicht einmal dazu in der Lage, meinen Blick von seinen unheimlichen Augen zu lösen. Mein Atem ging stoßweise. Das Pochen meines eigenen Blutes dröhnte mir in den Ohren. Was zur Hölle war das? Das konnte doch nicht normal sein! Nackte Angst überrollte mich. Mein Herz stolperte und hüpfte erschrocken. Diese Augen waren das Schrecklichste, was ich jemals zuvor gesehen hatte. Hoffentlich waren das nur Kontaktlinsen, auch wenn ich nicht so recht daran glaubte.

Er war kaum älter als ich. Hatte braun, rötliche Haare, harte Gesichtszüge, trug schwarze Klamotten und sah mich gefühlskalt an. Man sah ihm an, dass er trainierte. Gegen ihn hätte ich keine Chance. Meine einzige Möglichkeit wäre gewesen, wegzurennen. Doch diese hatte ich verstreichen lassen. Wenn er mir wirklich etwas Böses wollte, wäre ich ihm hoffnungslos ausgeliefert.

Ich brachte es kaum fertig zu schluckte. Mich überkam ein ziemlich ungutes Gefühl. Das Zittern meines Körpers machte es nicht besser. Und der Typ war wahrscheinlich nicht nur zufällig hier. Was wollte er von mir? Ich kannte ihn nicht. Und so wie der aussah, standen meine Chancen wirklich, wirklich schlecht. Mein Herz klopfte wild und ungleichmäßig. Meine Beine bestanden nur noch auch Wackelpudding. Allein seine Gestalt war angsteinflößend. Seine schwarzen Augen machten es auch nicht besser. Mir blieb nur noch übrig, zu hoffen, dass er einfach nur zufällig hier war und vielleicht nach dem Weg fragen wollte. Und das war sehr unwahrscheinlich.

»Du sagst mir jetzt sofort, wo deine Eltern sind.«, befahl mir der Junge mit unnachgiebiger Stimme. Sie duldete keine Widerworte. Ein eisiger Schauer kroch quälend langsam meinen Rücken hinunter. Aus geweiteten Augen starrte ich ihn an. Das war es, was er wollte? Aber wieso? Es ging ihn doch gar nichts an? Und hieß das nicht, dass er mich oder Hanne kannte? Noch immer raste mein Herz und machte sogar Usain Bolt Konkurrenz.

Tatsächlich wusste ich nicht, was mir lieber wäre. Gerechnet hatte ich mit jemandem, der mich ausraubte oder dergleichen. Aber vor mir stand jemand, der etwas über meine Eltern erfahren wollte. Was eigentlich noch viel unheimlicher und bedrohlicher war. Das bedeutete nämlich, dass er uns kannte oder beobachtet hatte. Die Gedanken schossen unaufhaltsam durch meinen Kopf. So schnell und wirr, dass ich gar nicht dazu in der Lage war, sie zu greifen.

»I-Ich bin nicht die Person, d-die du suchst.«, versuchte ich es ängstlich. Meine Stimme zitterte unkontrolliert und war viel zu leise. Meine Augen suchten ihn nach einem Messer oder einer anderen Waffe ab, doch sie fanden keine. Trotzdem hieß das noch lange nicht, dass ich außer Gefahr war. Wäre ich doch mit meiner Mutter mitgegangen! Dann wäre das hier gar nicht passiert!

»Lüge mich nicht an!«, zischte mein Gegenüber bedrohlich und trat noch einen Schritt auf mich zu. Er wirkte auf mich nicht so, als würde er mir auch nur ein bisschen Glauben schenken. Finster lag sein dunkler Blick auf mir. Meine Beine würden jeden Moment unter mir nachgeben. An eine Flucht war gar nicht mehr zu denken. Selbst, wenn ich mich nicht durch das Gestrüpp kämpfen müsste, würde ich mit meinen weichen Beinen so schnell nirgendwo hinkommen. Schweiß rann mir über die Stirn. Ich sah keinen Ausweg. Diese Erkenntnis raubte mir beinahe den Atem.

»W-Wirklich!«, beteuerte ich, wobei ich mehr krächzte als wirklich sprach. Meine Hände, die unkontrollierbar zitterten, ballte ich zu Fäusten, in der Hoffnung, dass das Zittern aufhörte. Tat es nicht. Kalter Schweiß ließ mich, trotz des warmen Wetters, frieren. »I-Ich habe nur ein Elternteil. D-Du sprachst von beiden. B-Bitte lass mich gehen! Bitte!« Flehend sah ich zu ihm hoch. Seine Miene veränderte sich kein bisschen. Und wenn, wurde sie nur noch düsterer. Ich wollte schlucken, doch es misslang. Ich konnte nicht. Außerdem kam ich mir vor, als würde ich jede Sekunde einfach umkippen.

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