Kapitel 126

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Selana (P.o.v)


Ich schaute überrascht zu Justin als es an der Haustür klingelte, immerhin waren alle da und wir erwarteten keinen mehr.

„Hast du noch wen eingeladen?", fragte ich ihn, aber er schüttelte den Kopf. Es klingelte erneut und ich stand jetzt auf. „Ich gehe."

„Ich komme vorsichtshalber mit." Justin legte seine Karten auf den Tisch und folgte mir, die anderen ließen wir im Wohnzimmer zurück.

Ich komme auch mit.

Ich öffnete die Haustür ein bisschen und in der nächsten Sekunde schloss ich sie wieder.

Mein Griff war plötzlich so fest um die Türklinge das ich dachte ich würde sie zerbrechen.

Mein Herz raste und mein Puls schoss in die Höhe.

„Selana?", hörte ich die Stimme meines Bruders von der anderen Seite der Haustür und ich holte tief Luft.

Justin sagte etwas hinter mir und ich spürte seine Hand auf meine Schulter.

„Das ist Alexios."

Dein Bruder.

Ich öffnete erneut die Haustür.

Eben war ich noch guter Dinge, hatte Spaß mit meinen Freunden und jetzt stand mein Bruder mit seiner Ehefrau vor mir.

Ich presste die Lippen aufeinander und schaute in sein Gesicht.

„Selana.", wiederholte er sich und ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.

Mein Blick fiel jetzt auf Jule, sie hatte etwas in ihren Armen und lächelte mich an.

Es war ein herzergreifendes, einladendes und warmes Lächeln.

„Es wird Zeit das du deine Nichte kennenlernst."

Nichte?

Meine Beine wurden weich als ihre Wörter mich erreichten.

„Wie bitte?"

„Kommt erstmal herein.", kam es von Justin und er schob mich ein bisschen zur Seite.

Meine Gefühle waren gerade das reinste Chaos und ich war wie erstarrt.

„Zieht euch aus und folgt uns ins Wohnzimmer."

Justin nahm meine Hand und zog mich hinter sich her, unsere Freunde, die bis eben noch auf der Couch saßen, waren aufgesprungen.

„Wir wiederholen das einfach ein anderes Mal", sagte Paula schnell und ich nickte.

„Genau! Und schön euch wieder zu sehen! Wir haben später noch was zu klären!", mischte sich Rami ein und klopfte Alexios kurz auf die Schulter, danach verschwanden die beiden.

„Wir melden uns später bei euch!", rief Justin ihnen nach und schon setzten wir uns auf die Couch.

Ich hörte wie unsere Haustür ins Schloss fiel und Justin legte einen Arm um mich.

„Herzlich Willkommen erstmal.", fing er an.

Ich will sie sehen!

Ich starrte auf dieses kleine Bündel an Decken was Jule fest in ihren Armen hielt.

„Das ist meine Nichte?"

Sag ihr das du sie sehen willst!

Sie schaute auf, blickte mich mit ihren braunen Augen an und nickte, schenkte mir ein Lächeln.

„Sie sieht aus wie du."

Mein Herz raste wieder und ich löste mich von Justin, stand auf.

Mit schweren Schritten ging ich zu ihr und setzte mich auf die Lehne damit ich einen Blick erhaschen konnte.

Jule lehnte sich zu mir und ich sah meine Nichte zum erstmal Mal.

Sie war klein und hatte blasse Haut, ihre Augenbrauen erkannte ich kaum und ihre Augen hatte sie geschlossen. Eine Stupsnase zierte ihr Gesicht und ihre Wangen waren rot.

Jule zog ihr die Mütze vom Kopf und schon erblickte ich ihre dunkelblonden Haare.

In dem Moment gähnte sie und schlug ihre Augen auf.

Ich blickte in grüne Augen und ich war wie verzaubert, sie war wunderschön und tatsächlich sah sie aus wie ich, nur war sie ein Baby.

Sie entdeckte mich und es fühlte sich an als würde mir der Boden unter den Füßen weggerissen werden, wie auf Knopfdruck war ein dickes Band zwischen uns geschnürt.

Unser Blut fließt in ihr.

„Wie heißt sie?"

„Selene."

„Wie unsere Mutter.", stellte ich fest und all die Bösen Dinge die zwischen Alexios, Jule und mir passiert sind, waren wie ausgelöscht.

„Darf ich sie mal halten?"

„Natürlich aber sei bitte vorsichtig, sie kam zu früh auf die Welt."

Ich lächelte.

„Alexios und ich auch."

Ich hielt Selene im Arm und strich ihr über die Wange.

„Ein neuer Zweig im Stammbaum.", flüsterte ich und sie machte ein quietschendes Geräusch.

Und damit fängt wieder eine neue Geschichte an.

„Aber was wollt ihr hier?"

Mein Blick fiel jetzt auf Alexios und Jule.

„Wir möchte uns erstmal für alles entschuldigen.", sagte mein Bruder und nahm Jule ihre Hand.

„Wir bereuen alles zutiefst und vor allem das ich dich im Stich gelassen habe." Ich nickte langsam. „Ich möchte das unsere Familie wieder vereint ist und das alles wieder wie früher wird."

„Außerdem sollst du sehen wie deine Nichte aufwächst, wie sie in die Schule geht, wie sie sich zum ersten Mal verwandelt und alles.", kam es jetzt von Jule.

„Das wäre schön.", murmelte ich und lächelte meine Nichte an. „Aber das habe ich nicht allein zu entscheiden.", fügte ich hinzu und schaute zu Justin. „Was meinst du?"

„Kleine Wölfin." Er schaute in meine Augen. „Ich habe dich schon lange nicht mehr so strahlen sehen, es sieht so aus als würdest du dein Glück in den Händen halten und ich werde es dir nicht wegnehmen."

Mein Lächeln wurde breiter und ich wusste jetzt, ich hatte damals die richtige Wahl getroffen.

SelanaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt