Kapitel 74

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Selana (P.o.v)


„Ich lasse dich nur gehen, weil ich weiß wer du bist. Es bringt uns beiden nichts, wenn ich dich hierbehalte.", sagte der Arzt und ich nickte. Er drückte mir eine Packung mit Tabletten in die Hand. „Wenn es dir mies geht nimmst du eine halbe davon und sei damit vorsichtig, die können in der richtigen Dosis tödlich wirken." Ich zog eine Augenbraue hoch. „Tödlich?" „Naja, mit Ibuprofen komme ich ja nicht bei dir weit.", murmelte er und schrieb noch etwas auf.

Er hielt mir einen Zettel hin. „Eine Krankschreibung." „Die brauche ich nicht.", winkte ich ab und er schaute verdutzt. „Für die Schule? Arbeit?", fing er an, aber ich schüttelte den Kopf. „Ich leite eine Firma, ich brauche keine Krankschreibung."

„Wie alt bist du nochmal?" „Ich bin achtzehn Jahre alt." Er rückte seine Brille zurecht und schaute mir in die Augen. „Man gut, dass du nicht alterst." Mein Mundwinkel zuckte. „Das solltest du besser für dich behalten!"

Er lachte. „Gibt es überhaupt einen Beschützer an deiner Seite? In manchen Märchen taucht einer auf." Ich blickte kurz zu Boden. „Es gab einen." „Oh, ich wollte nicht unhöflich sein.", murmelte er, aber da stand ich schon auf und ging zur Tür. „Danke.", meinte ich und umfasste die Türklinge. „Es war mir eine Ehre!" Ich schaute kurz nach hinten und er verneigte sich. „Mondgöttin."

Ich verließ das Krankenhaus durch die Hintertür, dort wurde ich schon von David erwartet. „Und?" „Naja, ich stehe wieder auf eigenen Beinen." „Was hat er gemacht? Du warst über eine Stunde bei ihm!", fragte er nach und fuhr sich durch seine Haare. „Erstmal hat er mir was Starkes gespritzt damit ich wieder auf die Beine komme, die Wunde zusammengenäht und eingesprüht. Jetzt habe ich noch starke Tabletten bekommen." „Und konnte er dir was wegen dem Messer sagen oder warum deine Wunde nicht heilt?" Ich seufzte.

„Das ist nur ein verdammter Arzt, er hat keinerlei Ahnung von Hexen oder von Flüchen, sonstigem.", sagte ich und zuckte mit den Schultern. „Das ist aber doch ein Werwolf, oder?", fragte er und ich nickte. „Ich denke das mein Körper einfach nur Zeit braucht, um das zu verarbeiten, beziehungsweise den Fluch oder halt das verhexte Messer." „Und das reicht dir?"

Er hielt mir die Autotür auf. „Bis jetzt hat das immer gut funktioniert.", sagte ich und daraufhin schlug er schwungvoll die Autotür zu. Verdattert schaute ich ihn an, als er neben mir saß. „Hast du vielleicht vergessen was mit dem Gift war? Ist noch gar nicht so lange her!", knurrte er und startete das Auto.

„Das war nur einmal." „Das war einmal zu viel!", grummelte er und atmete tief durch. „Wie kannst du das auf die leichte Schulter nehmen?" Ich lehnte mich mit dem Kopf an die Fensterscheibe. „Mit der Zeit gewöhnst du dich an einiges, glaub mir."

„Ich werde mich nicht daran gewöhnen, ich kann nicht unterwegs sein und in Angst leben das dir was passiert." Mein Magen zog sich zusammen und ich blickte zu ihm. „Du brauchst keine Angst haben. Ich bin unsterblich." Er lachte. „Im Endeffekt bist du nichts. Das Gift hätte dich auch umgebracht. Die Welt ist riesig und wer weiß wie viele Leute was zusammenmischen oder herstellen was dir Schaden kann."

Das zu hören tat weh, auch wenn es mal nicht verkehrt war. Immerhin bin ich immer davon ausgegangen, dass man mir nichts anhaben konnte. Ich biss mir auf die Unterlippe und holte mein Handy aus der Hosentasche. „Was machst du da?", fragte er und ich schaute kurz zu ihm. „Ich mache mir Schulden damit du ab sofort keine Angst mehr haben musst." „Was?" In dem Moment hörte ich schon eine alte bekannte Stimme aus meinem Handy. „Glenrion hier."

David schüttelte mit dem Kopf und wollte mir das Handy abnehmen, natürlich war das nicht so einfach, immerhin musste er fahren. „Hallo?", fragte er nach und sofort reagierte ich. „Hey Glen, hier ist deine alte Freundin." Es erklang ein gebrochenes Lachen. „Haben sie dich noch nicht umgenietet?" „Du weißt doch wie das ist. Was es nicht gibt, kann man nicht töten.", sagte ich und er stimmte mir zu.

„Was brauchst du von mir? Immerhin ist das letzte Mal schon ein paar Jährchen her." Ich verzog keine Miene und hoffte einfach das David nicht zuhörte. „Kannst du dich noch an den Zauberspruch erinnern der einen-„ „total normal macht?", unterbrach er mich und beendete damit meine Frage. „Ja.", sagte er und als ich ein Blick zu David wagte, sah ich wie sauer er war.

„Es ist aber ein Tarnungszauber vor anderen, vergiss das nicht. Die anderen nehmen dich normal wahr und nicht als Werwolf, geschweige für das was du wirklich bist." „Ich möchte das du den Tarnungszauber aussprichst. Wenn ich für jeden anderen Werwolf normal erscheine wird das meinen Seelenverwandten beruhigen.", sagte ich ernst. „Du hast deinen Seelenverwandten getroffen?", fragte er verblüfft und ich lachte. „Naja, er hat mich als erstes gefunden."

„Den musst du mir unbedingt vorstellen, wenn ich dich besuchen komme." „Das mache ich, mit wann kann ich mir dir rechnen?", fragte ich ihn. „Gib mir deine Stadt durch und ich bin heute Abend da." „Bodetal." „Warum hätte ich mir das denken können?", fragte er und lachte. „Liegt wohl an meine Vergangenheit." „Was macht eigentlich dein Bruder?" Ich schluckte. „Wir sprechen heute Abend weiter, ja." „Okay, gut.", meinte er und ich verabschiedete mich.

„Bist du eigentlich komplett bescheuert?", knurrte jetzt David und ich steckte das Handy weg. „Du kennst einfach einen Hexer und jetzt willst du das er einen Tarnungszauber spricht? Hast du den Verstand verloren?"

„Ich habe sicherlich nicht den Verstand verloren! Der Preis, den ich dafür zahle, ist hoch und das ist nicht einfach mal aus den Ärmeln geschüttelt. Außerdem mache ich das für dich und auch für das Rudel, ich kann nicht ständig um mich schauen. Ich möchte auch gerne etwas ruhiger treten und einfach in Ruhe mit dir leben, in unserem Haus.", sagte ich leise.

David wollte was sagen und mir wahrscheinlich die Hölle heiß machen, aber stattdessen legte er einfach seine rechte Hand auf meinem Oberschenkel.

SelanaWhere stories live. Discover now