Kapitel 65

2.7K 129 5
                                    

Selana (P.o.v)


Mit schlaffen Beinen schleppte ich mich zur Tür. „Du sollst dich doch ausruhen! Du heilst nicht mehr so schnell wie damals! Das letzte mal hätte ich dich doch schon fast verloren..", ich schaute nach hinten und David verstummte. „Ich möchte nur Rami sehen." „Wie willst du dahin kommen? Du wirst es nicht mal schaffen die Treppe runterzukommen!"

Ich biss mir auf die Lippen und schaute in seine grauen Augen. „Ich schaffe das." Enttäuscht schüttelte er seinen Kopf. „Du bist so unfassbar-„ Ich ignorierte ihn und ging zum Treppengeländer. „Ich scheitere sicher nicht an einer Treppe..", murmelte ich zu mir selbst und straffte die Schultern. Meine Hand glitt zum Geländer und ich setzte vorsichtig einen Fuß auf die Stufe. Ein bekannter Schmerz durchzog meinen Körper und sofort war meine andere Hand auch auf dem Geländer damit ich mein Gleichgewicht halten konnte. Ich verkniff mir ein Knurren und holte tief Luft, verdammt das waren Schmerzen!

„Und wie weit denkst du schaffst du es? Noch drei Schritte, bis dein Körper aufgibt?", hörte ich David hinter mir und ich schluckte schwer, wahrscheinlich hatte er Recht. Trotzdem schüttelte ich den Kopf und ging eine Stufe weiter runter. Ich biss mir tatsächlich auf die Zunge damit mir kein Schrei entwich. „Spürst du wie sich der Schmerz durch deinen Körper zieht?" Ich schaute zu David. „Findest du das eigentlich witzig? Du könntest mir helfen!" Er verdrehte die Augen. „Ich wollte das du im Bett liegen bleibst, du wolltest zu Rami also seh zu!" Ein wenig genervt und enttäuscht schaute ich wieder nach vorne. „Verschwinde doch einfach.", sagte ich ehrlich und hoffte auf eine Reaktion, aber es kam keine.

Ich wagte einen weiteren Schritt und rutschte ab. Mir entwich tatsächlich ein schriller Schrei und ich sah mich schon unten am Boden, heulend. In der nächsten Sekunde wurde ich gepackt und an eine harte Brust gedrückt. Mein Herz schlug wie verrückt und ich schaute in David sein Gesicht.

Seine Lippen waren aufeinandergepresst und er sah wütend aus. „Du bist so unvernünftig!" „Danke.", murmelte ich und er seufzte. „Was soll das Selana? Sei doch mal ehrlich zu dir selbst. Du schaffst es niemals zu ihm."

Der Satz wiederholte sich in meinen Gedanken und innerlich wusste ich das er Recht hatte. Es war für mich unmöglich Rami zu besuchen, ich konnte ja nicht mal die Treppen runtergehen. Sofort füllten sich meine Augen mit Tränen. „Ich muss ihn sehen!", sagte ich und versuchte David ein wenig wegzuschieben, aber ich hatte zu wenig Kraft dafür. „Wie kann dir das alles so wichtig sein? Dir geht es Grotten schlecht, denk doch mal an dich!"

Ich fasste all meinen Mut zusammen und schaute in seine Augen. „Ich habe Alexios verloren und werde wahrscheinlich nie sein Kind kennenlernen." Mir lief eine Träne über die Wange. „Rami gehört zu meiner Familie und ich hänge so sehr an ihm das mir meine Gesundheit egal ist!" Ich wischte mir mit meiner Hand über das Gesicht. „Entweder hilfst du mir oder lässt es!" David stieß sein Atem aus und ich ließ die Schultern sinken.

Im nächsten Wimpernschlag entwich mir ein überraschter Schrei. Er hatte einen Arm unter meinen Rücken und einen unter meine Beine gepackt, so trug er mich die Treppe herunter. „Hattest du wirklich eine Sekunde lang gedacht ich lasse dich das allein machen?" Mein Herz schlug schneller und ich lächelte. „Ein bisschen schon." Er schüttelte den Kopf und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich werde immer an deiner Seite sein und dich unterstützen, egal wie stur du manchmal bist." 

SelanaWhere stories live. Discover now