Kapitel 182 - Briefpapier

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Lilly

Am Dienstag frühstückte ich mit meiner Familie. Ich aß ausgiebig, bis ich satt war. Es machte mir nichts aus. Ich war ruhig, fast entspannt. Danach ging ich hoch und räumte mein Zimmer auf und wischte staub. Alles war makellos, meine Eltern sollten so wenig Arbeit wie möglich haben. Mein Atem ging gleichmäßig, ich spürte jeden Zug, der durch meine Lungen ging. Ich sortierte meine Schreibtischschublade aus und schmiss die Klingen weg. Ganz unten fand ich einen Rest Koks. Kurz wollte ich es auch weg schmeißen, doch ich behielt es. Vielleicht brauchte ich es noch. Mit dem 13 Uhr Bus fuhr ich in die Stadt. Neuer Schnee war über Nacht gefallen, die Leute machten ihre letzten Weihnachtseinkäufe. In einem Geschäft kaufte ich einen kleinen Blumenstrauß und nahm dann den nächsten Bus zurück. Drei Stationen vor unserem Haus, stieg ich aus. Ich ging in den kleinen Buchladen, indem ich damals mein Tagebuch gekauft hatte. Ich lächelte der Verkäuferin freundlich zu und sie grüßte mich. Ich wusste nicht recht, ob sie sich an mich erinnerte, doch es schien so. Vor einem Regal mit Schreibwaren, blieb ich stehen. Meine Finger glitten über cremefarbenes Briefpapier. Es war schön dick, hielt bestimmt lang. Ich kaufte es, dazu die passenden Briefumschläge. 
>>Na, gibt es Briefe für die Liebsten?<< fragte mich die Frau, während sie meine Sachen in die Kasse eingab. Ich lächelte stumm. 
>>Ja, so kann man es sagen. Frohe Weihnachten Ihnen<< sagte ich und nahm meine Sachen. 
>>Dir auch<< rief sie noch als ich zur Tür raus ging. Der Schnee knirschte unter meinen Schuhen, ansonsten verschluckte er jedes Geräusch. Mein Kopf war leise, geordnet. Ich konnte meinen Atem hören. In weißen Wölkchen stieg er zum Himmel hinauf. Mir war nicht kalt. Den Rest nach hause, lief ich zu Fuß. Das Briefpapier und die Umschläge legte ich auf meinen Tisch. Die Blumen stellte ich in eine Vase auf den Küchentisch. Meine Entscheidung stand fest. Und komischerweise, nahm mir das ein wenig Gewicht von den Schultern. Oben nahm ich ein langes heißes Bad und versuchte meine Muskeln zu lockern. Zum ersten Mal seit langem umhüllte mich die Wärme des Wassers wieder, ich konnte es wieder spüren und es war schön. Ich war zufrieden. Nach dem Bad, zog ich mich an und stellte mein Handy aus. Nichts sollte mich mehr ablenken, auch wenn ich sowieso mit nichts mehr rechnete. Ich ging nach unten und setzte mich kurz auf die Couch zu meinen Eltern. 
>>Wie geht's dir, Kleine?<< fragte mich Dad, während er seine Zeitung las. 
>>Mir geht es ganz gut, ich hab nur etwas Kopfschmerzen. Ich glaube, ich habe heute zu wenig getrunken.<< antwortete ich. Meine Mum sah von ihrer Arbeit hoch.
>>Das Wetter wechselt ja auch, gefühlt jede Stunde. Und diese Dunkelheit draußen macht einen ja auch fertig.<< 
Ich nickte etwas abwesend.
>>Weißt du was, Schatz? Leg dich doch gleich einfach ein bisschen schlafen. Es ist zwar erst 17 Uhr, aber das hilft sicher ein bisschen bei deinen Kopfschmerzen.<< schlug sie vor. 
>>Ja, das ist eine gute Idee. Ich werde mir noch ein bisschen was zu essen mit hoch nehmen, dann müsst ihr mich nicht zum Abendessen wecken.<< 
Ich machte mir ein Sandwich und lief nach oben. 
>>Schlaf gut!<< rief mein Dad hinterher. >>Ja, ihr auch!<< rief ich zurück und schloss die Tür hinter mir. Mein Körper fuhr runter als ich mich ins Bett legte. Ich schlief lang und traumlos. Erst am nächsten Tag wachte ich wieder auf.

Please no promises - und alles wurde fakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt